Sie hätten es in der Hand gehabt, die Würde der Demokratie als Staatsform zu retten, den Menschen zu zeigen, dass Politiker sie mehr sein können als sture, kleingeistige Beamtenseelen und hemdsärmelige Hickhack-Disputanten, denen ihre Partei-Klüngelei wichtiger ist als das, was sie riskieren, die nur an ihr eigenes Scherflein denken und nicht bereit sind, auch nur ein Jota von ihren geheiligten Vorstellungen abzuweichen, um ein gemeinschaftliches Vorgehen gegen Rechts möglich zu machen.
Hätte der letzte Wahlerfolg der Heimattümler und Rassisten nicht als Weckruf ausreichen müssen, um diesen verstiegenen Trotzidealisten und Parteimauschlern aufzuzeigen, dass viele, ZU viele Österreicher längst genug haben vom seit Dekaden immer desillusionierter mitverfolgten traurigen Schauspiel dieser Fatzken, die nicht zu wissen scheinen, was die Uhr geschlagen hat!?
Was wird jetzt passieren, da die Verhandlungen gescheitert sind - wegen ein oder zwei Punkten, deren Lösung man auch auf später hätte verschieben können?
Entweder Volks- und Reichskanzler Kickl wird mit der Regierungsbildung betraut, weil die Umfaller in den anderen Parteien plötzlich doch bereit sind, mit den Nazis ins Bett zu steigen - etwas, das noch vor dreißig Jahren als absolut undenkbar gegolten hätte - oder es wird Neuwahlen geben. Glauben die anderen Parteien nach diesem erneuten jämmerlichen Schauspiel ihrer staatsmännischen Unfähigkeit tatsächlich, dass die Rechten nicht noch mehr Zulauf erhalten werden als zuvor?
Seit Jahren erstickt das Land in immer mehr hirnrissiger Bürokratie, weil niemand die heißen Eisen wirklich anfassen will - man lässt es weiter dahindümpeln, spart das Gesundheissystem kaputt, die Polizei und das Heer, und der Bürger wird mit sinnlos umständlichem Papierkram nachhaltig belästigt. Dazu das Kasperletheater der vollmundigen Versprechungen, denen dann wieder nichts folgt als noch mehr Bürokratie, regulative Einengung und Gesetzen, denen jeglicher gesunde Menschenverstand fehlt. Kann wirklich noch jemand erstaunt sein, wenn der Österreicher irgedwann sagt: So habe ich mir das nicht vorgestellt!?
DAS jetzt - das WAR die allerletzte Chance, das Ruder für die Demokratie noch einmal herumzureißen - und die Protagonisten haben kläglich versagt, befangen in ihrer blinden Blase, in der sie wirklich immer noch zu glauben scheinen, ihre Staatsform wäre nicht in Gefahr, wenn die FPÖ ans Ruder kommt! Die Machtübernahme Hitlers hat gezeigt, wie schnell ein System kippen kann, selbst wenn die Umstürzler nicht die Mehrheit haben, bloß weil das Volk zuviel Angst hat, aufgeputscht von den Fake Facts und Demagogen der Ultrarechten, und zu dumm, um die eigenen stupiden Vorurteile zu erkennen oder gar zu hinterfragen.
Die endlosen Verhandlungen und ihr armseliges Ergebnis sind nach all den Skandalen und aufgedeckten Korruptionen der letzten Dekaden der letzte Sargnagel der Demorkatie in Österreich - und diese egoistischen Interessensmarionetten begreifen das noch nicht einmal! Sie setzen auf 'spätere' Gelegenheiten, ohne zu ahnen, dass es vielleicht gar keine mehr geben wird, weil ihre unwürdige Bühne abgerissen wird - unter ihren noch strampelnden Füßen - und keiner wird ihnen nachweinen, nicht einmal die klaren Verfechter der Demokratie, enttäuscht von dem degustiösen Schauspiel ihres letzten Auftritts, dessen historische Wichtigkeit sie völlig verkannt haben!
Und Van der Bellen? Er hätte in seiner Rede all das ansprechen können, mal Tacheles reden über die österreichische Politikszene. Ihm war es zu danken, dass Kickl trotz seines Wahlsieges erst einmal geblockt werden konnte, und er hat den anderen Parteien die Chance eröffnet, endlich zu beweisen, dass sie mehr sein können als streitende Kinder. Sie haben es ihm nicht gedankt und eine armselige Vorsrtellung von Eigennutz und Unvereinbarkeit gezeigt - genau das, was die Politik in den letzten Jahrzehnten zunehmend diskreditiert het. Sicher ist er wütend auf diese Bürokraten - aber anstatt endlich mal auf den Tisch zu hauen und seiner Enttäuschung Ausdruck zu verleihen, anstatt die Österreicher über die Absichten der Rechten aufzuklären und öffentlich zu mahnen, bestellt er stattdessen Kickl ein, wohl um ihn mit der Regierungsbildung zu beauftragen. Ein besiegter Präsident, der sich bis in den Untergang an die Regeln hält, auch wenn alle anderen das längst nicht mehr tun. Er hätte für einen Knalleffekt sorgen können, selbst wenn er dafür seine Kompetenzen hätte überschreiten müssen. Er hat sich anders entschieden.
Wen wird man künftig - NACH dem Vierten Reich - für die Folgen verantwortlich machen?
Und wer denkt, die Deutschen würden es besser machen - Pustekuchen! Scholz wurde wieder nominiert - ein Nichtssager, ein politikunfähiger Sitzriese mit dem Charisma und der Verve einer Raufasertapete. Die AfD freut sich schon auf die Wahlen!
Wirklich - angesichts dessen, was in Wien gezeigt wird, schämt man sich, ein Österreicher zu sein ... vorausgesetzt, man ist kein Nazi.