Autor Thema: Österreich 2025 - Eine Demokratie schafft sich ab  (Gelesen 221 mal)

Erich Kykal

Österreich 2025 - Eine Demokratie schafft sich ab
« am: Januar 05, 2025, 20:12:37 »
Sie hätten es in der Hand gehabt, die Würde der Demokratie als Staatsform zu retten, den Menschen zu zeigen, dass Politiker sie mehr sein können als sture, kleingeistige Beamtenseelen und hemdsärmelige Hickhack-Disputanten, denen ihre Partei-Klüngelei wichtiger ist als das, was sie riskieren, die nur an ihr eigenes Scherflein denken und nicht bereit sind, auch nur ein Jota von ihren geheiligten Vorstellungen abzuweichen, um ein gemeinschaftliches Vorgehen gegen Rechts möglich zu machen.
Hätte der letzte Wahlerfolg der Heimattümler und Rassisten nicht als Weckruf ausreichen müssen, um diesen verstiegenen Trotzidealisten und Parteimauschlern aufzuzeigen, dass viele, ZU viele Österreicher längst genug haben vom seit Dekaden immer desillusionierter mitverfolgten traurigen Schauspiel dieser Fatzken, die nicht zu wissen scheinen, was die Uhr geschlagen hat!?
Was wird jetzt passieren, da die Verhandlungen gescheitert sind - wegen ein oder zwei Punkten, deren Lösung man auch auf später hätte verschieben können?

Entweder Volks- und Reichskanzler Kickl wird mit der Regierungsbildung betraut, weil die Umfaller in den anderen Parteien plötzlich doch bereit sind, mit den Nazis ins Bett zu steigen - etwas, das noch vor dreißig Jahren als absolut undenkbar gegolten hätte - oder es wird Neuwahlen geben. Glauben die anderen Parteien nach diesem erneuten jämmerlichen Schauspiel ihrer staatsmännischen Unfähigkeit tatsächlich, dass die Rechten nicht noch mehr Zulauf erhalten werden als zuvor?
Seit Jahren erstickt das Land in immer mehr hirnrissiger Bürokratie, weil niemand die heißen Eisen wirklich anfassen will - man lässt es weiter dahindümpeln, spart das Gesundheissystem kaputt, die Polizei und das Heer, und der Bürger wird mit sinnlos umständlichem Papierkram nachhaltig belästigt. Dazu das Kasperletheater der vollmundigen Versprechungen, denen dann wieder nichts folgt als noch mehr Bürokratie, regulative Einengung und Gesetzen, denen jeglicher gesunde Menschenverstand fehlt. Kann wirklich noch jemand erstaunt sein, wenn der Österreicher irgedwann sagt: So habe ich mir das nicht vorgestellt!?

DAS jetzt - das WAR die allerletzte Chance, das Ruder für die Demokratie noch einmal herumzureißen - und die Protagonisten haben kläglich versagt, befangen in ihrer blinden Blase, in der sie wirklich immer noch zu glauben scheinen, ihre Staatsform wäre nicht in Gefahr, wenn die FPÖ ans Ruder kommt! Die Machtübernahme Hitlers hat gezeigt, wie schnell ein System kippen kann, selbst wenn die Umstürzler nicht die Mehrheit haben, bloß weil das Volk zuviel Angst hat, aufgeputscht von den Fake Facts und Demagogen der Ultrarechten, und zu dumm, um die eigenen stupiden Vorurteile zu erkennen oder gar zu hinterfragen.

Die endlosen Verhandlungen und ihr armseliges Ergebnis sind nach all den Skandalen und aufgedeckten Korruptionen der letzten Dekaden der letzte Sargnagel der Demorkatie in Österreich - und diese egoistischen Interessensmarionetten begreifen das noch nicht einmal! Sie setzen auf 'spätere' Gelegenheiten, ohne zu ahnen, dass es vielleicht gar keine mehr geben wird, weil ihre unwürdige Bühne abgerissen wird - unter ihren noch strampelnden Füßen - und keiner wird ihnen nachweinen, nicht einmal die klaren Verfechter der Demokratie, enttäuscht von dem degustiösen Schauspiel ihres letzten Auftritts, dessen historische Wichtigkeit sie völlig verkannt haben!

Und Van der Bellen? Er hätte in seiner Rede all das ansprechen können, mal Tacheles reden über die österreichische Politikszene. Ihm war es zu danken, dass Kickl trotz seines Wahlsieges erst einmal geblockt werden konnte, und er hat den anderen Parteien die Chance eröffnet, endlich zu beweisen, dass sie mehr sein können als streitende Kinder. Sie haben es ihm nicht gedankt und eine armselige Vorsrtellung von Eigennutz und Unvereinbarkeit gezeigt - genau das, was die Politik in den letzten Jahrzehnten zunehmend diskreditiert het. Sicher ist er wütend auf diese Bürokraten - aber anstatt endlich mal auf den Tisch zu hauen und seiner Enttäuschung Ausdruck zu verleihen, anstatt die Österreicher über die Absichten der Rechten aufzuklären und öffentlich zu mahnen, bestellt er stattdessen Kickl ein, wohl um ihn mit der Regierungsbildung zu beauftragen. Ein besiegter Präsident, der sich bis in den Untergang an die Regeln hält, auch wenn alle anderen das längst nicht mehr tun. Er hätte für einen Knalleffekt sorgen können, selbst wenn er dafür seine Kompetenzen hätte überschreiten müssen. Er hat sich anders entschieden.
Wen wird man künftig - NACH dem Vierten Reich - für die Folgen verantwortlich machen?

Und wer denkt, die Deutschen würden es besser machen - Pustekuchen! Scholz wurde wieder nominiert - ein Nichtssager, ein politikunfähiger Sitzriese mit dem Charisma und der Verve einer Raufasertapete. Die AfD freut sich schon auf die Wahlen!

Wirklich - angesichts dessen, was in Wien gezeigt wird, schämt man sich, ein Österreicher zu sein ... vorausgesetzt, man ist kein Nazi.
« Letzte Änderung: Januar 08, 2025, 11:44:00 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Copper

Re: Österreich 2025 - Eine Demokratie schafft sich ab
« Antwort #1 am: Januar 06, 2025, 14:04:52 »
Hallo Erich,

die Demokratie wählt sich demokratisch ab. Das gehört auch zur Demokratie. Ob dies aus Dummheit geschieht ?
Auf jeden Fall lernen wir aus den bisherigen Vorgängen, wie zerbrechlich diese Demokratie ist. Ein demokratischer Rechtsstaat ist verletzlich.
Schon das Schweigen der Guten ermöglicht den Aufstieg des Bösen. Hat mal einer gesagt.
Deshalb ist Dein Schreiben wichtig. Auch wenn es nur begrenzt gelesen wird.
Aber noch ist nicht aller Tage Abend. Wenn Kicki Kanzler wird, sind selbst seine Möglichkeiten begrenzt.
Er kann nicht wie Hitler einfach die Opposition und den Koalitionspartner ausschalten und die absolute Macht an sich reissen.
Dass dich die bisherigen Vorgänge ärgern kann ich verstehen. Schauen wir mal was in Deutschland passiert. Ich denke, dass die AFD zwar wieder zulegt, aber ich hoffe noch auf eine Koalitionsmöglichkeit der anderen Parteien. CDU und SPD wäre meine Wunschkoalition.


Gruß Copper.

gummibaum

Re: Österreich 2025 - Eine Demokratie schafft sich ab
« Antwort #2 am: Januar 06, 2025, 14:55:42 »
Die Entwicklung macht mich auch etwas betroffen, lieber Erich. Besonders die Bereitschaft der OVP, jetzt doch mit der FPÖ zu koalieren. LG g

Erich Kykal

Re: Österreich 2025 - Eine Demokratie schafft sich ab
« Antwort #3 am: Januar 06, 2025, 19:43:50 »
Hi Cop und Gum!

Die Övp war immer schon eine erzkoservative Partei, und deren rechtere Wähler könnten genauso gut FPÖ wählen, ohne sich in ihren Moralvorstellungen verbiegen zu müssen. Von daher bin ich keineswegs überrascht.
Wirklich schockiert hat mich nur die offensichtliche Unfähigkeit der Verhandlungspartner, überhaupt auch nur ansatzweise zu erkennen, dass dies ihre wirklich allerletzte Chance war, beim enttäuschten Volk zu punkten und ein besseres Gesicht der Demokratie zu zeigen. Ihr klägliches Versagen nach so langem Hin und Her bestätigt nur die Stmmen derer, die sie, die Demokratie wie ihre verstiegenen Vertreter aus der Wiener Bussi-Bussi-Blase, bereits seit längerem schlechtreden - und nicht so ganz zu Unrecht, wenn man sich anschaut, was diese egomanischen Sitzpisser und Quasselquengler in Parlament und Regierung in den letzten Jahren so auf die Reihe gebracht haben, obwohl es im sog. Wohlstandsstaat schon an allen Ecken und Enden kracht und brennt!
Ich verachte unsere Demokratler, aber nicht der Demokratie wegen, sondern ob ihrer blinden Hybris ud ihrer Unfähigkeit zu notwendigen Kompromissen, selbst um den Preis der Demokratie daselbet! Wäre ich nicht ein sturer Vertreter dieser Staatsform, weil ich die Alternativen kenne, ich hätte mich längst ihren Feinden angeschlossen, um diese Pappfiguren der Eitelkeit aus dem Weg zu räumen! Nun, so wie es aussieht, schaffen sie das jetzt ja auch ohne mich. Wirkungsvoller hätten sie sich selbst nicht ins Aus schießen und demontieren können, oder? Immer noch sind ihnen ihre Ränksspiele und Taktierereien wichtiger als der drohende Niedergang der Demokratie! Wie blind kann man sein?

Ich kann nur sagen: Wer immer sich jetzt mit Kickl ins Bett legt, wird der Gef*ckte sein! Wenn die ÖVP das wirklich tut, nur ihrer verblödeten Machtspielchen wegen, verspielt sie ihren letzten Rest Glaubwürdigkeit bei jenen, die wie ich eine neue braune Übernahme befürchten. Sie mögen glauben, sie könnten auf Augenhöhe mitregieren, aber gegen die erstarkte extreme Rechte werden sie abstinken wie ein lauer Furz. Dafür werden sie den antidemokratischen Elementen Tür und Tor öffnen, die Macht ganz legal zu übernehmen, und fast die Hälfte der verblendeten Österreicher wird auch noch dazu applaudieren! Ganz weit rechts zu sein ist wieder salonfähig.


Traurige Grüße, eKy
« Letzte Änderung: Januar 08, 2025, 11:48:11 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.