Autor Thema: Maria zum Sozialamt ging  (Gelesen 2611 mal)

norbert

Maria zum Sozialamt ging
« am: Dezember 19, 2010, 13:03:20 »
Maria zum Sozialamt ging

Maria zum Sozialamt ging.
Kyrieleison!
Die Stütze war doch arg gering,
weshalb sie zum Sozialamt ging!
Jesus und Maria.

Was trug Maria unter ihrem Herzen?
Kyrieleison!
Ein kleines Kindlein ohne Schmerzen,
Das trug Maria unter ihrem Herzen!
Jesus und Maria.

"Auch Josef hat den Job verloren,
Kyrieleison!
Und bald wird schon mein Kind geboren,
das ist zum Heiland auserkoren!"
Jesus und Maria.

Da lachte der Mann vom Amtsbüro:
"Kyrieleison!
Jedoch - bei dem Finanzniveau
empfiehlt sich die Abruptio!"
Jesus und Maria.

Da platzte Maria heftig der Kragen,
Kyrieleison!
Und ohne nur ein Wort zu sagen,
hat sie ihm die Faust aufs Maul geschlagen!
Jesus und Maria.

Guenter Mehlhorn

Re:Maria zum Sozialamt ging
« Antwort #1 am: Dezember 19, 2010, 15:53:42 »
Wie rabiat kann Armut sein.
So ein Benehmen ist nicht fein.

Kyrie Eleison.

Im Eifeldorf kann mans vertreten.
Ansonsten hilft nur: "BETEN!", "BETEN!"
Reich ist, wer Zeit zum Vertrödeln hat.Mein 2. bis 22. Buch MENSCH MEIER könnt ihr kostenlos, auch als e-books, über meine eigene Homepage (siehe mein PROFIL) laden.Auf youtube 5 Videos unter: guentermehlhorn.
(GRAF von und zu KOKS von der GASANSTALT-BERLIN-BRANDENBURG-SACHSEN-POMMERN-SPITZBERGEN)

Grüngold

Re: Maria zum Sozialamt ging
« Antwort #2 am: Januar 12, 2021, 18:21:10 »
@ Maria zum Sozialamt ging

Der Titel hat was! :)
Ceterum censeo linguam Latinam non esse delendam.

Grüngold

Re: Maria zum Sozialamt ging
« Antwort #3 am: Januar 12, 2021, 18:26:12 »
Ceterum censeo linguam Latinam non esse delendam.

AlteLyrikerin

Re: Maria zum Sozialamt ging
« Antwort #4 am: Januar 13, 2021, 13:23:55 »
Hallo norbert,

Deine Idee, das Lied "Maria durch ein Dornwald ging", zu adaptieren und in unsere Zeit zu übertragen, finde ich hervorragend. Zwei Dinge würde ich ändern.
1. Korrekt heißt es "Kyrie eleison". Das wird im Internet leider nicht immer richtig angegeben.
2. Die letzte Strophe finde ich überzogen. So würde Maria nicht handeln. Es passt nicht zu ihrem in den Evangelien gezeichneten Bild. auch wenn man dieses Bild nicht übernehmen wollte, denke ich, es verzeichnet auch das Bild der Menschen, die in unserem System arm gemacht und arm gehalten werden. Sie sind nämlich durchaus keine Schlägertypen, und ein solches Bild von ihnen würde ich nicht transportieren wollen.
Ansonsten gefällt es mir sehr gut, AlteLyrikerin.

Grüngold

Re: Maria zum Sozialamt ging
« Antwort #5 am: Januar 13, 2021, 14:50:53 »
Hallo norbert,

 Zwei Dinge würde ich ändern.

1. Korrekt heißt es "Kyrie eleison". Das wird im Internet leider nicht immer richtig angegeben.

2. Die letzte Strophe finde ich überzogen. So würde Maria nicht handeln. Es passt nicht zu ihrem in den Evangelien gezeichneten Bild. auch wenn man dieses Bild nicht übernehmen wollte, denke ich, es verzeichnet auch das Bild der Menschen, die in unserem System arm gemacht und arm gehalten werden. Sie sind nämlich durchaus keine Schlägertypen, und ein solches Bild von ihnen würde ich nicht transportieren wollen.


Auch wenn es dir wahrscheinlich nicht passt, dass ich dir  hier zustimme, stimme ich dir hier in beiden Fällen zu.
Ceterum censeo linguam Latinam non esse delendam.

Grüngold

Re: Maria zum Sozialamt ging
« Antwort #6 am: Januar 13, 2021, 18:23:44 »
Hier  etwas Info:

Zitat
Kyrie eleison (mittelgriechisch κύριε ἐλέησον kýrie eléēson oder später kírië eléison „Herr, erbarme dich!“) ist der Anfang einer kurzen, in der Regel dreigliedrigen Litanei, die zu verschiedenen Anlässen in der christlichen Liturgie gesungen wird. Am bekanntesten ist das Kyrie eleison als Bestandteil der Eröffnung des Gottesdienstes. Auch Litaneien wie die Allerheiligenlitanei oder die Lauretanische Litanei beginnen mit dem Kyrie-Ruf.

Der Begriff setzt sich zusammen aus dem Vokativ des griechischen κύριος „Herr“ und dem Imperativ Aorist ἐλέησον von ἐλεέω „sich erbarmen“.

https://de.wikipedia.org/wiki/Kyrie_eleison

Kyrie eleison sind zwei  Wörter.
Sie zusammenzuschreiben ist nicht nur ein Schreibfehler, sondern ein Anzeichen dafür, dass man keine Ahnung davon hat, was man da schreibt.
Wie bei Fremdwörtern gilt auch hier: Wenn man keine Ahnung davon hat, was ein Fremdwort bedeutet, soll man die Pfoten davon lassen. :)

Ceterum censeo linguam Latinam non esse delendam.

Agneta

  • Gast
Re: Maria zum Sozialamt ging
« Antwort #7 am: Januar 13, 2021, 23:04:51 »
das Ende passt ja zum Klischee von Harz 4... Grüngold.

Sufnus

Re: Maria zum Sozialamt ging
« Antwort #8 am: Januar 14, 2021, 13:12:27 »
Das Ausgraben von Uraltbeiträgen durch unseren Goldtroll ist zwar total sinnbefreit, aber Deine Ausführungen, liebe AL, verdienen eine Antwort! :)

1. Korrekt heißt es "Kyrie eleison". Das wird im Internet leider nicht immer richtig angegeben.


Dass eine Wendung wie das von Norbert gebrauchte Kyrieleison "nicht richtig" sei, ist - mit Verlaub - Unsinn. Natürlich kann jeder des Lesens fähige Mensch in Wikipedia oder sonstwo nachschlagen, dass wir es hier erst einmal mit zwei getrennte Wörtern zu tun haben: Kyrie für: Herr, Gebieter, Herrscher und Eleison für: habe Erbarmen, erbarme Dich.
Sehr schön.

Nun gibt es ja im Deutschen sehr viele Wörter, die aus Einzelwörtern amalgamiert worden sind: Der Gottseibuns, das Rührmichnichtan usw. Wie sieht es da wohl mit dem Altgriechischen aus?

Und tatsächlich ist gerade das Altgriechische eine Sprache, die sich sehr leicht damit tut, zusammengesetzte Wörter zu basteln - darin stehen die Griechenzausel den Deutschen in nichts nach. Somit wäre eine Zusammenziehung von einem oder mehreren Wörtern zu einem einzelnen Wortgebilde für einen Griechen der Antike gar nichts Ungewöhnliches.
Mit dem Deutschen Donaudampfschiffartsgesellschaftskapitätn hätte man jedenfalls einen alten Griechen nicht beeindrucken können. Er würde dem wohl entgegen halten:
λοπαδο­τεμαχο­σελαχο­γαλεο­κρανιο­λειψανο­δριμ­υπο­τριμματο­σιλφιο­καραβο­μελιτο­κατακεχυ­μενο­κιχλ­επι­κοσσυφο­φαττο­περιστερ­αλεκτρυον­οπτο­κεφαλλιο­κιγκλο­πελειο­λαγῳο­σιραιο­βαφη­τραγανο­πτερύγων (ein Wort!) und hätte gewonnen. :)
Zwar gibt es in anderen Sprachen noch längere Wörter, aber dieser spezielle sprachliche Leckerbissen  (tatsächlich eine Art Kochrezept in einem einzigen Wort) ist zumindest das anerkannt längste in einem offiziellen literarischen Werk erschienene Wort - es taucht in einer Komödie von Aristophanes auf.

Ein anderes vieldiskutiertes Beispiel ist eine Wortneuschöpfung von Paulus aus 1. Korinther: αρσενοκοίτης.
Hier hat dieser christliche Taliban zwei eigentlich getrennte Wörter zu einem neuen Kunstwort zusammengezogen. In Lev 20, 13 finden wir die beiden Wörter noch säuberlich separiert: ὃς ἂν κοιμηθῇ μετὰ ἄρσενος κοίτην γυναικός βδέλυγμα ἐποίησαν ἀμφότεροι θανατούσθωσαν ἔνοχοί εἰσιν, was soviel bedeutet wie: Wenn ein Mann mit einem Mann schläft wie eine Frau, dann haben beide eine abscheuliche Sünde begangen und werden mit dem Tod bestraft - ihr Blut wird über sie kommen. Man sieht, die Bibel ist doch immer wieder ein Quell der Freude. Jedenfalls hat Paulus aus diesen beiden getrennten Wörtern, "männlich" und "zusammen schlafen", einen etwas schrägen Neologismus zusammengebastelt, den man ungefähr mit Männlichkeitsbeischläfer übersetzen könnte.

Und hier schließt doch dann das Kyrie eleison nahtlos an :) Auch dieser, eigentlich natürlich aus zwei getrennten Wörtern bestehende Ausdruck ist schon sehr früh in der liturgischen Sprache zu einem Wort zusammengezogen worden, Varianten im Deutschen sind z. B. Kyrieeleis, Kyrieleis, Kyrioleis und Kyrileis. So steht im ältesten Kirchenlied deutscher Sprache: 
Christ ist erstanden / Von der Marter alle; / Des solln wir alle froh sein, / Christ will unser Trost sein. / Kyrieleis.

Nebenbei bemerkt hat von dieser häufigen Schlussformel eine ganze Gattung von Kirchenliedern ihren Namen abgeleitet: Die sogenannten Leisen (was nichts mit der Lautstärke zu tun hat, sondern mit einer nochmaligen Verkürzung von Kyrieleis zu Leis(e).

Also: Kyrie eleison sind ursprünglich zwei Wörter und so wird es im Gotteslob auch noch häufig gebraucht, aber wenn die zwei Wörtchen sich ganz doll lieb haben und kuscheln wollen, kann kein Sprachzelot etwas dagegen ausrichten: Kyrieleis! Amen.

LG!

S.




« Letzte Änderung: Januar 14, 2021, 15:19:16 von Sufnus »

Grüngold

Re: Maria zum Sozialamt ging
« Antwort #9 am: Januar 14, 2021, 15:23:06 »
das Ende passt ja zum Klischee von Harz 4... Grüngold.

Und indem es dazu passt, ist es für Maria unpassend. :)
Ceterum censeo linguam Latinam non esse delendam.

hans beislschmidt

Re: Maria zum Sozialamt ging
« Antwort #10 am: Januar 14, 2021, 15:32:55 »
Ich wollte gerade mit Norbert tefonieren, ob er sich nicht äußern wolle zu dem goldigen Müll hier. Sein Sohn hat mir mitgeteilt, dass er letzte Woche verstorben ist. RIP mein alter Gefährte und Co - Autor.
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)

Sufnus

Re: Maria zum Sozialamt ging
« Antwort #11 am: Januar 14, 2021, 15:35:58 »
Das tut mir wirklich leid! Ich lese seine Gedichte, wenn auch unbekannterweise, hier immer gerne!
LG!
S.

Grüngold

Re: Maria zum Sozialamt ging
« Antwort #12 am: Januar 14, 2021, 16:34:21 »
Ceterum censeo linguam Latinam non esse delendam.

AlteLyrikerin

Danke für den Exkurs zu Kyrie eleison
« Antwort #13 am: Januar 15, 2021, 15:42:11 »
Lieber Sufnus,

da habe ich etwas dazu gelernt! Sehr erhellend und einleuchtend, Deine Erläuterungen. Vielen Dank dafür!
AlteLyrikerin.

Sufnus

Re: Maria zum Sozialamt ging
« Antwort #14 am: Januar 15, 2021, 16:51:32 »
Gerngeschehn... :)
Übrigens ist (finde ich) liturgisch interessant, dass Kyrie eleison wie eine Bitte rüberkommt (in der deutschen Übersetzung noch deutlicher: Herr, erbarme Dich!), es aber, gerade bei der Verwendung als Schlussformel eines Gedankens, eher wie ein Gotteslob gebraucht wird - z. B. in der oben von mir zitierten Osterleise: "... Christ will unser Trost sein. / Kyrieleis", was ja in dem Kontext indikativisch in Richtung "Der Herr erbarmt sich" mehr Sinn ergibt. Wenn man da genauer auf die kontextuellen Zwischentöne achtet, ist ein Gottesdienst viel spannender. Ich ziehe aber trotzdem andere Vergnügungen vor. ;)
LG!
S.