Autor Thema: Die wesentliche Sinnfrage  (Gelesen 131 mal)

Erich Kykal

Die wesentliche Sinnfrage
« am: Oktober 04, 2024, 10:56:02 »
Die wesentliche Sinnfrage ---------- 4.10.24

I

Ein seltsam Ding ist dieses Erdenleben,
es führt uns von Erfüllung und Genuss
nach ewig alten Schulden und Verdruss,
so lange wir am Überdauern kleben.

Was kann dem Alternden Erlösung geben,
dem aus dem immer neuen, alten Fluss
nur Abgelebtes wird und Überdruss
noch aus dem einst so jugendlichen Streben?

Die Jahre sind ein unerklärtes Weben,
das Ganze braucht uns nicht und keiner muss
Erwartungen an einen Himmel heben,

der niemals uns erklärt, worin ein Geben,
worin der Liebe bodenloser Kuss
sich nie verbrauchen kann in einem Leben.

II

Denn hast du sie gefunden, diese Liebe,
geht meistens sie am anderen vorbei,
bleibt allen Seelen um dich einerlei,
wo sie einander täglich wie die Diebe

nach jenem Funken eignen Glücks bejagen,
der selbstlos selig macht für knappe Jahre
und doch verblassen wird bis an die Bahre,
da nichts mehr bleibt als Reue oder Klagen.

Gewohnheit wird, was nicht im Zorn verglühte,
und einer wird um Jahre früher gehen,
selbst wo man sich um Lebensglück bemühte.

Ein jeder sinkt alleine ins Vergessen,
Geschaffnes ohne Dauer und Bestehen.
Kein junges Herz kann altes Weh ermessen.

III

Worin erfüllt sich also unser Sinnen,
wenn nichts uns bleibt als die Erinnerungen
von Wenigem, das freudig und gelungen
uns nötigte, ein Neues zu beginnen?

Was können wir in diesem Sein gewinnen,
das wir nicht lassen müssen wie verklungen,
wie Lieder, die wir einst zu oft gesungen,
bis endlich sie zu Einerlei zerrinnen?

Man kämpft sich ab an wechselnden Gesichtern,
am großen Plan, wo alles anders wäre,
erträgt die Welt nicht mehr, ob voll, ob nüchtern,

erkennt, dass Entropie sich wiederholen
und geistlos wenden muss ins Ungefähre,
und dich zurücklässt, müde und bestohlen.

IV

Was treibt uns an, es dennoch zu versuchen?
Was nötigt uns zur Liebe und zum Leiden?
Warum kann man ein Schicksal nicht vermeiden,
wieso schmeckt uns das Gift in diesem Kuchen?

Vielleicht, weil wir, in Sterblichkeit befangen,
nach etwas suchen, das uns überdauert,
nach einem Plan, der im Verborgnen lauert,
nach einem Ziel, um dorthin zu gelangen,

wo wir nicht enden müssen nach der Reise,
in Kindern weiterleben oder Werken,
die einen Sinn in unserm Tun bestärken.

Vielleicht ertragen wir auf diese Weise
das Ganze nur, versuchen uns und merken
am Ende erst: Wir haben eine Meise!
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.