Autor Thema: Überlebensstrategie  (Gelesen 2210 mal)

Erich Kykal

Überlebensstrategie
« am: September 02, 2024, 16:01:48 »
Hab leiser Recht in diesen harten Tagen,
da alle wieder Überzeugte sind.
Wir spielen eisern Vater, Mutter, Kind,
und niemand wagt nach Höherem zu fragen.

Ein fremder Nachbar, eines andern Glaubens?
Ein schwules Kind, behindert obendrein?
Wer wird bald unwert, muss es jetzt schon sein
in dieser Zeit des Brüllens und des Raubens?

Wer hat noch Mitgefühl für scheue Opfer,
wer fragt noch nach, was Recht, was Unrecht sei?
Die Härte siegt, und wir sind mit dabei
als Wendehälse und als Sprücheklopfer.

Hab leiser Recht vor all den Überzeugten,
die wieder völkisch, treu der Heimat sind,
und trifft du einmal Vater, Mutter, Kind,
dann frag nicht nach, vor wem sie sich verbeugten.
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Überlebensstrategie
« Antwort #1 am: Februar 03, 2025, 20:03:59 »
Lieber Erich,

ein wertvolles Gedicht, das den Puls einer Zeit vorausfühlt, die alle Unregelmäßigkeiten wieder ausmerzen will. Es wird dann nur noch erlaubt sein, Vater, Mutter, Kind zu spielen, also Beziehungen so zu gestalten, dass sie der als normal und allein richtig deklarierten Kleinfamilie aus sogenannten Ariern entsprechen. Wer sich bei anderen Beziehungen erwischen lässt, wird wieder verhaftet, misshandelt, eingesperrt und entehrt; und wer Erbkrankheiten hat, sterilisiert oder gleich vergast.

Es gibt wachsenden Grund zu ernster Sorge: Haben wir besser lauter statt leiser Recht, damit es nicht dahin kommt.


Grüße von gummibaum





 

Erich Kykal

Re: Überlebensstrategie
« Antwort #2 am: Februar 04, 2025, 20:45:40 »
Hi Gum!

Ich hoffe, dafür ist es nicht längst zu spät. Die Rechtsextremen in ganz Europa schütteln sich schon gratulierend die Hände.

Vielen Dank für deine akkurate Analyse.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.