Autor Thema: Leere oder die gebrochene Feder  (Gelesen 1155 mal)

stephanus mall

Leere oder die gebrochene Feder
« am: Juli 25, 2024, 22:45:03 »
Gesten hat ich´s nur geschaut,
und heut, da wollt ich´s machen,
nun bin ich schon gescheitert
und das auch noch mit Krachen.

Im Kopf, da sind so viel Ideen
doch krieg null Zeilen aufs Papier,
was ist denn nur geschehen,
man meint es heut nicht gut mit mir!

Die Sache mit der Liebe,
die Ideen mit dem Tier,
kein Wort das ich heut schreibe,
es liegt da nur ein leeres, ein leeres Blatt Papier.

Verzweiflung macht sich hier jetzt breit,
der Schreibtisch steht in Flammen,
der nächste Tag, der ist noch weit …,
ein Hoffnungsschimmer – morgen wieder neu anfangen!

Erich Kykal

Re: Leere oder die gebrochene Feder
« Antwort #1 am: Juli 26, 2024, 07:49:44 »
Gesten hat ich´s nur geschaut,
und heut, da wollt ich´s machen,
nun bin ich schon gescheitert
und das auch noch mit Krachen.

Im Kopf, da sind so viel Ideen
doch krieg null Zeilen aufs Papier,
was ist denn nur geschehen,
man meint es heut nicht gut mit mir!

Die Sache mit der Liebe,
die Ideen mit dem Tier,
kein Wort das ich heut schreibe,
es liegt da nur ein leeres, ein leeres Blatt Papier.

Verzweiflung macht sich hier jetzt breit,
der Schreibtisch steht in Flammen,
der nächste Tag, der ist noch weit …,
ein Hoffnungsschimmer – morgen wieder neu anfangen!


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Hi Stef!

Ich habe die gröbsten metrischen Abweichungen fett markiert, aber es gibt noch weitere, was das Werk schwerer lesbar macht und den Leser immer wieder stolpern lässt.

Rechtschreiblapsi:

S1Z1 - 'Gestern'

Stilistische Mängel:

S2Z2 - es fehlt das 'ich'.
S2Z3 - 'Ideen/geschehen' unrein, und verkürztes 'geschehn' sprachlich weniger edel.
S3Z3 - Komma nach 'Wort'. Als Reim auf 'Liebe' müsste es 'schriebe' heißen.
S4Z3 - Schöner: 'er' statt 'der'
S4Z4 - Besser Doppelpunkt statt Bindestrich, sonst bleibt der Satz unvollständig, weil das 'ist' fehlt. Auch ein 'anzufangen' wäre satzbautechnisch korrekter, allerdings metrischer Selbstmord.
Der Reim 'Flammen/anfangen' ist ist im Grunde keiner.


Versuch einer metrischen und stilistischen Alternative:

Noch gestern hat ich's nur geschaut,
doch heute wollte ich es machen,
nun bin ich schon gescheitert laut
mit eitel Donnerhall und Krachen.

Im Kopf, da sind so viel Ideen
doch krieg ich sie nicht auf's Papier,
was ist denn nur mit mir geschehn,
man meint es heut nicht gut mit mir!

Die ganze Sache mit der Liebe,
die Schnapsideen mit dem Tier,
kein Wort, das ich heut niederschriebe,
bedeckte würdig das Papier.

Verzweiflung macht sich hier nun breit,
ich fühle meinen Schreibtisch brennen,
der nächste Tag ist noch zu weit,
um neue Hoffnung zu erkennen.


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S2 und S3 weichen immer noch vom Schema der anderen beiden Strophen ab, aber zumindest sind der betonte Einstieg sowie die Hebungspralle und Überlängen beseitigt.



Zum Inhalt:

Das Werk erscheint wie ein poetisch-zynischer Schnellschuss als Antwort auf irgendetwas, worauf in S3 Bezug genommen wird, allerdings so kryptisch, dass es eher eine Insidersache bleibt.
Wie alle 'Schnellschüsse' ist es metrisch und stilistisch unsauber, denn es zählt ja die rasche und knackige Antwort auf etwas, was den Dichter verärgert hat, und nicht das poetische Bestehen des Werkes.
Ist das Gedicht nur ein poetischer Frustseufzer über eine Schreibblockade? Wenn ja, so erscheinen mir die Anspielungen auf 'Liebe' und 'Tier' in S3 zu direkt, zu genau für ein allgemeines Lamento.
Zudem hinterlassen sie den Leser mit zusätzlichen Fragezeichen, da sie nicht näher erklärt werden.

Eine Überarbeitung der Zeilen wird dringend angeraten.


LG, eKy
« Letzte Änderung: Juli 26, 2024, 07:53:13 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

stephanus mall

Re: Leere oder die gebrochene Feder
« Antwort #2 am: August 02, 2024, 20:38:39 »
Lieber eKy,
Du hast ja recht, die Regeln. Aber Du kennst mich ja ein bissel,
ich schau da gern drüber hinweg wenns mir um den Inhalt geht.
Ist nicht richtg, weiß ich, aber Dein Text der natürlich stimmig ist,
der sagt am Schluss doch n bissel was anderes aus.
Es war die pure Verzweiflung die das Lyrisch ich da getrieben hat,
die Verzweiflung über fehlende Ideen, Liebe und Tier waren da nur
Platzhalter.
Du hast Dir viel Mühe gemacht und es sehr schön auf den Punkt
gebracht. Ich danke Dir und beste Grüße
StM

Erich Kykal

Re: Leere oder die gebrochene Feder
« Antwort #3 am: August 02, 2024, 20:44:35 »
Hi Stef!

Mach dir keinen Kopf, ich mach das zu meinem eigenen Vergnügen. Ob und was du übernimmst oder ob und welche Lehren du daraus ziehst, ist ganz dir überlassen. ich bastle nur gern mit Sprache und werte nicht.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Rocco

Re: Leere oder die gebrochene Feder
« Antwort #4 am: August 03, 2024, 15:43:20 »
Hallo Stephanus,

wenn Du nicht so arg auf Regeln achtest, hätte ich einen unkonventionellen Vorschlag: Lass die letzte Strophe stehen und streiche alles davor.

So wird das Gedicht nicht unbedingt besser, aber der Leser hat mehr Raum für Kopfkino.

Wie gesagt: Du tust dem Leser einen Gefallen.

Dir einen schönen Tag!

Rocco

"Erst in Rage werde ich grob -
aber gelte als der Hitzkopf?!"

Yusuf Ben Goldstein, aus Rocco Mondrians Komödie: Yusuf Ben Goldstein, ein aufrechter Deutscher