Autor Thema: Durchgetaktet  (Gelesen 2302 mal)

Erich Kykal

Durchgetaktet
« am: Juli 23, 2024, 09:06:33 »
Lirum larum lebenslänglich
geht der Zeiger seinen Trott,
bleibt dem Herren unverfänglich
und dem Untertan ein Gott,

der bestimmt, wann aufzustehen,
wie er funktionieren muss,
wenn zur Arbeit er zu gehen
hat mit Schaudern und Verdruss.

Lirum larum lebensformend
tickt die Uhr und hält nicht an,
alles taktend, alles normend,
was ein Sein erreichen kann.

Geh nur, Drohne, funktioniere,
Sklave deiner kurzen Zeit.
Baue, schaffe, vegetiere,
bis dein Ende dich befreit.
« Letzte Änderung: August 12, 2024, 08:06:25 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Durchgetaktet
« Antwort #1 am: Januar 29, 2025, 19:47:45 »
Lieber Erich,

du beschreibst eine schreckliche Ungerechtigkeit. Wieder sehr gern gelesen.

Was aber bringt die Uhr dazu, Besitzende als Ihresgleichen zu sehen und selbstverständlich in Ruhe zu lassen, Besitzlose dagegen zu knechten und lebenslänglich vor sich her zu jagen? An ihrer Physik kann es doch nicht liegen.

Ratlos gummibaum
 

 

Erich Kykal

Re: Durchgetaktet
« Antwort #2 am: Januar 29, 2025, 22:55:52 »
Hi Gum!

Der reiche Müßiggänger lebt nicht nach der Uhr, zumindest nicht auf die gnademlos durchgetaktete Weise wie der Arbeiter oder Beamte, und falls doch , tut er sich das freiwillig an, aus Gier, seinen Reichtum noch zu mehren oder um Kontrolle auszuüben. Der nicht wohlhabende und daher dem Arbeitstakt unentrinnbar ausgelieferte Werkler oder Aktenschubser, die 'Drohne', hat in diesem System keine Wahl - er MUSS funktionieren, ohne Aussicht auf Erlösung.

Seit ich krankheitsbedingt im Ruhestand bin, ist die Uhr für mich nur noch für meine Krankenhaustermine wichtig. Ich fühle mich so wohl damit, nicht mehr nach dem Schrillen des Weckers tanzen zu müssen!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.