Mein Ahnenkult

[gummibaum]

Modern im Denken, hat mein Leben
sich jedem Ritus streng versagt, 
doch wie zur Strafe war mein Streben
wie von Dämonen angenagt.   
 
Die Eltern, die noch gläubig dachten, 
vertrauten auf des Himmels Wink.             
Ich sah sie bei den Würmern schmachten,
weshalb ich sie besuchen ging.
 
Am Grab schien Traurigkeit zu lungern,
zwei Stimmen flüsterten wie Wind: 
„Was lässt du unsre Geister hungern,
du treulos rationales Kind?
 
Ein Sohn, der elterliche Gaben   
genossen hat, kennt seine Schuld,
der Toten Geister sanft zu laben 
und stiftet einen Ahnenkult.“
 
Ich zuckte unter diesen Worten.
Nun war mir all mein Unglück klar.
Dann kaufte ich zwei Sahnetorten
und baute einen Grabaltar.
 
Am gleichen Tag noch schwand das Nagen
an meinem Glück, es blieb stabil.   
Dämonen in die Flucht zu schlagen,
schien satten Toten leichtes Spiel.
 
Drum hab ich sie bald mehr gekräftigt,
stand ein Menü auf dem Altar,
hat Sport und Spiel die zwei beschäftigt,
für die ich nun ein Glückskind war.
 
Und ihrem Schutz war zu vertrauen.     
Ich stieg zu höchsten Ämtern auf,
hab Kinder von den schönsten Frauen   
und nach dem Leben Kult zu Hauf …

[Erich Kykal]

Hi Gum!

Letzte Zeile: 'nach dem Leben'

Sehr schön und pfiffig geschrieben. Aber besteht nicht die Gefahr, dass allzu linear denkende Gemüter, denen Ironie fremd ist, gerade in diesen Zeilen die Bestätigung für ihren Glauben an eine Nachwelt sehen? 

Ich bin nach wie vor rational und überzeugt, dass da unten auf dem Friedhof nur zwei leere Hüllen vermodern, die nichts mehr mit der Erinnerung an meine Eltern zu tun haben - und ich schreibe etwaiges Unglück oder Pech sicher nicht deren mir selbst auferlegten hungrigen Gespenstern zu!  - Aber gut, ein jeder, wie er meint ... 

Sehr gern gelesen!

LG, eKy

[gummibaum]

Besten Dank, lieber Erich für deinen Kommentar.

Den Fehler habe ich korrigiert. Ich glaube kaum, dass jemand den Inhalt ernst nimmt. Aber vielleicht denkt jemand, dass man über die verstorben Eltern keine solchen Späße machen sollte.

Liebe Grüße von gummibaum

[Erich Kykal]

Nö, hast du nicht - ich meine: Den Fehler korrigiert.

[gummibaum]

Oh, sorry. Danke, Erich. Aber jetzt.