Hi Larin!
Ein schwieriges Thema, vor allem, wenn man mit jemandem darüber spricht, der geliebte Angehörige verloren hat oder es bald tun wird.
Es heißt ja: Panta rhei, alles fließt, aber nach meinem Dafürhalten stimmt das nur in Bezug auf die physikalische Welt. Die Metaebene des Bewusstseins steht auf einem anderen Blatt. Da geht so viel verloren, damit Neues sich formen kann! Jeder Tod ist der Verlust so vieler Erinnerungen eines Individuums, ein gewaltiger Erfahrungsschatz, und ein großer Verlust, wenn es sich um Menschen handelt, die die richtigen Schlüsse daraus gezogen und die Welt zu einem besseren Ort gemacht haben.
Von mir kann ich das nicht behaupten. Ich war immer ein egozentrischer Sonderling, der sich bei Gegenwind lieber abgewandt hat, anstatt um etwas zu kämpfen, dessen Wert sich ihm kaum je erschlossen hat: Menschliche Gemeinschaft. Mag sein, ich habe in meinem Leben doch ein paar 'richtige' Schlüsse gezogen, die ich in meinem Werken zu transportieren versuche, aber ich lebe kaum nach ihnen, vor allem, weil ich mögliche Reibungspunkte mit der Menschenwelt von vornherein tunlichst vermeide.
Das Universum ist ungerecht, weil der Raum für Leben begrenzt ist. Menschen müssen sterben, damit ihre weiter evolvierten Nachkommen Platz finden. Das hat die Evolution so eingerichtet, damit es sie geben kann. Ohne Anpassung an eine sich verändernde Welt erlischt das Leben. So ist es nun einmal - und für das Individuum ist es ungerecht. Das Universum fragt nicht danach.
Wir wollen weiterleben, ewig sein. Wir wollen als soziale, liebende Wesen, dass es auch für jene, die wir lieben, so sein soll. Das Universum spielt nicht mit. Die einzige 'Ewigkeit', die uns bleibt, sind weitergegebene Gene und Erinnerungen an uns in Werken und Herzen. Ersteres mittelt sich im Genpool der Gesamtheit der menschlichen Art irgendwann von allein heraus, und Letzteres stirbt irgendwann ebenfalls, wenn keiner sich mehr erinnert und alle unsere Werke zu Staub zerfallen sind. Alles Illusion.
Was einzig zählt, ist die Gegenwart. Das Hier und Jetzt mit jenen, die wir lieben, und von denen wir geliebt werden - genannt: Das Leben. Das bedeutet aber leider eben auch: Verlust, wenn es endet. Mit ein Grund für mein Eremitentum: Die Angst vor dem Verlust dessen, was ich liebgewonnen habe. Also besser nichts mehr wirklich lieb gewinnen. Aber das ist mein Weg, und ich dränge ihn niemandem auf. Nicht wirklich zu empfehlen.
Für Menschen wie mich ist es sicher besser und auch verdient, wie oben beschrieben aus dem Universum zu verschwinden. Sie haben nichts je wirklich beigetragen, und die Produkte ihrer Eitelkeiten werden mit ihnen vergehen, weil sie nie selbstlos waren. Wesen wie ich sterben leicht, denn sie haben nie wirklich gelebt. Wo nie Liebe war, verliert Trauer ihren Sinn.
LG, eKy