Es pocht dein Herz mir leise
und leiser zieht ein Wind
durch Gärten, die mir weiße
verblasste Blüten sind.
Aus Tiefen steigt ein Klang
empor zu einem Lauschen -
den Bäumen ist ganz bang,
als sie in ihm verrauschen.
Ich möcht aus Klagen steigen,
in Versen sie ausschweigen,
zu neuen Gärten tragen
und mich vor dem verneigen,
aus dem die Worte ragen,
die mir gegeben sind.
Hi Em!
S1Z1 - Komma ans Ende.
S1Z2 - Wortwiederholung 'leise/leiser' beabsichtigt? Ansonsten 'stiller'
S1Z3 - Der Reim mit normalem s und scharfem ß ist unrein.
S2Z1 - Beabsichtigter Kadenzenwechsel? S1: wmwm, S2: mwmw
S2Z2 - Srachlich schöner: 'als sie darin verrauschen.'
S3Z1 - Sprachlich gediegener als 'möcht' (obendrein eine Verkürzung!) wäre 'will'.
S3Z2 - '
ausschweigen' will auf der ersten Silbe betint sein, der Takt deiner Zeile aber zwingt zu einer Betonung von Silbe 2: aus
schweigen. Unnatürlich, unschön.
S3Z5 - Sprachlich schöner als 'aus dem' wäre hier: 'woraus'.
S3Z6 - bleibt ungereimt.
Versuch einer Überarbeitung der monierten Stellen:
Es pocht dein Herz mir leise,
und stiller zieht ein Wind
durch Gärten, wo nur greise,
verblasste Blüten sind.
Aus Tiefen steigt ein Klingen
empor zu einem Lied,
das alle Bäume singen,
da schon der Sommer flieht.
Ich will aus Klagen steigen,
in Versen sie verschweigen,
beschwichtigend und lind,
und mich vor dem verneigen,
woraus die Worte ragen,
gebunden und getragen,
die mir gegeben sind.
Man könnte einwenden, es sei nun ein fast völlig anderes Gedicht, und das Argument wäre nicht unrichtig, aber hier wäre alles formal korrekt. Nimm, was dir brauchbar erscheint, oder finde eigene Varianten, wenn es dir den Aufwand wert ist.
Was mich etwas befremdete: Das Werk beginnt mit 'dein Herz', was ein Liebesgedicht vermuten lässt, oder zumindest, dass es inhaltlich um eine Beziehung geht, aber danach wird ein 'du' mit keinem Wort mehr erwähnt, und was folgt, macht inhaltlich nicht den Eindruck, das es hier um soziale Interaktivität geht.
Solltest du mit der ersten Zeile den 'Wind' aus dem Titel ansprechen (Haben Winde ein Herz?), so torpedierst du dies sogleich mit Z2, wo mit 'ein Wind' wieder verallgemeinert wird, was nicht darauf schließen lässt, dass es der angesprochene Wind aus Z1 sein könnte. Eher, dass es womöglich mehrere Winde gibt: Den in Z1 persönlich adressierten und den in Z2 unpersönlich erwähnten.
Ansonsten gern gelesen!
LG, eKy
PS: Sorry, wenn ich zu lästig mit Kritik bin - ich kann nicht anders als der Sprache selbst verpflichtet zu sein, der ich die bestmögliche Bühne bereiten will.