Autor Thema: Traumwandeln  (Gelesen 2388 mal)

Erich Kykal

Traumwandeln
« am: Dezember 13, 2023, 10:49:28 »
Traumwandeln I

Am Ufer stehend sah ich übers Wasser,
das schwarz und ölig unter Wolken stand,
die dräuend wogten, wo ein Wind sie fand,
und meine Züge wurden merklich blasser.

Ein Boot erschien wie von Magie gezogen
und legte zwischen kargen Gräsern an.
Darinnen stand ein schwarz verhüllter Mann,
den Stab gleich einem Sensenschaft gebogen.

Er hielt mir stumm die blasse Hand entgegen,
als wäre meine Fahrt beschlossne Sache.
Ich zwickte mich und rief mir zu: Erwache!

Ich lebe noch, und meine Träume legen
mir die Gedanken nah, die ich mir mache,
erkenne ich der Bilder Trost und Segen.



Traumwandeln II

Ein dichter Wald umsäumte meines Pfades
verwachsne Ränder wie ein dunkles Omen.
Ich schritt durch Blätterhallen wie in Domen
und Schatten aus dem kalten Maul des Hades.

Die Luft war frostig, und es roch nach Erde
gleichwie nach Schicksal, das dem Wandrer dräute,
der jeden Schritt durch diesen Hag bereute,
erhoffend, dass es nicht noch schlimmer werde.

Was mochte hinter jenen Stämmen lauern?
Was gluckste in der Quelle unter Farnen?
Erschlagen von des stillen Waldes Mauern

aus schwarzem Holz ergab ich mich dem Schrecken
und ließ mich reuelos von ihm erwecken.
Ein Traum, gewiss, doch wollte er mich warnen?



Traumwandeln III

Ich irrte durch den Marmor fremder Gruften,
die dicht an dicht und höher mich umstanden,
als Blicke reichten. Ihre Reihen wanden
sich immer weiter fort. Ein Blütenduften

hing in der Sommerluft des Nachmittages,
so gar nicht spukhaft oder finster dräuend,
Versöhnliches mit all den Toden scheuend,
die mich umgaben, und ich dachte: Wag es!

Genieße diesen Ort und die Geschichten,
die er dem durch ihn Wandelnden erzählt,
und finde Schwere unter den Gewichten,

die er dem allzu leichten Sinn verleiht.
Du bist nicht der, der deine Wege wählt
in diesem Garten aus erlöstem Leid.



Traumwandeln IV

Ich wiederholte eine Endlosschleife
derselben Handlung, wie darin gefangen,
da nicht gewillt, ans Ende zu gelangen,
wenn es nicht gut war wie des Weines Reife.

Ich gärte lange über dem Versagen,
das mich ins Dauern dieser Szene bannte,
denn ich stand still, egal wie schnell ich rannte,
und wollte doch mich nicht ins Wache tragen.

Und als ich schweißgebadet doch erwachte,
verwünschte ich den Zustand, denn ich wollte
im Traum die Lösung finden, die mich segnet.

So ist der Fluch, den ich mir selbst erdachte,
das Unerreichte, dem mein Ehrgeiz grollte,
der wütend seiner Nemesis begegnet.



Traumwandeln V

Ich stand an eines Abgrunds schmaler Klippe
und war bereit, zu springen und zu fliegen,
im Traume alle Schwerkraft zu besiegen
wie auch den Tod mit seiner krummen Hippe.

Doch im Moment, der kein Zurück erlaubte,
erkannte ich mit Schrecken mein Versagen,
zuviel selbst hier in einem Traum zu wagen,
was mir mit einem Schlag den Atem raubte!

Ich würde stürzen, keines Fluges mächtig,
und schreiend, zappelnd endlos weiter fallen,
den Aufschlag fürchtend, der mich nie erlöste.

Ich ruderte zurück, doch niederträchtig
sog mich der nackte Abgrund ein mit allen
Befürchtungen, die er in mir entblößte.



Traumwandeln VI

Ich stand in einer Menge von Gesichtern
mit nackter Abscheu in diffusen Mienen,
die alle nur auf mich gerichtet schienen,
als wären sie die Urteile von Richtern.

Und alle zeigten mich mit Fingern nieder
wie Läufe von Pistolen, durchgeladen,
um in Verachtung meine Angst zu baden,
mit jedem ihrer Blicke, immer wieder.

Ich lernte nie die Sünde, die sie kannten,
die keiner Gnade mich für würdig hielten,
wo sie mich kalt in ihre Mitte bannten,

aus der kein Weg in die Erlösung führte.
Ich war die Scheibe nur, auf die man zielte:
Der Paria, der kein Gefühl berührte.



Traumwandeln VII

Ich war umgeben ganz von Buchregalen,
so hoch, dass sie im Dunkel sich verloren,
sich endlos weiterspinnend in Emporen,
die sich der Neugier meines Geists empfahlen.

Doch menschenleer war dieser Hort des Wissens,
die Schritte echoten in stillen Hallen,
als wären ganz sie aus der Welt gefallen
und nicht mehr Teil des menschlichen Gewissens.

Ich irrte endlos durch die düstren Gänge
und fragte mich, wo all die Seelen waren,
die hier zu lesen fänden von perfekten Welten,

die wir erbauen könnten, wenn's gelänge,
das Wissen hier für alle zu bewahren,
bis ihre Träume diesen Ort erhellten.



Traumwandeln VIII

Ich stand allein in einer nackten Wüste,
und neben mir ein marmornes Gesicht
von irgendeinem einst bekannten Wicht
als ernste und dem Sein entrückte Büste.

Ich dachte mir, dass ich wohl wissen müsste,
wer dieses Mienenspiel erfüllter Pflicht
gewesen war, doch wusste ich es nicht,
und keiner mehr, der es zu sagen wüsste.

Vergänglich ist der Ruhm all unsrer Taten,
Vergessen holt uns ein, was wir auch wagen.
Die Ewigkeiten, die wir uns erbaten,

belügen uns mit blinden Illusionen.
Egal, womit wir uns ins Leben tragen -
wir können nur die Gegenwart bewohnen.



Traumwandeln IX

Von weit sah ich die Liebe meines Lebens,
von der ich nicht mal wusste, wie sie hieß,
verschwinden, weil ich sie verschwinden ließ,
so ungewohnt des Nehmens oder Gebens,

darin sich andere so leicht gefallen,
dass ich nicht halten konnte, was mich zog,
und lieber mich mit Eigensinn belog,
dass ich mich gänzlich unterschied von allen.

Dem Mut zur Liebe hieß ich mich entsagen.
Wer nichts besitzt, der hat nichts zu verlieren.
Ich ließ ich ganz in die Gewissheit tragen,

Vertrauen sei für andere gemacht.
So ließ ich meine Seele hinter Schlieren
aus Tränen nur verschwinden in die Nacht.



Traumwandeln X

Ich stand entblößt am Pranger vor den Blicken
all jener, deren Achtung wichtig war,
ganz hilflos und entmächtigt offenbar,
und eine Stimme schien sich anzuschicken,

die Schale allen Zornes zu entleeren
auf mich, der ich zutiefst verachtet stand,
entrechtet von den Mienen, die ich fand,
als wollten sie mit Kälte mich verheeren.

Die Stimme keifte, wurde nimmer müde,
mich hinzustellen als den letzten Dreck,
so selbstgerecht und selbstgefällig prüde,

als hätte sie ein Recht, mich so zu richten
mit ihren Mitteln und zu ihrem Zweck,
und dürfte mich vor allen so vernichten.



Traumwandeln XI

Ein Freund, auf den ich meine Stärke baute,
da meiner Seele so vertraut verwandt
und mir seit Kindertagen wohlbekannt,
verriet mich, als ich mich ihm anvertraute.

Er lieferte mich aus mit einem Lachen,
das mir erklärte, was ich für ihn war.
Bis dahin war die Welt mir wunderbar,
doch konnte er sie mir zur Hölle machen.

Ich hasste glühend heiß, doch so vergeblich -
er lebte einfach weiter, ungehindert!
So sanft zu sein, ist unter Sanften löblich,

doch würgte mich die Wut in meinem Herzen,
und würde mich für alle Tage mindern,
die mir noch blieben unter Seelenschmerzen.



Traumwandeln XII

Der Träume elf entstellten meine Nächte,
versehrten mich mit ihrer Zungen Feuer.
Sie wuchsen in mir an wie Ungeheuer,
und nichts, was meiner Seele Frieden brächte.

War ich der Sünder und der Selbstgerechte,
der dies verdiente, an der Welt gescheitert?
Was hatte jenes Eiterloch erweitert,
das Träume in mich spie wie alles Schlechte?

Die Zeit verging, ließ endlich Gnade walten,
und alle Bilder, die mich so verletzen,
begannen zu verblassen, zu erkalten,

und ich verging zugleich mit ihr im Wachen
der Tage, die mein krummes Sein zersetzen,
bis keine Träume mich mehr traurig machen.




« Letzte Änderung: Dezember 16, 2023, 18:34:18 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Emilie

Re: Traumwandeln
« Antwort #1 am: Dezember 13, 2023, 22:14:22 »
Lieber Erich,

wieder ganz feines Bezauberungsmaterial von dir. Die Formtreue und die Feinfühligkeit deiner Sprache ist einfach wunderbar!
Ich habe beschlossen, hier wieder etwas zu verweilen, wenn es genehm ist.

Lg EV

Erich Kykal

Re: Traumwandeln
« Antwort #2 am: Dezember 14, 2023, 00:43:18 »
Willkommen, Em!

Danke für das positive Echo. Hab die Dinger heute vormittag einfach so dahingeschrieben, so in ca. eineinhalb Stunden. Hat mich einfach so gepackt, mal wieder. Vielleicht setzte ich diese Reihe in nächster Zeit noch fort - Traumvorlagen habe ich genug!  ;) ::)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Emilie

Re: Traumwandeln
« Antwort #3 am: Dezember 14, 2023, 11:49:52 »
Wenn es dir an Träumen nicht mangelt, dann lass es fließen, Erich.
Ich schreibe auch gern wieder etwas ausfühlichere Kommentare, ab morgen sollte mehr Zeit sein.

Lg E.!

Erich Kykal

Re: Traumwandeln
« Antwort #4 am: Dezember 15, 2023, 01:16:38 »
Hi Em!

Heute waren es nur zwei weitere Sonette. Mal sehen, was noch kommt. Danke für dein Imteresse!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
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Erich Kykal

Re: Traumwandeln
« Antwort #5 am: Dezember 16, 2023, 18:35:58 »
Nun sind es zwölf Sonette, was eine schöne Zahl ist. Damit will ich es bewenden lassen.
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Emilie

Re: Traumwandeln
« Antwort #6 am: Dezember 19, 2023, 09:30:54 »
Hey Erich,

das Sonett kenne ich noch von damals:

Traumwandeln XI

Ein Freund, auf den ich meine Stärke baute,
da meiner Seele so vertraut verwandt
und mir seit Kindertagen wohlbekannt,
verriet mich, als ich mich ihm anvertraute.

Er lieferte mich aus mit einem Lachen,
das mir erklärte, was ich für ihn war.
Bis dahin war die Welt mir wunderbar,
doch konnte er sie mir zur Hölle machen.

Ich hasste glühend heiß, doch so vergeblich -
er lebte einfach weiter, ungehindert!
So sanft zu sein, ist unter Sanften löblich,

doch würgte mich die Wut in meinem Herzen,
und würde mich für alle Tage mindern,
die mir noch blieben unter Seelenschmerzen.

Ich glaube, es war das hier!

Vor vielen Jahren hatte mich ein Freund verworfen,
doch nun begab es sich, dass ich ihn wiedersah,
aus reinem Zufall, so erschien es mir, und ja -
die Wunden bluteten erneut an alten Schorfen!

Anstatt zu reden hatte er mich ausgeschlossen,
mich aufgegeben, abgelegt wie eine Hose,
die nicht mehr passt, weil sie zu eng sitzt oder lose -
was an mir störend war, es hatte ihn verdrossen.

Die Blicke ragten fremd an alledem vorüber,
und wir erwähnten weiter nichts mehr von Belang.
Es war das ewig Unerlöste, das uns zwang,
zu tun, als stünden wir ganz lange schon darüber.

Die Wege trennten sich, es blieb nichts mehr zu sagen,
was nicht zu seltsam und bemüht geklungen hätte.
Was hätte werden können, ist Ruinenstätte
und nicht mehr willens, das Lebendige zu tragen.

Traumwandeln I beginnt stark, vor allem "Ich zwickte mich und rief mir zu: Erwache!" setzt die Emotionen zu. Trotzdem findet das LyrIch Trost in der Erkenntnis, noch zu leben.
Die letzte Zeile, "erkenne ich der Bilder Trost und Segen", deutet darauf hin, dass das lyrische Ich trotz der beunruhigenden Natur des Traums einen gewissen Frieden oder eine wichtige Erkenntnis daraus gewinnt. Alle Sonette sind eine sehr atmosphärische Introspektion, die mit dem Zyklus des Lebens spielt, ständig grenzwertig wandelnd, arbeitet es mit der Wahrnehmung der Realität.

Erneut sehr gern gelesen!

Lg E.

Erich Kykal

Re: Traumwandeln
« Antwort #7 am: Dezember 19, 2023, 20:13:52 »
Hi Em!

Die Inhalte der Gedichte sind ähnlich, spielen aber in diesem Fall nicht auf dieselbe Begebenheit an. Mit meiner direkten, unverblümten und zuweilen sozial unbedachten, unsensiblen Art habe ich es mir im Laufe meines Lebens mit so manchen Mitmenschen verdorben, oft ohne es rechtzeitig zu bemerken. Man dachte, ich würde absichtlich verletzen wollen, was allerdings selten der Fall war, und wenn, dann als Echo für von mir als unangebracht empfundenes Verhalten mir gegenüber. Ich bin nicht gut im Menschenspiel ...

Für diese Sonettreihe habe ich meine tiefsten Ängste angezapft, die oft genug ihren Weg in meine Träume gefunden haben. Nichts hat mich so sehr geprägt wie das Mobbing, dem ich on der Oberstuufe meine Gymnasiumszeit ausgesetzt gewesen bin. Nichts ängstigt und schmerzt mich so sehr wie mir entgegengebrachte Verachtung, Unterschätzung, Entwertung, Herablassung. Einer der Gründe für mein Eremitendasein, mit dem ich mich lang arrangiert habe.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Emilie

Re: Traumwandeln
« Antwort #8 am: Dezember 19, 2023, 22:01:59 »

Die Inhalte der Gedichte sind ähnlich, spielen aber in diesem Fall nicht auf dieselbe Begebenheit an. Mit meiner direkten, unverblümten und zuweilen sozial unbedachten, unsensiblen Art habe ich es mir im Laufe meines Lebens mit so manchen Mitmenschen verdorben

Erich, ich finde, du bist zu streng zu dir. Sicherlich mag dies eine Seite sein, Beziehungen zu betrachten, und das Gefühl der Schuld ist nicht selten wie eine rostige Kreissäge, die durch das Fleisch gehen will.
Was unsensibel wirken kann, kann dahinter wunderschön sein; was unbedacht sein kann, kann in Wirklichkeit sehr intelligent sein. Was unverblümt ist, lebt in der Regel in einem blumendurchwirkten Garten. Das aber zu erkennen, bedarf einer gewissen Sensibilität, Intelligenz und Reife, und die hat in unserer Welt nicht jeder. Wahre Hartnäckigkeit gibt es zunehmend weniger.
Vielleicht hast du als Folge der Kränkungen dich verschlossen, aber auch das ist, meiner Meinung nach, kein Thema der Schuld. Manchmal müssen Menschen gehen, damit wir beschützt werden, und du hast dein Bestes gegeben, um irgendwie zu funktionieren. Das macht jeder, auch Menschen, die als Konsequenz Abstand nehmen.

Sei froh, dass du kein People-Pleaser warst. Und lasse dich von dem Schein des Mainstreams nicht verwirren. Jeder hat Leichen im Keller. Jeder ist Täter und Opfer. Wenn deine Existenz dich durch diese Dinge geführt hat, dann nur aus einem Grund: Es hatte einen Sinn, den du erfüllen musstest. Sonst wäre es ja nicht so passiert.
Wie der Sinn aussehen mag... Weiß halt keiner. Ist es wichtig? Ich denke nicht...
Außerdem! Ich finde, dass die Gesellschaft sehr fragwürdig mit Opferrollen umgeht. Einerseits können solche Rollen durchaus einen narzisstischen Hintergrund erfüllen, andererseits ist es genauso narzisstisch einem Opfer mit Hohn zu begegneten und ausgesprochenes und offen kommuniziertes Leid in Abrede zu stellen, ganz nach dem Motto: "Hab dich nicht so, im Leben hilft dir niemand". Was wir aber durchfühlen und empfinden, wie Freude aber auch Schmerz, sind Dinge unserer Realität. Man darf und muss bluten, man darf Schmerz empfinden und man darf Jammern. Danach folgt die Heilung. Wer das verhöhnt ist dumm.

Was du in der Lyrik hast entstehen lassen, kann nicht jemand tun, der ein anderes Leben hatte. Denk mal drüber nach.

Hier mal noch ein Antwortgedicht:

Gefäß

Die Traurigkeit ist wie ein breiter Fluss,
der immerfort von irgendjemandem
im Zug der Zeit getragen werden muss.
Ich biete an, dir meine raue Hand
und reiche meinen leeren Körper dar,
ein Träger sein, bis an den schmalen Rand
der Welt. Will ich, wenn sich die Chancen böten,
dein tiefster Kummer sein, zu Lasten meiner!
Entkleide dich, sei frei von Schmerz und Nöten,
gib mir den letzten Kuss und fülle mich.

LG E
« Letzte Änderung: Dezember 19, 2023, 22:04:45 von Emilie »

Erich Kykal

Re: Traumwandeln
« Antwort #9 am: Dezember 19, 2023, 22:17:07 »
Hi Em!

Danke für Einfühlung und Trost. Vieles ist wahr, aber mittlerweile habe ich mich in meiner selbstgewähltne Isolation eingerichtet und  könnte die Welt gar nicht mehr anders ertragen. Von daher geht es mir nicht um Schuld oder so. Ich konstatierte nur ehrlich. Ich habe heutzutage keine Albträume mehr, zumindest kann ich mich schon seit Jahren an keine mehr erinnern, wenn ich aufwache.
Zudem versteige ich mich nicht in die Hybris, mein literarisches Schaffen wäre von irgendeiner Bedeutung für die Welt. Dazu ist Lyrik heutzutage viel zu unwichtig geworden, ein Stiefkind der Literatur- und Kulturszene. Dazu kommt, dass ich stilistisch nichts Neues erschaffe, sondern 'klassisch' dichte, was der Avantgarde der Literaturszene als unmodern und überholt gilt. Mich stört das nicht. Bedeutung ist Illusion. Ich schreibe schon lange nur noch, weil es mir etwas gibt, mich erfüllt und erfreut. Wenn es den wenigen Lesern gefällt, freut mich das, aber es ist nicht mein Antrieb.
Danke für das Atwortgedicht.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Emilie

Re: Traumwandeln
« Antwort #10 am: Dezember 20, 2023, 08:52:19 »

Zudem versteige ich mich nicht in die Hybris, mein literarisches Schaffen wäre von irgendeiner Bedeutung für die Welt.

Das halte ich insofern für gesund, dass man nicht falschen Dingen anheimfällt. Andererseits muss man aufpassen, dass man nicht ins gegenteilige Extrem fällt.
Schau wie ich 2017 in die Lyrik stieg. Meine Produkte waren schrecklich und dir (und sufnus) und deinen Werken habe ich die Motivation und den Fortschritt zu verdanken.
Ohne deine namenlose Hure jemals gehört zu haben und ohne deine regelmäßigen Tipps und Einwände, würde ich vermutlich nicht mehr schreiben.
Wer bin ich schon, dass das eine Bedeutung haben könnte. Aber, immerhin, ich bin jemand, also nicht niemand. :P

Dir einen schönen Tag, Erich.

Lg E

Erich Kykal

Re: Traumwandeln
« Antwort #11 am: Dezember 22, 2023, 16:19:12 »
Hi Em!

Von den Kids hört unsereins selten ein Dankeschön für seine Bemühungen als Lehrer - umso mehr genießt man es, wenn man jemandem auf den Weg helfen und damit Freude machen konnte.  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Traumwandeln
« Antwort #12 am: Dezember 24, 2023, 12:03:41 »
Eine Super-Serie, lieber Erich.

Danke und dir schöne und erholsame Weihnachten.

Gruß von gummibaum

a.c.larin

Re: Traumwandeln
« Antwort #13 am: Dezember 24, 2023, 17:56:16 »
Hallo Erich,
es scheint wieder zu sprudeln bei dir....
wie erfreulich!

meine Favoriten sind Nr1 und Nr 5!
Lg, larin

Erich Kykal

Re: Traumwandeln
« Antwort #14 am: Dezember 24, 2023, 18:32:35 »
Hi Gum, hi Larin!

Vielen Dank für die guten Wünsche, auch wenn ich selbst nicht feiere.

Und ja, es tut sich wieder was ab und zu! Wollen wir hoffen, dass es so bleibt!

Alles Liebe zum Fest!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.