Autor Thema: Das Menschenspiel  (Gelesen 725 mal)

Erich Kykal

Das Menschenspiel
« am: November 15, 2023, 12:44:50 »
Wenn wir uns nicht nur immerfort beraubten
an Geist und Körper, der die Lüge lebt,
dass alles immerzu nach Liebe strebt -
wenn die Gedanken, die wir richtig glaubten,

uns nicht verführten, der Begierde zu vertrauen,
die unsre Seelen ineinander treibt,
den Leibern gleich, bis nur die Reue bleibt,
dass niemals wir mit andern Steinen bauen,

was hinter unsrer Lust in Asche fällt -
wir machten uns an jenen nicht mehr schuldig,
die wir erhaschen können in der Welt,

und fielen selbst auf andre nicht herein,
eroberten, benutzten nicht geduldig,
und könnten endlich füreinander sein.
« Letzte Änderung: November 22, 2023, 16:55:03 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Das Menschenspiel
« Antwort #1 am: November 17, 2023, 01:09:37 »
Lieber Erich,

das Gedicht verstehe ich nicht. 

Da dem Gefüge aus Bedingungssätzen im Konjunktiv II  kein Hauptsatz folgt (so machten wir uns nicht an jenen schuldig), bekommt es den Sinn einer Evokation. Ist das gewollt?

Die transitive Verwendung von dünken = scheinen (deuchte) ergibt für mich keinen Sinn.

LG g

Erich Kykal

Re: Das Menschenspiel
« Antwort #2 am: November 17, 2023, 18:45:35 »
Hi Gum!

Ich habe es umgeschrieben, damit das 'wenn' ein 'dann' bekommt. Ich hoffe, es ist so verständlicher.

Vielen Dank für das Aufmerksammachen auf die Schwächen.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

a.c.larin

Re: Das Menschenspiel
« Antwort #3 am: November 22, 2023, 07:38:36 »
Ach Erich,

wenn uns nicht das eigne Ego triebe,
hätten wir die Kraft zu Sinn und Liebe!
Doch der eigne Hunger wie ein Stier
brüllt: Mal ich zuerst - und alle andern hinter mir!

Leider stehen einander da Selbsterhaltungstrieb und Arterhaltungstrieb quer im Wege....

Im Grunde genommen sind wir nicht viel anders als die Viecher, deren Lebenskampf ein fressen und gefressen werden bedeutet.
Wir erfinden bloß ein paar "moralische" Begründungen dafür.
Wir glauben zwar, wir hätten uns darüber hoben - aber (fast ) jeder neue Konflikt lehrt uns: Mitnichten!

Im einzelnen mag es zwar da und dort gelingen - im Großen und Ganzen sieht der Befund derzeit eher trist aus. Leider!

larin

Erich Kykal

Re: Das Menschenspiel
« Antwort #4 am: November 22, 2023, 17:06:52 »
Hi larin!

Alles ist immer im Fluss, und was dereinst den einen gelang, vermögen andere nicht zu erhalten. Erfolge der Menschlichkeit sind Kurzzeitereignisse. Es mag zum Trost gereichen, dass die Misserfolge meist ebenso kurzlebig sind.
Phasen von Toleranz und Mitgefühl wechseln mit solchen von Entmenschlichug und Verallgemeinerung - zum Glück im Gesamtüberblick des Planeten chaotisch und ungeregelt. Was geschieht, wenn ein Volk zu lange durch Lüge und Terror gebrochen wird, veranachaulicht Nordkorea - aber nicht einmal dort werden die Diktatoren ewig herrschen!
Bei uns gelangen derzeit leider wieder mal die Dummen und Einfältigen, die Grausamen und die Egomanen an die Ruder der Macht, zumindest in gewissen Gebieten. Hoffen wir, dass ihre mangelnde Empathie und soziale Inkompetenz sich früh genug offenbaren, sodass wir sie rechtzeitig absägen können, ehe der Schaden an der Demokratie irreversibel wird.
Wir brauchen keine Armbindenträger, um irgendetwas besser zu machen!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.