Autor Thema: Bei den Tintenfischpilzen  (Gelesen 1654 mal)

gummibaum

Bei den Tintenfischpilzen
« am: September 13, 2023, 22:10:44 »
Ein Hexenei hab ich entdeckt
im Wald, schon oben eingerissen,
und aus dem Spalt im braunen Kissen
sah Rot. - Der Rest war noch versteckt.

Der Pilz, an dessen Stamm das Ei
gelehnt stand, reckte rote Arme
und zeigte so, dass ihm die warme
Gemeinschaft hoch willkommen sei.

So geht es, wenn der Oktopus
an Land, in einen Pilz verwandelt,
noch wie ein Meergeküsster handelt,
nur weil er nicht allein sein muss …

Erich Kykal

Re: Bei den Tintenfischpilzen
« Antwort #1 am: September 14, 2023, 16:20:30 »
Hi Gum!

Was du da beschreibst, scheint ein Schleimpilz zu sein, die wandern wirklich wie Korallenfächer über Totholz oder den Boden, allerdings sieht man es fast nur im Zeitraffer.

Als Hexenei hingegen bezeichnet man einen Jungpilz mit noch geschlossener Kappe, gerade erst aus dem Boden raus, vornehmlich von giftigen Sorten mit weißer Kappe.

Dann gibt es noch den Hexenröhrling.

Das Bild im obigen Poem kann m.E. nur entstehen, wenn ein Hexenei von einem Schleimpilz erobert und aufgrfressen wird.


LG. eKy
« Letzte Änderung: September 14, 2023, 20:02:04 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Bei den Tintenfischpilzen
« Antwort #2 am: September 14, 2023, 17:36:36 »
Danke, lieber Erich.

Super, dass du es verstanden hast. Ich habe gestern nämlich ein schönes Foto von den beiden (dem entfalteten Pilz und dem oben aufgeplatzten Hexenei mit dem noch nicht entfalteten, aber schon rot hervorschimmernden Pilz) gemacht.

LG g

Sufnus

Re: Bei den Tintenfischpilzen
« Antwort #3 am: September 17, 2023, 15:00:11 »
Hey, lieber mykophiler Gum! :)
Mir scheint hier doch eher kein Schleimpilz besungen zu sein, wie von eKy gemutmaßt, da die seltsamen, unter dem Namen Schleimpilze zusammengefassten, Mitgeschöpfe doch nicht ganz so tintenfischig rüberkommen, wie hier beschrieben. Vielmehr handelt es sich wohl um einen veritablen, echten Pilz, der irgendwo bei den Stinkmorcheln einzusortieren ist und aufgrund seines mehrarmigen Fruchtkörpers tatsächlich als Tintenfischpilz firmiert. Ursprünglich waren diese seltsamen Kerle, glaub ich, in Neuseeland oder Australien (?) zuhause - in Europa sind sie relativ neue Gäste, die sich aber wohl als verträgliche Mitbewohner erwiesen haben. :)
LG!
S.

gummibaum

Re: Bei den Tintenfischpilzen
« Antwort #4 am: September 17, 2023, 15:28:10 »
Ja, richtig, lieber Sufnus, danke.

Ich wusste nicht, was Schleimpilz ist und dachte, er gehört dazu. Der bedichtete heißt laut Wiki Clathrus archeri und ist ein Gitterling.

LG g

 

Erich Kykal

Re: Bei den Tintenfischpilzen
« Antwort #5 am: September 18, 2023, 19:55:44 »
Ach, darum! Meine Pilzkenntnisse sind 'Old School' - wenn es eine neue Art ist, kenne ich sie nicht, denn ich war schon jahrelang nicht mehr Pilzesuchen.

Übrigens können Schleimpilze sehr wohl an Tintenfische erinnern, oder zumindest an Haarsterne. Ihr Erscheinungsbild ist mannigfaltig. Einige Arten fächern wie Korallen, aber ich habe auch schon tantakelig wirkende Exemplare gesehen. Die Fächer bilden sie vor allem aus, wenn sie auf der Suche nach Beute sind. Ist diese gefunden, schnurrt der Pilz zu einem einzigen Strang zusammen. Findet er an mehreren Stellen zugleich Beute, kommt es eben zu dieser Tintenfischform.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Bei den Tintenfischpilzen
« Antwort #6 am: September 19, 2023, 10:03:55 »
Interessant, lieber Erich.

LG g