Autor Thema: Falsch gelagert  (Gelesen 710 mal)

gummibaum

Falsch gelagert
« am: Mai 20, 2023, 13:34:18 »
Apfel sind und Apfelsine
wunderbar ein Liebespaar.
Blicke ich zu der Vitrine,
streichelt er mit grüner Miene
zärtlich ihr oranges Haar.

Froh steigt Duft aus ihren Poren,
glänzt die weiche, dicke Haut,
zeigt sie sich wie neu geboren -
Doch dann plötzlich, wie verloren,
fühlt sie alt sich und ergraut.

Wildes Reifen, dann Vergreisen,
denn er atmet Äthylen. -
Ach, ich wusste nichts von Speisen,
die an ihren Liebesweisen,
kaum gehaucht, zu Grunde gehn…

Sufnus

Re: Falsch gelagert
« Antwort #1 am: Mai 20, 2023, 14:36:29 »
Lieber gum!
Die Kunst der Lebensmittellagerung als Metapher gelungener (resp. nicht so gelungener) Zweisamkeitsprojekte: Das ist wirklich absolute Oberklasse! Ein beglückendes Gedicht! :)
Ich begrübele nur noch ein bisschen die Wendung vom orangenen Haar. Einerseits gefällt mir das richtig gut, weil das so eine innige Szene ist und die orangenfarbigen Haare ein echt schöner "Hingucker" in diesem Text sind, andererseits muss  ich im Kontext von Haaren bei Orangen an Schimmelpilzbildung denken, was ja ab Strophe 2 tatsächlich zum Thema wird ("ergraut"), aber im Idyll der Strophe 1 vielleicht noch etwas zu früh daherkommt. Ich zweifele hier aber hin und her... bin mir echt unsicher, so dass weitere Stimmen zu diesem Aspekt sicher willkommen wären. :)
LG!
S.

gummibaum

Re: Falsch gelagert
« Antwort #2 am: Mai 23, 2023, 01:45:52 »
Danke, lieber Sufnus.

Ja, der Apfelsine Haare zu geben, ist gewagt.

Alles Liebe
g