Autor Thema: Schmetterlinge fangen  (Gelesen 1579 mal)

Sufnus

Schmetterlinge fangen
« am: M?RZ 16, 2023, 22:07:02 »
Schmetterlinge fangen

Ein Bläuling, zart wie der Hauch eines Hauchs,
mit Flügeln aus feinem Staub,
eine Variation über den Wind, nur
ein Spiel mit seiner Freundin, der Sonne.

Und im nächsten Augenblick,
verschmilzt er mit der Luft,
ein flüchtiger Gedanke,
so unangreifbar wie das Nichts.

Wie es jetzt weitergeht, fragst Du?
Ich weiß es nicht, womöglich folgen wir
einfach seiner Spur: Vergänglichkeits-
ahnen - Übung im Verschwinden.

Diese Faltermelodie aus Luft ist
vielleicht nichts weiter als ein Traum,
der vor unseren Augen vergeht,
sich auflöst in der Welt.



----
Verfasst zusammen mit ChatGPT.
Ich stelle das Gedicht gleich nochmal als Doppelpost (sorry ;) ) ein und markier dabei alle Stellen die von der KI kamen. Dann wird die Art der Koproduktion besser nachvollziehbar.


Sufnus

Re: Schmetterlinge fangen
« Antwort #1 am: M?RZ 16, 2023, 22:14:00 »
Schmetterlinge fangen

Ein Bläuling, zart wie der Hauch eines Hauchs,
mit Flügeln aus feinem Staub,
eine Variation über den Wind, nur
ein Spiel mit seiner Freundin, der Sonne.

Und im nächsten Augenblick,
verschmilzt er mit der Luft,
ein flüchtiger Gedanke,

so unangreifbar wie das Nichts.

Wie es jetzt weitergeht, fragst Du?
Ich weiß es nicht, womöglich folgen wir
einfach seiner Spur: Vergänglichkeits-
ahnen - Übung im Verschwinden.

Diese Faltermelodie aus Luft ist
vielleicht nichts weiter als ein Traum,
der vor unseren Augen vergeht,

sich auflöst in der Welt.

----
Das was unterstrichen ist, kam von ChatGPT. Der KI ist nur komischerweise kein Titel eingefallen (wenigstens "Bläuling" wär doch nicht zu viel verlangt gewesen) und das Programm hat anstelle der nicht unterstrichenen Passagen ein paar arg kitischige Formulierungen gewählt. Aber das Grundgerüst ist echt nicht übel gewesen, wie ich finde. :) Wobei man fairerweise sagen muss, dass ChatGPTs letzter Fassung, auf der ich dann aufbauen konnte, drei Vorversionen vorausgingen, die ich komplett zurückweisen musste, weil bei denen der Kitsch wirklich heftig überwog. Also Zeit spart man damit bisher noch nicht unbedingt. ;) Wobei ab nächster Woche ja eine sehr viel leistungsstärkere Version am Start sein soll. :)

Erich Kykal

Re: Schmetterlinge fangen
« Antwort #2 am: M?RZ 17, 2023, 01:04:30 »
Hi Suf!

Wenn ich recht verstanden habe, ist dies eine von dir verfeinerte Version einer sog. künstlichen Intelligenz, der man aufgetrgen hat, ein Gedicht zu verfassen.

Warum sollte man derlei überhaupt tun?

1) Man kann selbst nicht gut dichten und möchte besser dastehen, nicht erkennend, dass der Computer es auch nicht besser kann.
2) Man will sich in der Genialität menschlichen Erfindungsgeistes sonnen: Seht her, was wir können! Unsere Maschinen sind genial!
3) Man spielt auf philosophischer Ebene mit der Austauschbarkeit menschlichen Intellekts und seiner Kreativität: Seht her, der Mensch ist auch nur eine Maschine!
4) Man spielt einfach mit den Möglichkeiten, die der Fortschritt eröffnet, weil es eben geht, egal, ob es sinnvoll - oder moralisch - ist oder nicht.

Zutreffendes bitte ankreuzen.  ;)


Ich persönlich halte nichts davon, weil es den eigentlichen Antrieb, Lyrik oder Literatur im Allgemeinen zu erschaffen, ad absurdum führt, ja lächerlich macht. Wenn eine bewusstlose Maschine programmiert wird, so zu tun, als wäre sie in der Lage, bewusst zu kreieren, entwertet das den gesamten Anspruch von Menschen verfasster Dichtkunst. Es steht kein Geist dahinter, der etwas bewirken, etwas erreichen will damit - zumindest nicht mit dem Elaborat selbst, bestenfalls mit der Art seiner Entstehung, und das hat so gar nichts mit Kunst zu tun, wie ich sie verstanden wissen will. Es soll nur so aussehen wie - eine Mimikri, eine Illusion, die als genialer Fortschritt verkauft werden soll.

Das Ergebnis oben überzeugt mich auch nicht. Für Reime oder zumindest eine repetative Sprachmelodie hat's ohnehin nicht gereicht, und wie du selbst sagtest: Zuviel Kitsch dabei, den manche Programmierer offenbar für 'künstlerisch' halten.

Wenn du das publiziert hast, um auf den Blödsinn hinzuweisen, der es ist, Computer dichten zu lassen, dann vielen Dank für das abschreckende Beispiel.  ;)
Wenn du das allen Ernstes als gelungene Lyrik verstanden wissen willst, kann ich dir diesbezüglich leider nicht zur Seite stehen.  ::)

LG, eKy
« Letzte Änderung: M?RZ 17, 2023, 01:06:45 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Sufnus

Re: Schmetterlinge fangen
« Antwort #3 am: M?RZ 17, 2023, 09:20:21 »
Hi eKy!

Danke für die Gedanken! :)
Bei Deinen Punkten kann ich bei 2) bis 4) ein Kreuzchen setzen (nur die "moralische" Ebene bei so etwas harmlosem wie einem Gedicht über einen kleinen Schmetterling verstehe ich nicht so ganz - ich nehme an, dass Du da gedanklich andere mögliche Nutzungsfelder von KI mitmeinst und weniger das Gedichteschreiben).

Bei Punkt 1 gibt es nur ein Teilkreuzchen. Ich kann zwar selbst tatsächlich nicht gut dichten (gemessen an dem, was theoretisch an wunderbarer Sprachkunst möglich wäre), aber durch einen Vergleich mit jedmand, der es noch schlechter kann, das eigene Ego aufpolieren zu wollen, hielte ich für den Auftakt zu einer Selbstverschlechterungsspirale.

Was nun das Produkt angeht, das bei diesem Experiment entstanden ist, so finde ich es gar nicht so übel, wie Du (das ist jetzt ja quasi nur ein Halbeigenlob, ich produziere also nur Halbgestank).

Dein Vorwurf bzgl. fehlenden Reims und fehlender Melodiosität (gibts dieses Wort?), trifft dabei nur mich und nicht das arme KI-Programm, denn mein Auftrag lautete: "Schreibe bitte ein Gedicht in zeitgenössischem Stil über einen Schmetterling.". Tatsächlich hat das Programm daraufhin ein zwar metrisch eher locker gefügtes, aber durchgängig gereimtes Werk rausgehauen und ist erst nach meiner anschließenden Mäkelei, das sei jetzt aber formal zu altmodisch, umgeschwenkt und ins Reimlose ausgewichen.

Ich hätte naiverweise gedacht, dass es der KI schwerer fällt, ein sauber gereimtes Gedicht zu produzieren als einen Text in freien Versen und wollte dem Programm sozusagen mit der Aufforderung zu einem "modernen" Gedicht entgegen kommen. Möglicherweise ist dem gar nicht so - ich werde es beim nächsten Versuch darum bitten, ein streng gereimtes Gedicht zu verfassen.

Was nun die Zukunftsperspektive angeht, sehe ich die KI tatsächlich als Forschritt beim Gedichteschreiben. Nach dem anfänglichen Enthusiasmus, den jede technische Neuerung mit sich bringt, wird man beim Publikum bald wieder nach Gedichten von "echten Menschen" verlangen. Daraufhin werden sich zwei Strömungen entwickeln:

1) Gedichte, die ein echter Mensch unter Nutzung von KI als Hilfsmittel verfasst hat. Durch die Entscheidungshoheit des als Autor firmierenden Menschen, welche Idee der KI er weiter ausbaut und welche er verwirft, ist hier nach wie vor eine (wenn auch etwas relativierte) menschliche Autorenschaft gegeben. Bei diesen Gedichten wird das Publikum aber einen extrem hohen Grad an Perfektion erwarten. Die Ausrede, naja, es ist ja menschlich, wenn bei einem Gedicht ein kleinerer Lapsus übersehen wurde, zählt dann nicht mehr.

2) Gedichte, die unter kontrollierten Bedingungen nachvollziehbar ohne "KI-Doping" verfasst wurden. Zum Beispiel spontane Stegreifgedichte oder Gedichte, die der Dichter in einer Art "Klausur", abgeschirmt von der technischen Welt da draußen, verfasst hat; das wird dann bei Kunstwerken, für die ein echter "Markt" existiert (Gemälde z. B. oder Pop-Hits) durch entsprechende Überwachungsstellen zertifiziert werden, so dass die Käufer des Kunstwerks das gute Gefühl haben, ein "rein Menschliches" Werk erworben zu haben. Mangels ökonomischem Interesse werden solche Zertifikate bei Gedichten wahrscheinlich aber nicht so die Rolle spielen, außer es ändert sich nachhaltig was am Kunstgeschmack eines zahlungskräftigen Publikums, was ja immer mal passieren kann - auch da gibt es Modeströmungen. :)

Was auf alle Fälle passiert ist, dass die Schwelle, selbst einmal ein Gedicht zu "verfassen" (mit KI-Hilfe) deutlich sinkt. Und das ist eigentlich gar nicht so übel. Vielleicht hilft die KI der Lyrik sogar, wieder etwas breitere Bevölkerungsschichten zu erreichen. :)

LG!

S.

« Letzte Änderung: M?RZ 17, 2023, 09:23:08 von Sufnus »

Erich Kykal

Re: Schmetterlinge fangen
« Antwort #4 am: M?RZ 17, 2023, 12:54:08 »
Hi Suf!

Zuallererst: Du KANNST dichten! GUT! Stell dein Licht nicht unter den Scheffel, das hat die gute Cypi immer schon zu mir gesagt, und ich gebe es nun weiter.

Mit den 'moralischen' Gründen dachte ich daran: Lyrik ist etwas so zutiefst Mesnchliches, mit menschlicher Motivation dahinter und menschlichem Ausdruck, dass es eine KI machen zu lassen mir wie ein Verrat an der Menschlichkeit selbst erscheint, an allem, was Lyrik sein möchte oder zum Ausdruck bringen will. Wenn es die KI dann auch noch so gut kann, echtes Fühlen verbal zu faken, dass praktisch kein Unterschied zum menschlichen Dichten mehr erkennbar ist, erscheint mir der Verrat nur umso tiefer. Als würde der Mensch selbst alles tun, um sich und sein literarisches Schaffen zu unterminieren, zu entwerten und zu etwas Willkürlichem, beliebig Austauschbaren nach Baukastensystem zu machen, bloß um mit seiner Technik ein wenig angeben zu können.

Dichter, die zur KI greifen, um ihr eigenes Untalent zu kaschieren, kann ich nur zutiefst dafür verachten - das erschent mir wie verbotenees Doping beim Sport: ein klarer Regelbruch wider die Fairness. Ein so gestütztes 'Talent' entwertet sich so nur selbst und darf nie hoffen, als richtiger Dichter anerkannt zu werden, wenn seine perfide Nutzung der Technik ruchbar wird. Damit meine ich nicht dich, der es ja sogar ankündigt und unbelastet mit den Möglichkeiten spielt, vielleicht verkennend, welches Betrugspotential sich dahinter verbirgt. Ich bin sicher: durch deine lobende Kritik hier wirst du manche 'Poeten' in Versuchung führen, desgleichen zu tun - allerdings OHNE faire Mitteilung über die technische 'Hilfe'.

Für mich gibt es für dichtende KIs keine Zukunftsperspektive - es DARF sie meines Erachtens nicht geben! Das Herzblut der schaffenden Menschheit für billige technische Effekthascherei in fühlloser Beliebigkeit zu ersäufen und auf dem Altar der Fortschrittsanbeter zu opfern, darf nie eine anerkannte moralische Prämisse werden!

Du meinst, es 'sei eigentlich nicht so übel', weder in Ergebnis noch in Intention. Ich widerspreche klar: Es ist von gewaltigem Übel, in jeder nur erdenklichen Hinsicht!  >:( >:( >:(

LG, eKy
« Letzte Änderung: M?RZ 17, 2023, 12:57:29 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Sufnus

Re: Schmetterlinge fangen
« Antwort #5 am: M?RZ 24, 2023, 11:20:59 »
Hey eKy!
Dank Dir für Ermunterung und -mahnung! :)
Deine Argumente gegen eine "Computerisierung" des ureigensten anthropologischen Prinzips, der Sehnsucht nach und Erfreunis am Schönen, kann ich schon gut nachvollziehen. Es gibt ja im Zusammenhang mit dem technischen Fortschritt immer das Schlagwort des technologischen Posthumanismus bzw. des Transhumanismus und die Implikationen haben für mich auch immer ein bisschen was Suizidales... eine Spezies übt sich in der Selbstauslöschung.
Eigentlich ist aber schon bemerkenswert, dass der Homo sapiens vor über einem halben Jahrhundert die Overkillschwelle überschritten hat ohne sich direkt zu pulverisieren (ja... kann noch kommen... ich weiß). Auch das doch (gemessen an dem Trägheitsprinzip der Masse) recht ruckartige Ruderherumreißen als die Ozonschicht flöten gegangen ist, weißt auf erstaunlich gut entwickelte Überlebensinstinkte hin. Und mag man in der Klimadiskussion derzeit auch den Eindruck haben, dieses mal könne es womöglich nicht mehr reichen, so bin ich hier doch auch äußerst optimistisch (wenngleich die Menschheit bis zum Um- und Gegen(!)steuern ohne Zweifel gehörig Federn lassen wird).
Also mal sehen... die KI-Assoziierte Singularität, also der Punkt, in dem KI die Leistungsfähigkeit der Menschen soweit übersteigt und sich automatisch selbst optimiert, dass sie sich einer klassischen Steuerung durch Ingenieure und Techniker entzieht, ist nicht mehr allzuweit entfernt. Bei selbstlernenden Systemen "versteht" man heute schon nicht mehr so richtig, "wie" die letztlich zu ihrer Entscheidungsprozesse selbst optimieren.
Bei unvermeidlich eintretenden Prozessen halte ich es aber grundsätzlich eher für günstig mitgestaltend dabei zu sein, als sich dem komplett zu entziehen. "Mitgestaltend dabei sein" kann natürlich auch heißen: Den Prozess anzuprangern und zu bekämpfen. Auch das ist ja eine Art von "Beteiligung" (eben unter umgekehrten Vorzeichen). Unvermeidliche Prozesse aber mit dem Kopf im Sand zu ignorieren, halte ich i. d. R. nicht für die klügste Vorgehensweise. Und wenn man KI nicht ignorieren will (sondern meinethalben auch dagegen anzukämpfen gedenkt) muss man sich zuvor mit ihr beschäftigen. Man muss natürlich kein Atomkraftwerk bauen, bevor man als Gegner der Kernenergie auftritt. Aber ich finde (idealerweise) sollte man mal eins besichtigt haben (oder wenigstens sich mit einigen Grundlagen auseinaner gesetzt haben). :)
Meine ChatGPT-Versuche sind solche Erkundungsmissionen. Eine finale Meinung zu dem Gesamt-Themenkomplex bilde ich mir derzeit noch (aber wie weiter oben schon angedeutet: Die Kunst ist dabei noch meine geringste Sorge).
LG!
S.

stephanus mall

Re: Schmetterlinge fangen
« Antwort #6 am: April 20, 2023, 23:17:58 »
Lieber sufnus, lieber eky,
eine hoch interessante Diskussion die hier entbrannt ist und die würde ich gern mit Euch in der Kneipe führen
und ich denke wir würden bis weit in den Morgen sitzen. Ich hatte schon einen langen Beitrag fertig und da stürtzt
mit der Computer ab, nun ist meine Motivation etwas gedämpft  :(.  Soviel zum Them analog und digital. Unser Gespräch
in der Kneipe wäre zwar auch kaum rekonstruierbar, es wäre aber im Raum gewesen und nicht im Datennirvana.
Egel. Nur ein paar kurze Gedanken, ich finde den Versuch von sufnus sehr interessant und sthe auch eher auf dem Standpunkt
mich nicht davor zu verschließen. Natürlich kann viel Schindluder damit getrieben werden, aber die Büchse der Pandore ist doch
eh ganz weit geöffnet und niemand wird den Deckel mehr drauf bekommen.
Ich denke da an Beispiele wie Vinylplatten und Streamingdienste, sw-analog Photographie und Digitalfotografie und und und.
Irgenwann wird sich ein Gleichgewicht einstellen. Es wird die reinen KI Gedichte geben es wird Nischen für reine Humangedichte
geben und es werden sinnvoll Hybride entstehen und das finde ich spannend. Der Mensch der mit der KI um die Wette ringt, ringt um
die perfekten Zeilen. Schaunwir mal was daraus wird. Ich bin da sehr offen.
Aber wie gesagt, diese interessnate Diskussion würde ich gern real oder zumindest im Videochat führen. Wir können ja mal sehen ob wir
sowas zu dritt mal hinbekommen, würde auch einen Raum per BBB zur Verfügung stellen.
Ich grüße Euch und für Heute gute Nacht
StM

a.c.larin

Re: Schmetterlinge fangen
« Antwort #7 am: April 26, 2023, 05:04:51 »
Hallo ihr drei!

Eure Diskussion ist spannend - und da ich grad schlaflos bin, geb ich auch noch ein bisschen Senf dazu....

Was Sufnus uns vermtteln wollte, ist: Hey, da gibts ein neues Tool- mal sehen , was es kann und ob es beim Umsetzen meiner Intentionen hilfreich ist.

Fazit von Sufnus: Ja, aber nur bedingt!

Erich- vom eher konservativen Lager- stellt dem ein " mir kommt nicht Neues ins Haus" entgegen.

Soweit, so gut, denke ich. Wir haben schon immer Rösser vor unseren Karren gespannt. Und nicht alle von uns mögen Pferde!
Und solange wir mit den Rössern fahren - warum auch nicht?

Was aber, wenn irgendwann die Rösser durchgehen und mit uns zu fahren begännen?
Keine sehr glückhafte Situation, denke ich, weder in der Vergangenheit, noch in der Zukunft.

Aus gutem Grunde haben die Softwarekonzerne und deren Entwickler deshalb mal die "Pause"-Taste gedrückt!  Noch ist ihnen nämlich selber nicht klar, was sie da entwickelt haben!

Was nämlich, wenn die entworfene Maschinerie "selbstlernend"
entdeckt, die gesante Menschheit(oder Teile davon) nicht mehr zu brauchen?

Wäre ein durchaus "logischer" Schluss, den die Maschine ziehen könnte und -je nach ihr einprogrammierter "Moral" sie dann jeweils die einen oder auch die anderen (oder gar alle) terminated, verfolgt, totschweigt? Dann haben wir
Hollywood Blockbuster in Real life!

Ich denke, wenn diese Art "Virus" uns entkomnt, wird Corona im Vergleich dazu nur ein "Lercherlschas" gewesen sein....

Abgesehen davon gibt es auch ein rechtliches Problem mit ChatGPT und den so erstellten Texten. Wem gehören dann nämlich die Autorenrechte?
Dem Autor? Den Programmentwicklern? Der Softwarefirma? Zu welchen Anteilen?
Und wie weist man nach, was von wem generiert wurde?

Dichten und Malen wir in Hlnkunft nur noch unter "Aufsicht"?
Und wie sollte diese "Aufsicht" zweifelsfrei erfolgen, wenn man mittlerweile ja auch schon Bilder und Videos täuschend lebensecht faken kann?
Muss man dann mindestens 2 unabhängige menschliche Zeugen beibringen(die aber auch wieder lügen könnten), um Urheberschaft zu bestätigen?
Der jetzt schon um sich greifenden Dokumentitis werden weitere Türen und Tore geöffnet.....

Ich glaube eigentlich nicht, dass unser kreativer Schöpfergeist so total vergesellschaftet sein möchte!

Also meiner nicht. Aber ich bin ja auch kein Roboter!
Deshalb werd ich mir jetzt auch noch eine Mütze voll Schlaf gönnen.

Gute Nacht!
larinGPT(GPT= ganz persönlich textend)
« Letzte Änderung: April 26, 2023, 05:09:02 von a.c.larin »

Sufnus

Re: Schmetterlinge fangen
« Antwort #8 am: April 28, 2023, 10:44:57 »
Hey, Du ganz persönlich Textende!
Schön von Dir zu lesen. Jetzt musst Du aber auch mal wieder öfter was schreiben! :)
Und vor völlig autonom in systematischer Weise Amok laufender KI, die den Menschen hollywoodkinomäßig als unerwünschten Malware einstuft und aus dem System löscht, braucht man sich jetzt m. E. keine Sorgen zu machen. Probleme können natürlich in der Waffentechnologie auftreten, weil da die KI ja genau darauf programmiert wurde, Menschen "auszuschalten" - das ist dann ja keine dumm gelaufene Schlussfolgerung einer misanthropischen KI sondern von menschlichen Waffentechnikern so vorgegeben worden. Ein anderes Problemfeld, wäre eine Technologie, die aufgrund eines fehlenden Selbsterhaltungstriebes sozusagen "aus Versehen" die menschlichen Ressourcen aufbraucht. Also wenn wir z. B. kleine künstliche Photosynthese-Drohnen bauen würden, die sich selbst replizieren können und dazu eingesetzt werden, das CO2 wieder aus der Atmosphäre zu holen. Das Schlagwort zu Apokalypsen durch aus dem Ruder gelaufenen, autonom agierenden Ressourcenverbrauch heißt "Graue Schmiere" oder "gray goo". Allerdings hat das jetzt eher nichts mit KI zu tun, solche selbstreplzierenden Systeme sind in der Regel sogar eher ziemlich "blöd". Außerdem ist dieses Schreckensszenario im Rahmen technischer Anwendungen wahrscheinlich doch überbewertet, wenn überhaupt ergäbe sich auch hier eher wieder in einem militärischen oder terroristischen Kontext ein echtes Bedrohungspotential.
LG!
S.

stephanus mall

Re: Schmetterlinge fangen
« Antwort #9 am: Mai 01, 2023, 20:39:54 »
Lieber sufnus,
ja, habe mich mal mit dem Thema noch etwas intensiver beschäftigt
und es gibt schon ein ganz paar Leute die da gut unterwegs sind.
Selbst bei den "Lyrikempfehlungen 2023" auf der Leipziger Buchmesse
spielte das eine Rolle. Jörg Piringer ist dort mit seinem "gemischten"
Lyrikband "günstige intelligenz" aufgetreten.
War interessant, hab ihn dann auch noch abends in einer Lesung gehört
und mich ein wenig mit ihm unterhalten. Er experimentiert schon seit
zwei Jahren mit KI und Lyrik. Fazit war für mich, es wird noch ein weiter
Weg sein, bis die Maschinen den Lyriker wirklich ersetzen werden können.
Aber die Kolaboration zwischen Lyriker und KI ist schon interessant und
könnte ein künftiges Betätigungsfeld sein.

War ein interessanter Aufenthalt in Leipzig, muss erst mal alles setzen lassen.
Beste Grüße
stm


 

Sufnus

Re: Schmetterlinge fangen
« Antwort #10 am: Mai 03, 2023, 07:40:48 »
Hey stm! :)
Freut mich, dass Dein Buchmessebesuch so anregend war! Beinahe hätt ichs ja auch mal nach Leipzig geschafft, sollte dann aber doch nicht sein.
Jörg Piringer kannte ich als Autor noch nicht. Den Namen, den ich bisher hauptsächlich mit Algorithmen-gestützter Poesie verbinde, ist Hannes Bajohr (https://de.wikipedia.org/wiki/Hannes_Bajohr), der in diesem Bereich nun schon etliche Jahre tätig ist. Aber mit Piringer werde ich mich auch sehr gerne einmal näher beschäftigen! Danke für die Anregung! :)
Letztlich ist natürlich vieles, was unter der Überschrift einer Computer-generierten Lyrik firmiert nur eine Erweiterung der guten alten aleatorischen Poesie, die (ich prüfe das jetzt grad nicht nach, sondern behaupte das einfach mal kühn) vermutlich konzeptionell weit in die Antike zurückreicht.
Gestern hab ich nochmal versucht, zusammen mit ChatGPT ein komplexes und schönes Gedicht zu verfassen... hat nicht wirklich gut funktioniert und wird der Nachwelt nicht erhalten werden ;)
LG!
S.