Autor Thema: Winter und (Meer) mehr  (Gelesen 898 mal)

stephanus mall

Winter und (Meer) mehr
« am: M?RZ 11, 2023, 21:03:33 »
Winter war es an der See,
über den Wellen ein zartes Nebelband,
am leeren Strand ein wenig Schnee,
wie das wohl der Sommer fand ... ?

Wir können ihn nicht fragen,
ist vor Monaten schon verschieden,
selbst der Herbst würde kaum etwas sagen,
und der Lenz, der lässt von Mutter Erde sich wiegen!

Trotz allem, es ist viel Winter im Land,
der Frühling will nicht starten in diese Welt,
es scheint, der Tod ist außer Rand und Band,
es sind gar viele, die er noch in Atem hält.

Sufnus

Re: Winter und (Meer) mehr
« Antwort #1 am: M?RZ 11, 2023, 22:28:17 »
Hey, lieber StM!
Das ist ja eine freudige Überraschung! Komm unser (aktuell schwer dezimiertes, dafür aber umso ambitionierter zu Werke gehendes) Rumpfteam gerne öfter besuchen!
Dein Rückmeldegedicht (wirklich sehr gerne mehr davon *lechz!*) verweigert sich einem klassisch metrisch-gebundenen Duktus, was ja Deiner bekannten Poetologischen Grundkonzeption entspricht und was ich sehr sehr schätze (eKy wird uns womöglich, wenn wir in lieb anblinzeln *blinzel* mit einer streng metrisch gefügten Variante erfreuen). Sonst wählst Du auch häufig reimfreie Angänge, hier aber nicht und ich finde diese Reverenz gegenüber klassischer Dichtkunst erzeugt hier einen sehr schönen, ruhigen Atem. Und speaking of Atem: Das Wortspiel, dass der Tod, dieser Atemlosigkeit verbreitende, üble Geselle, bei Dir "viele in Atem hält" ist großes Kino. Zugleich setzt es einen grimmigen Schluuspunkt in Deinen Zeilen. Ein Gute-Laune-Gedicht im engeren Sinne ist es nicht...
... ich hoffe, Dir gehts dennoch ganz gut!
Liebe Grüße und hoffentlich auf bald!
S.

Erich Kykal

Re: Winter und (Meer) mehr
« Antwort #2 am: M?RZ 12, 2023, 00:07:29 »
Winter war es an der See,
über den Wellen ein zartes Nebelband,
am leeren Strand ein wenig Schnee,
wie das wohl der Sommer fand ... ?

Wir können ihn nicht fragen,
ist vor Monaten schon verschieden,
selbst der Herbst würde kaum etwas sagen,
und der Lenz, der lässt von Mutter Erde sich wiegen!

Trotz allem, es ist viel Winter im Land,
der Frühling will nicht starten in diese Welt,
es scheint, der Tod ist außer Rand und Band,
es sind gar viele, die er noch in Atem hält.


Hi Stephanus, Suf!

Wie von Suf antizipiert erfreue ich ihn mit einer metrisch korrekten Version, ohne dem Autor damit nahelegen zu wollen, sein Werk dem meinen anzugleichen zu sollen. Bloß die Verwendung von 'starten' für den Frühling erscheint mir etwas sehr prosaisch. Man startet Motoren, Raketen oder Projekte, aber den Frühling lässt man beginnen, erblühen oder nahen.

Wie versprochen hier eine leicht geraffte, bündig vierhebige Version mit betontem Auftakt - XxXxXxX(x)


Winter war es an der See,
ob der Wellen Nebelband
strandwärts noch ein wenig Schnee -
wie das wohl der Sommer fand?

Können ihn nicht fragen mehr,
ist vor Zeiten schon verschieden,
liegt dem Herbst im Magen schwer,
und vom Lenz noch nichts hienieden!

Winter herrscht auf Meer wie Land,
und kein Frühling wärmt die Welt.
Tod scheint außer Rand und Band,
wo sein kalter Atem fällt.


Gern gelesen und damit gespielt!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

stephanus mall

Re: Winter und (Meer) mehr
« Antwort #3 am: M?RZ 14, 2023, 22:24:27 »
Lieber Sufnus, lieber Erich,
danke Euch für die tief gehende Beschäftigung mit meinen Zeilen, in der Tat es ist länger her,
dass ich mich hier sehen lassen habe. Momentan zwingt mich meine Gesundheit zu einer Reha
und da habe ich ein wenig mehr Zeit und vor allem den Kopf auch mal ein bissel freier und nicht
schon wieder vom nächsten Problem gequält.
Ja und andererseits, ich bin mir treu geblieben was die Art des Schreibens angeht, die metrisch
perfekten Zeilen bring ich nicht aufs Papier oder besser in die Tastatur. Der Inhalt geht da immer
mit mir durch, danke Dir lieber Sufnus für Dein liebevolles Verständnis und die Aufmunterung.
Und eky danke ich für die blitzschnelle Transformation. Ja, mir ist klar, dass ich vor seinem Rilke-Auge
kaum bestehen kann ;-). Aber ja, es soll ja auch ein wenig Freude machen und wer weiß, vielleicht
komme ich den Qualitätsansprüchen eines Tages doch noch ein wenig näher.
Aber, es ist halt so, dass eky natürlich ein sauberes Werk gebastelt hat, aus meiner Sicht sind da aber ein
paar Sachen drin die ich so nicht gedacht hatte. Die klingen natürlich jetzt gut, haben aber mit den ursprünlichen
Intentionen nicht mehr so viel zu tun. Es sind zwar nur Nuancen, aber der Sinn ist ein anderer. Aber es war ja auch
nur ein liebevoller Vorschlag und so verstehe ich ihn auch und danke sehr dafür.
Beste Grüße an Euch beide
St.Mall