Hi Curd, Gum!
Vielen Dank für Antwortgedicht und Kommi!
Mir stand beim Schreiben der durchglühte Bekehrte vor Augen, der endlich zu seinem wahren Gott (oder Führer) gefunden zu haben glaubt, und sich in bodenlosen Fanatismus versteigt, den er mit Hingabe verwechselt. Ob es ein manipulierter, indoktrinierter naiver junger Kerl ist, der sich freiwillig für seinen Gott mit Unschuldigen in die Luft sprengt, nur um die unerkannten Allmachtsfantasien seiner 'Lehrer' zu befördern, oder ein glühender neugeborener Christ, der willig alles aufsaugt, was ihm seine Priester oder Prediger aufladen, weil er an Erlösung oder Nachleben glauben möchte, spielt keine Rolle. Der Mechanismus ist immer derselbe wie jener des läufigen Sexsklaven, der sich bedingungslos einem Herrn hingibt, um Befriedigung daraus zu schöpfen.
Was beim Sex allerdings eine erotisch erfüllende Position von erregender Reinheit und Klarheit sein kann, die schön und begehrenswert macht, gerät bei ebenso extrem betriebenem politischem oder religiösem Überzeugungspathos oft genug zu Wahnsinnstaten, entmenschlichendem Hass auf alles, was sich der eigenen 'Wahrheit' nicht fügen will, getragen von der Hybris der ablolut Überzeugten.
Dementsprechend ist das bewusst so derb gewähte letzte Bild der Conclusio nicht als tatsächlicher physischer Akt zu verstehen, sondern als eine Art geistige Vergewaltigung, die das Opfer immer wieder herbeisehnt, um sich in seinem Wahn bestätigen zu lassen, nur dadurch 'in den Himmel' kommen zu können, wie die Phrase ja so klar andeutet.
Die Unterwerfungsbedürftigkeit, mit der die Nutzer solcher Mechanismen so gern spielen, indem sie bestehende Glaubenssysteme nach Bedarf auslegen oder neue, eigene Religionen gründen, ist ein missbrauchter Instinkt, der früher für den Zusammenhalt des Rudels, der Rotte gesorgt hat, den der Mensch als soziales Wesen verinnerlicht hat. Funktioniert für politisch Gläubige genauso.
So haben politische oder religiöse 'Führer' ihre Schäfchen seit jeher aufs Glatteis ihrer eigenen Wahnvorstellungen und Machtgelüste geführt und vor den Karren der eigenen Hybris gespannt, und die erlösungshungrigen Adepten ihres propagierten Weges zum ewigem Heil dienen selbstlos und glühend, beatmen noch selbst ihre Verstiegenheit, je schuldger sie sich an anderen machen, um sich ja stets aufs Neue davon zu überzeugen, auf dem 'rechten' Weg zu sein, überzeugt, dass es nur einen einzigen solchen geben könne oder dürfe, da ihre einfachen Gemüter einfache Lösungen bevorzugen.
Das Werk spielt mit der so offenkundigen Parallele des von Gläubigen oder Sklaven empfundenen Bild von Gott oder Master, und wie austauschbar der Mangel an Kritikfähigkeit an der eigneen wie der angebeteten Wesenheit bei beiden ist. Wie gesagt: Ein und derselbe psychologische Mechanismus.
Der gravierende Unterschied: Die erotische Spielart schadet schlimmstenfalls dem Unterwürfigen selbst, wenn er sich einem schlechten Herrn ausliefert. Dieselbe devote Hingabe im religiös/politischen Bereich wird zum Selbstläufer, zum Massenphänomen, sorgt für jede Menge Hass, Grausamkeit und den Tod zahlloser Unschuldiger, deren einziges Vergehen darin besteht, nicht so zu sein oder sein zu wollen wie die Verstiegenen, die sie darob zu entbehrlichem Freiwild erklären.
Ob wir uns je darüber erheben können, oder ob die Menschheit letzten Endes an ihrer eigenen Dummheit zugrunde gehen muss, bleibt abzuwarten, und die Wartezeit in Richtung des pluralistischen, toleranten und wertschätzenden Ergebnisses kann sich extrem hinziehen, so wie es auf der Welt aussieht ...
LG, eKy