Autor Thema: Durch die Blume gesagt  (Gelesen 833 mal)

Sufnus

Durch die Blume gesagt
« am: Oktober 24, 2022, 14:53:52 »
Durch die Blume gesagt

Blumen, die in Vasen leise
in vegetabiler Weise
wald- und wiesenfern verwesen,
darf man als Symbole lesen.

Eitel, eitel Weltenwalten:
Ein Vergänglichkeitsentfalten.
Doch der Blümchen letzte Reise
zieht auch eine Schönheitsschneise,

führt zwar nirgends wirklich hin,
aber schenkt so was wie Sinn,
diesen nämlich: Glücksempfinden.

Ergo, einen Strauß zu binden
und mit Liebe darzubieten
treibt im Herzen wieder Blüten.



Erich Kykal

Re: Durch die Blume gesagt
« Antwort #1 am: Oktober 25, 2022, 19:23:28 »
Hi Suf!

Sprachlich wie immer formidabel. In S1 bin ich noch voll bei dir: Blumen gehören auf die Wiese und nicht für die Vasen-Schlachtung gezüchtet! Schmücken kann man ein Heim auch mit etwas Fantasie, ohne Sauerstoffproduzenten morden zu müssen. Das Argument mit der Schönheit kann ich nicht nachvollziehen: wie schön ist ein Zombie, wenn er eigentlich noch lebendig sein könnte, wenn ich ihn nicht umgebracht hätte? Macht mir diese Tötung wirklich Glücksempfinden?

So will ich dem restlichen Inhalt emotional nicht folgen, so perfekt er auch formuliert sein mag.

Die erste Str. aber hab ich gern gelesen.  ;)

LG, eKy
« Letzte Änderung: November 10, 2022, 23:13:18 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Sufnus

Re: Durch die Blume gesagt
« Antwort #2 am: November 10, 2022, 14:51:27 »
Hi eKy!
Hier bleibt mir noch Dank nachzutragen für Deinen lobenden Kommentar plus kritischer Anmerkung zum Tatbestand des Schnittblumengebrauchs im Zeichen der Ästhetik oder zwischenmenschlichen Verbundenheit. ;)
Tatsächlich sind Schnittblumen eine problematisierbare Nutzung natürlicher Ressourcen ohne jeden tiefergehenden "Gebrauchswert" (wenn man die seelische Erfreunis nicht als solchen anerkennen möchte, wofür ich jedoch plädieren wollen würde ;) ).
Darüber hinaus, und das ist ja Dein eigentlicher Punkt, ist die Verlagerung eines Blümchens von seinem natürlichen Habitat (z. B. einem holländischen Gewächshaus  ;D ) in die sterile Umgebung einer Vase ein Dienst an der destruierenden Macht der Vergänglichkeit, ja, in Deinen Worten, geradezu ein Tötungsdelikt. Nun... ehrlicherweise muss ich zugeben, dass sich mein Mitgefühl mit einem dahinwelkenden Blümchen in relativ engen Grenzen hält... entgegen der Ansicht einiger Mitmenschen, die Pflanzen eine eigene Gefühlswelt, bis hin zu einer Art von Bewusstsein, unterstellen, gehe ich davon aus, dass ein Blümchen mangels zentralem Nervensystem ein gar seelenloses Ding ist, welches aber doch uns Menschen als mehr oder weniger besseelte Entitäten zu erfreuen vermag. :) Da erscheint mir die Umwandlung eines hübschen Blümchens in Kompost nicht zwangsläufig als beklagenswert. :) Vielleicht bin ich hier etwas grob gestrickt. ;)
LG!
S.
« Letzte Änderung: November 10, 2022, 14:54:26 von Sufnus »

Erich Kykal

Re: Durch die Blume gesagt
« Antwort #3 am: November 10, 2022, 23:28:18 »
Hi Suf!

Das Feld ist weit und bietet viele Ansatzmöglichkeiten für philosophische Betrachtung. Du erwähntest die riesigen holländischen Blumenfarmen, die nichts weiter ernten als vergängliche Schönheit zu überteuerten Preisen, und dafür Unmengen an guter Erde vergeuden, auf der Sinnvolleres und Nützlicheres wachsen könnte. (Ähnlich verhält es sich mit den Weihnachtsbäumen, die nur gezüchtet werden, um sie jung sterben zu lassen!) Was wirft dies für ein Licht auf eine Kultur, sie sich solch gedankenlosen Luxus leistet, während anderswo Menschen um die Nahrung jedes einzelnen Tages ringen müssen!?

Wie sehr und leicht so ein elitäres Denken sich ad absurdum führt, beweist die Tulpenzwiebelblase dereinst im 18. Jhdt in ebendiesem Holland: In frühen Börsenspekulationen wurde der Wert bestimmter (eigentlich erkrankter und darum unregelmäßig gefärbter) Zwiebeln dermaßen hochgepusht, dass eine einzige räudige Blumenzwiebel am Ende mehr wert war als ein Haus - ein großes Haus! Unzählige Vermögen wurden vernichtet, als die Blase unvermittelt platzte, weil die Menschen jedes realistische Maß für den tatsächlichen Wert einer Sache aus den Augen verloren hatten. Die damalige Wirtschaft brach praktisch zusammen!

Da dem Menschen an sich aufgrund seiner Denkstruktur praktisch so gut wie jeder weitreichende Überblick fehlt, verliert er oft das Gespür für das, was wirklich wichtig sein sollte. Schnittblumen und Weihnachtsbäume gehören meines Erachtens NICHT dazu, egal, wie 'romantisch' oder traditionalistisch man ihnen zugeneigt sein mag ...
Mein Fazit: Züchtet erst gar nicht für persönlichen Gewinn, was wir nicht wirklich brauchen! Bereichert euch nicht an der Gedankenlosigkeit der Menschhet. Doch ach, vergebliche Liebesmüh ...  ::) :o

LG, eKy
« Letzte Änderung: November 10, 2022, 23:30:28 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Sufnus

Re: Durch die Blume gesagt
« Antwort #4 am: November 17, 2022, 17:57:25 »
Hi eKy!
Ja... Du hast da schon ein paar bedenkenswerte Punkte und die Tulpenmanie im goldenen Zeitalter der Niederlande ist ein Lehrstück für die problematischen Effekte, die der menschliche Herdentrieb nach sich ziehen kann. :)
Andererseits mag ich z. B. schön geschmückte Weihnachtsbäume schon ganz gern... ;) ... am liebsten hab ichs zwar auch, wenn man den Baum nach dem Fest mit allen seinen Würzelein in den Garten umtopft... aber irgendwann ist der größte Garten voll...  :o
LG!
S.

Erich Kykal

Re: Durch die Blume gesagt
« Antwort #5 am: November 18, 2022, 16:49:36 »
Hi Suf!

Meine Eltern hatten in den Siebzigern und Achtzigern einen zerlegbaren Plastikbaum, der bei schummriger Beleuchtung verbfüffend echt aussah. Er diente über weit zwanzig Jahre ...

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.