Autor Thema: Macht euch die Erde untertan!  (Gelesen 788 mal)

Erich Kykal

Macht euch die Erde untertan!
« am: August 30, 2022, 10:18:38 »
Die Welt ist unerträglich schön!
Drum lasst uns alle dafür sorgen,
dass uns erträglicher sie morgen
erscheint, indem wir sie verheeren,
vermüllen und mit Gift beschweren,
mit Lärm zerfurchen und Gedröhn!

Nur was wir täglich schänden, macht uns reicher,
nur, was wir leiden lassen, schmeckt uns gut.
Nur das Zerrissene erscheint uns weicher,
um uns zu betten nach dem Drang der Wut.

Das Leben ist so voller Wunder!
Erschlagt die Kinder, die nicht blind
für Schönes und für Wunder sind,
auf dass wir jedes Gut erjagen,
das Erde und Gezähmtes tragen -
allein die Gier macht Bäuche runder!

Nur, was wir töten, wird uns ganz gehören,
nur, was wir plündern, heiligt einen Zweck.
Lasst Waffen sprechen und Maschinen röhren,
bis alles wund ist und erstickt im Dreck.
« Letzte Änderung: Dezember 17, 2022, 02:13:49 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Sufnus

Re: Macht euch die Erde untertan!
« Antwort #1 am: Dezember 16, 2022, 20:54:16 »
Hi eKy!
Das ist eine interessante Form! Zwei Sextette und zwei Quartette, jeweils im Wechsel, wobei die beiden Strophenformen jeweils korrespondierende Inhalte aufweisen und insbesondere die beiden Quartette eine gewisse Refrain-artige Qualität aufweisen. Man bräuchte einen schmissigen Namen für dieses Kompositionsprinzip und den Sonett erwüchse plötzlich eine durchaus mindestens vergleichbar anspruchsvolle formale Konkurrenz. :)
Tja und zum Inhalt... was soll man sagen.. so deprimierend wie wahr. Ich muss bei der Zerstörungswut, die das Erhabene und Schöne häufig weckt, an Kinder denken, und zwar spezfisch an die männliche Variante, also den "wilden Knaben", bei denen das häufig anzutreffen ist. Ich zählte selbst durchaus auch dazu. Ich glaube, bei Mädchen gibt es das zwar auch manchmal (so wie es auch Knaben gibt, die dem Schönen mit Achtsamkeit begegnen), aber es diese gedankenlose (oder manchmal auch sadistische) Neigung, etwas schönes kaputt zu machen, ist bei männlichen Kindern schon häufiger anzutreffen. Der böse Friederich aus dem Struwwelpeter wäre so ein paradigmatischer Fall.
Dementsprechend wären dann die destruktiven Machtmenschen von Trump bis Putin als Zeitgenossen zu betrachten, die einer Regression in diese unreife Phase des (männlichen) Kindseins unterliegen.
Nachdenklich und gern gelesen!
LG!
S.

Erich Kykal

Re: Macht euch die Erde untertan!
« Antwort #2 am: Dezember 17, 2022, 02:24:26 »
Hi Suf!

Wer bewusst Macht sucht, hat im seltesten Falle altruistische Motive! Meist eher viel zu kompensieren. Auch ich genoss als Knabe die Lust am Destruktiven, warf in verlassenen Bauernhöfen Fenster ein, filetierte meine Spielzeuge unter dem Vorwand von Neugier und Forscherdrang, genoss es, die (von mir selbst) aus Lego oder Bauklötzen mühsam gebauten Türme einstürzen zu lassen, und im Wald fielen meine Rindendörfer regelmäßig schlimmen Naturkatastrophen zum Opfer ...

Es ist für den Knaben diese Illusion von Macht und Kontrolle, die er über seine (wenn auch meist nur gespielte) Umwelt ausüben kann, die ihn zu solchen Dingen verführt, selten die pure Freude an der Zerstörung.

Auch unsere Welt fällt nicht einem bewussten Vernichtungsdrang zum Opfer, sondern vielmehr der Gleichgültigkeit zu vieler, die gemeinsam etwas zum Positiven bewegen könnten.

Vielen Dank für deine Gedanken!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.