Hi eKy!
Hier nun mal - länger angekündigt und aufgeschoben - ein Versuch, mich einem Deiner noch unkommentiert gebliebenen erotischen Gedichte anzunähern.
Es ist dabei eine Annäherung unter dem Vorzeichen des Scheiterns, also des Scheiterns von mir als Leser, zu einer "einvernehmlichen" Haltung mit dem Text zu kommen.
Aber ich versuche zunächst mal, mich als Leser auszuklammern und quasi nur bei dem Doppel-Text zu bleiben. Dann finde zwei formal kunstvoll gebaute Sonette, die thematisch und klanglich sowie in der Bildsprache mit einander verklammert sind (man beachte die identischen Einstiegsreime im jeweils ersten Quartett ("ehren / Begehren" und "verehren / gewähren"). Es werden dabei die korrespondierende Positionen einer dominanten und einer submissiven Sexualität im Sinne der BDSM-Kultur eingenommen. Die dominante Position steht oben und ist groß geschrieben, der submissive Part steht unten und ist klein geschrieben. Man könnte diesen mimetischen Zugang sicher noch weiter treiben und ein regelrechtes Figurengedicht daraus machen. Das hat durchaus seinen formalen Reiz.
Und jetzt wäre zu fragen: Interpret, wo bleibt Dein Scheitern?
Nun... dieses Lese-Scheitern liegt eben darin begründet, dass mir die Texte wie ein rhetorisches Dickicht erscheinen, welches es mir verwehrt, zu irgendeiner Art von Berührtheit oder einer Art von Angesprochensein zu gelangen. Dieses Hemmnis des Zuganges hat zunächst einmal (1. Anlauf!) (ich betone das, um nicht missverstanden zu werden) vor allem etwas mit der Art der Sprache und der formalen Gestaltung zu tun. Der fehlende Zugang folgt also nicht bereits daraus, dass mir das Thema inhaltlich fremd ist (was es tatsächlich ist
) - das wäre bei mir eher eine Voraussetzung für Neugier und Fasziniertheit. Aber durch die extrem pathetische Sprache, welche die Sexualität in eine eigenartig orgelnde, sakrale Sphäre hebt, bleibe ich hier als Leser ausgeschlossen. Und jetzt (2. Anlauf) kommt doch noch einmal das Sujet der Sexualität und damit die inhaltliche Seite ins Spiel: Der Leser ist ja hier der Zeuge eines Gesprächs zweier Liebender, was eine etwas voyeuristische Zugangsebene mit sich bringt. Könnte ich mich als Leser mit einer der beiden geschilderten Positionen identifizieren, so wäre ich quasi mittendrin im Geschehen und kein Beobachter von Außen. Diese Identifikation (siehe 1. Anlauf) wird mir durch den Tonfall der Texte verwehrt - ich käme im Gedanken an ein Liebesspiel nie in so eine "abgehobene", ins Schwülstige zielende Sprach-, Denk- oder Fühlebene und das macht mich zum Ausgeschlossenen bei dieser intimen Wechselrede zweier Menschen. Diese, auf der inhaltlichen Ebene, voyeuristische Position erzeugt nun bei mir aber ein großes Unbehagen und führt zu dem Reflex, mich von dem Text abzuwenden.
Und diese strukturelle Problematik erklärt nun hoffentlich ungefähr, warum ich persönlich an diesem Text als Leser nur scheitern kann. Es ist aber immerhin ein Scheitern, welches auf der Meta-Ebene für mich nicht ohne Erkenntnisgewinn war...
... insofern zwar kein Applaus hier von meiner Seite - aber doch auch keineswegs verschwendete Lebenszeit!
LG!
S.