Autor Thema: Gedichte Archiv Beisl 22  (Gelesen 12351 mal)

hans beislschmidt

Re: Gedichte Archiv Beisl 22
« Antwort #75 am: April 06, 2024, 15:28:43 »
Der Geist des Guten

die Stifter von Stiftungen
mit dem schlechten Gewissen
zwischen Hedgefonds und Tierheim
zwischen rotem Teppich und Lampedusa
Tombola und Kriegsgefahr

der Geist des Guten
ist nur ein Teil unserer Welt
weil das Schlechte so weit weg ist
gäbe es das Schlechte dort nicht
wäre man hier weniger gut

salbt euch doch selbst
auf euren gepolsterten Beichtstühlen
.

●●●

Haustümissionare

Wie wehrt man sich bei Haustür-Missionaren?
Mir scheint, Humor ist hier die beste Wahl.
Da gibt’s von mir ein sicheres Verfahren!
Man bietet freundlich an - ein einfach’ Mahl.

Gute Dienste leistet frische Blunzen
und Hochprozentiges aus der Marille.
So lässt sich jede Andacht schnell verhunzen,
bald schweigt der Psalm – es herrscht betroffne Stille.

Solch Teufelszeug verhindert weit’re Worte.
Es knickt der frömmste Wachturm baldigst ein.
Drauf schleichen sich die Zeugen von dem Orte.
Wie schön ist doch das unerlöste Sein.



"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)

hans beislschmidt

Re: Gedichte Archiv Beisl 22
« Antwort #76 am: April 22, 2024, 15:59:22 »
Disqualifiziert

Wer sich ziert - sich nicht distanziert
den Balkon nicht blau gelb dekoriert
wird vom Minister aussortiert
von allen Ämtern suspendiert

Pension gestrichen - abserviert
die Presse gibt sich echauffiert
ein Widerporst der nicht parriert
der alte weiße Mann wird liquidiert

Hereinspaziert - Hereinspaziert
die Köpfe rollen ungeniert
●●●●

Liebesbeweis   

Sie mästen sich und fressen sich voll
die Gesetze dienen nur ihrer Macht.
Sie verschleudern euer Erspartes
und an Kinder wird nicht mehr gedacht.

Schickt eure Schätzchen ins Internat,
schiebt euch den Bachelor hinten rein.
Verprasst eure Kohle mit Visagisten,
Im Spiegel grinst trotzdem ein Schwein.

Ihr wollt noch vom Volke geliebt werden?
Nee, das geht jetzt entschieden zu weit.
Ihr Schmarotzer, macht euch vom Acker,
mit eurer dreisten Abgeschmacktheit.

Morgen gibts Prügel statt Liebesbeweis,
mit Grüßen der Kinder vom Abstellgleis.

"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)

hans beislschmidt

Re: Gedichte Archiv Beisl 22
« Antwort #77 am: Juli 25, 2024, 16:05:03 »
Gesponsin

Die Schergen im blauen Gewande,
gleich Herold mit lärmender Kunde,
die Heimtücke der garstigen Schande
mit Pranger der Zeiten im Bunde.

Die geschmähte Gesponsin der Wärme,
die selbst stets im unvollendeten Wollen
als Treuhand geblähter Gedärme
entweicht nur bei Vollmond ein Grollen?

Die Schmach der vergebenen Künste,
die nur klangen wie zartes Miauen,
erwachen durch Feuersbrünste
und könnten Vasallen die Tage versauen.

Wenn Mutige schwache Despoten wecken
und mahnen längst verbogenes Recht.
So lustvoll aus dem lethargischen Schrecken,
mit Mut als Hegels aufrechter Knecht.

@Ich bekenne, das keyboard war geschwollen wie die Sau.
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)

hans beislschmidt

Re: Gedichte Archiv Beisl 22
« Antwort #78 am: August 15, 2024, 14:25:05 »
Der Flügel     

Der Flügel ist ein armer Wicht,
weil jeder in die Tasten drischt.
Es drischt Genie und Dilettant
Rachmaninow und Elefant.

Ein Flügel, der nicht fliegen kann,
kriegt auch mal Prügel dann und wann.


Haste Töne

Das Saxophon spielt man in Sachsen
auch die Trompete und Schalmei,
sind in Sachsen meist dabei.
Mit Sousaphon und Klarinette
bläst man in Sachsen um die Wette.

Selbst jene, die in Brandenburg geborn,
blasen oft genug ins selbe Horn.
Man bläst in Dur und auch in Moll,
die Sachsen finden so was toll.

Am liebsten bläst - ihr wisst es schon,
der Sachse in sein Saxophon.
« Letzte Änderung: Oktober 20, 2024, 15:17:18 von hans beislschmidt »
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)

hans beislschmidt

Re: Gedichte Archiv Beisl 22
« Antwort #79 am: Oktober 20, 2024, 15:17:39 »
Größenwahn

Kriegt ein Hahn zu viele Prügel
von der Henne auf den Flügel,
stoppt das seinen Größenwahn
und man pricht vom Aua Hahn.
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)