Autor Thema: Treiber und Getriebene  (Gelesen 612 mal)

Erich Kykal

Treiber und Getriebene
« am: Januar 15, 2022, 13:17:07 »
Was kann es letztlich noch zu sagen geben?
Du gabst dein Bestes, gabst dein liebes Leben
für eine Sache, die du wichtig dachtest,
und alle Dinge, die du gültig machtest,
erschienen zeitlos dir gerecht und richtig,
und für die Welt als Ganzes furchtbar wichtig.

Wird man dich heiligen? Wird man verdammen,
was du vollbrachtest? Wird man Nägel rammen
in deine Hände, die nie Zweifel wussten
an ihren Taten und sich regen mussten,
weil jemand dir erklärte, welche Weltenachsen
an welchen Punkten wie zusammenwachsen?

Was kann es letztlich noch zu sagen geben?
Wir füllen uns mit überzeugtem Streben
und lassen keinen Platz mehr für die Frage:
Wie anders wäre wohl der Wert der Tage,
wenn wir nicht ständig alles ändern müssten
und dennoch uns im Sein geborgen wüssten?
« Letzte Änderung: Januar 18, 2022, 00:04:40 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Treiber und Getriebene
« Antwort #1 am: Januar 17, 2022, 16:19:44 »
Lieber Erich,

hat das auch mit Jesus zu tun und sollte S1/V1 nicht wie S3/V1 sein?

Die Frage, ob man nicht alles so lassen und sich zufrieden geben könnte, statt ständig Neues zu entwickeln, ist bedenkenswert. Sehr schön geschrieben.

Mit Interessse und Genuss gelesen.
Grüße von gummibaum




Erich Kykal

Re: Treiber und Getriebene
« Antwort #2 am: Januar 17, 2022, 18:40:25 »
Hi Gum!

Die Wiederholung der Einstiegszeile von S1 in S3 ist durchaus beabsichtigt und als literarisches Mittel eingesetzt.

Die einzige Anspielung auf Jesus (wenn man es so deuten will, denn eine Kreuzigung kann auch im übertragenen Sinne gemeint sein) ist das mit dem Rammen der Nägel in die (allzu regen) Hände.
Die Stelle sollte eigentlich nur die Frage verdeutlichen, was die Folgen allen Bemühens leztlich sind: Anerkennung oder Ächtung, je nach Grundidee und Ergebnis der Bemühung.

Wir "deuten" so gern, machen uns Märtyrer, wenn Bedarf besteht, und es spielt im Grunde keine Rolle, ob das Opfer es selbst so wollte oder zufällig zum Handkuss kam.
Ob der reale Jesus je so war wie in der Bibel beschworen? - Ich wage Zweifel anzumelden!
Aber das funktioniert ja auch genauso gut mit politischen "Rebellen" usw. ...

Fazit ist, dass wir selbst wenig Einfluss darauf haben, wie die Nachwelt uns sieht - falls überhaupt. Und nur diese Wenigen haben überhaupt eine geringe Chance, etwas für die Sache ihrer jeweiligen Überzeugung in der Welt zu bewegen. Aber die Ergebnisse ermutigen meist nicht eben dazu, sie überhaupt machen zu lassen ...

Vielen Dank für deine Gedanken!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Treiber und Getriebene
« Antwort #3 am: Januar 17, 2022, 21:17:04 »
Die Einstiegszeile von S1 in S3 ist ja nicht gleich. Die von S3 liest sich leichter.

Erich Kykal

Re: Treiber und Getriebene
« Antwort #4 am: Januar 18, 2022, 00:07:45 »
Hi Gum!

Oh - ein Lapsus meinerseits! Ich fügte zuletzt (um die Heberzahl anzugleichen) das "letztlich" hinzu, aber es ist mir wohl nicht an die korrekte Stelle gerutscht! Natürlich habe ich es korrigiert - es war von vornherein so gedacht wie in S3.

Vielen Dank für den Hinweis!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.