Autor Thema: Pietà  (Gelesen 798 mal)

gummibaum

Pietà
« am: Januar 02, 2022, 22:37:06 »
Sie liegen still im Wald mit ihren feuchten 
und morschen Körpern auf dem dunklen Schoß
des Blättergrundes, doch von frischem Moos
bewachsen, gründen sie ein grünes Leuchten.

Es sind die Stämme, die der Wind gebrochen,
die Äste, die er abriss, fallen ließ,
doch wen des Himmels Kind zu Boden stieß,
dem hat des Waldes Schoß ein Los versprochen.

Und auch in Stümpfen derer, die gefallen,
erlebt die Hoffnung wieder neuen Mut,
Geflecht durchdringt sie mit den feinsten Krallen

und schiebt aus ihnen unter weißem Hut
den Pilz hervor. Und er lässt Sporen fallen.
In andern zu erstehen ist doch gut…
« Letzte Änderung: Januar 04, 2022, 17:34:24 von gummibaum »

Erich Kykal

Re: Pieta
« Antwort #1 am: Januar 02, 2022, 23:20:08 »
Hi Gum!

Schönes Bild eines Urwaldbodens. Wenn die Riesen fallen, erschafft ihre jahrzehntelange Zersetzung vielfach neues Leben!

Leider driftet es - so empfinde ich es zumindest - am Ende in den Terzetten ein wenig Richtung naturwissenschaftliche Vorlesung, vielleicht sorgt der ach so unlyrische Terminus "Mycel" dafür, das man sich dabei ein klein wenig fragt, ober man ein Gedicht liest oder in einem Hörsaal lauscht ...  ;)
Wie wäre es stattdessen mit "Geflecht" oder so?

Kleiner Auftaktlapsus in S2Z1 - Ein betonter Auftakt mitten im sonst unbetont auftaktenden Sonett, das fällt unangenehm aus dem Rahmen. Wie wäre es mit: "Die alten Stämme sind es, windgebrochen, // die Äste, die ein Sturmwind fallen ließ, ..."?


Sehr gern gelesen!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Pieta
« Antwort #2 am: Januar 03, 2022, 14:27:19 »
Danke, lieber Erich.

In S2Z1 hatte ich ein "die" vergessen. Das "Geflecht" habe ich gern übernommen.

Dir einen schönen Tag!

Gruß gummibaum