Autor Thema: Im Banne des Lichts  (Gelesen 803 mal)

a.c.larin

Im Banne des Lichts
« am: November 06, 2021, 08:58:21 »
Erglühe Herbst, in tausend Farben,
von purpurrot bis ockergold!
Den Träumen, die uns jäh erstarben,
sei einmal noch Tribut gezollt.

Erweise Wunder ohne Grenzen,
fernab Tristesse und Mäßigkeit,
in selbstvergessnem Strahlen, Glänzen,
was Demut wirkt in trüber Zeit!

Sei du, wenn sich die Tage wenden
die Hoffnung, die uns trägt und hält.
Wo Wahn und Wille wehrlos enden,
bleib du erinnernd in der Welt!

Nun lehre, Herbst, in deinen Bildern,
von ockergold bis purpurrot,
in den Gedanken, die verwildern,
den gnadenvollen, reifen Tod... 
« Letzte Änderung: November 06, 2021, 12:29:09 von a.c.larin »

Erich Kykal

Re: Im Banne des Lichts
« Antwort #1 am: November 06, 2021, 11:22:49 »
Leucht mir, oh Herbst, in deinen tausend Farben,
von purpurrot bis ockergold!
Den Träumen, die uns jäh erstarben,
sei einmal noch Tribut gezollt.

Zeig uns, du Wunder ohne Grenzen,
fern von Tristesse und Mäßigkeit,
in selbstvergessnem Strahlen, Glänzen,
was Demut wirkt in trüber Zeit!

Sei du, wenn Leben trist sich wendet,
der Hoffnung eine, die uns hält.
Wo Wahn und Wille wehrlos endet,
bleib du erinnernd in der Welt!

Nun lehre, Herbst,in deinen tausend Bildern,
von ockergold bis purpurrot,
in den Gedanken, die verwildern,
den gnadenvollen, reifen Tod...

XxxXxXxXx
Xx
xXxXxXxX
xXxXxXxXx
xXxXxXxX

XxxXxXxXx
XxxXxXxX
xXxXxXxXx
xXxXxXxX

xXxXxXxXx
xXxXxXxX
xXxXxXxXx
xXxXxXxX

xXxXxXxXxXx
xXxXxXxX
xXxXxXxXx
xXxXxXxX


Hi larin!

Hi larin!

Wunderschön, wie fast alles, was du schreibst!  :)

Ein paar Gedanken zum Formalen, wenn du erlaubst: Wenn du dich schon von regelmäßiger Metrik verabschiedest, so solltest du zumindest das unregelmäßige Strophenschema für alle Strophen gleich durchhalten, um den Werk zumindest ein Minimum an Struktur zu verleihen. Hier aber sind metrische und unmetrische Str. bunt durcheinandergemischt, es kann gar kein klarer Takt entstehen, nicht mal in der wiederholung von Unregelmäßigkeiten. Das ist nicht Fisch und nicht Fleisch!
Also ich finde: Entweder GANZ metrisch und klar strukturiert, oder GANZ sprachmelodisch orientiert. So ein Mischmasch verwirrt eher, selbst wenn er sich insgesamt nicht schlecht liest. Aber die Unregelmäßigkeit der Unregelmäßigkeiten fällt doch sehr auf in diesem Rahmen von restlicher Regelmäßigkeit.

Ich orientiere mich mal an S3, die ist nämlich völlig korrekt nach rhythmischen Maßgaben:

Erglühe, Herbst, in tausend Farben,
von purpurrot bis ockergold!
Den Träumen, die uns jäh erstarben,
sei einmal noch Tribut gezollt.

Erweise Wunder ohne Grenzen
fernab Tristesse und Mäßigkeit,
in selbstvergessnem Strahlen, Glänzen,
was Demut wirkt in trüber Zeit!

Sei du, wenn sich die Tage wenden,
an Hoffnung alles, was uns hält.
Wo Wahn und Wille wehrlos enden,
bleib du erinnernd in der Welt!

Nun lehre, Herbst,in tausend Bildern,
von ockergold bis purpurrot,
in den Gedanken, die verwildern,
den gnadenvollen, reifen Tod...


In S3 empfand ich zweierlei sprachlich nicht so recht gelungen, wenn nicht gar unkorrekt fomuliert:

1) Z2: "der Hoffnung eine" - diese Phrase braucht eigentlich ein Mehrzahlwort, damit sich das folgende "eine" dagegen stellen, inhaltlich opponieren kann: "der Türen eine, die ins Freie führt" oder so. "Hoffnung" erfüllt diese Bedingung nicht, und der Plural würde metrisch nicht passen.

2) Z3: "Wahn und Wille" sind zwei, bedingen also die Pluralform, wenn sie zusammengenommen werden. Daher "enden" und nicht "endet". Durch Anpassung von Z1 wäre das leicht zu beheben, wie in meiner Version ersichtlich.


Insgesamt ein wundervoll träumerisches Herbstgedicht mit tiefgründigen und weisen philosophischen Betrachtungen und Vergleichen.

Sehr gern gelesen!  :) Von meinen Vorschlägen nimm, was dir brauchbar erscheint, oder nichts. Ganz wie du willst.

Lg, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

a.c.larin

Re: Im Banne des Lichts
« Antwort #2 am: November 06, 2021, 12:28:35 »
Hi Erich,

danke fürs Beknuspern und Durchixen (obwohl ich das ja nicht immer mag, wie du weißt 😉)

In dem Fall muss ich dir aber Recht geben: Grammatik sollt mal auf jeden Fall gelten!
Auch das stimmt:
"Erglühe" ist schöner als "leucht mir", "erweise" klingt edler als "zeig uns" usw...usw.

Bei der überlangen ersten Zeile hab ich jetzt wahlweise einmal "deine" und einmal "tausend" gekappt. Wegen der Abwechslung wärs halt...😁

Die einzige Stelle, die mir noch unrund erscheint ist diese : "fernab Tristesse...."
Sollte es nicht "fernab von..." heißen?

Wie auch immer :Eigentlich fällt mir schon geraume Zeit gar nichts ein - aber heute morgen war das Licht so atemberaubend schön....

Wie viele Herbstgedichte kann man eigentlich schreiben?

Ich denke: So viele, wie man glückhafte Augenblicke hat - und imstande ist, dies zu erkennen!

Ein herbstliches Winkewinke aus Wien!
larin
« Letzte Änderung: November 06, 2021, 12:30:34 von a.c.larin »

Erich Kykal

Re: Im Banne des Lichts
« Antwort #3 am: November 06, 2021, 12:59:38 »
Hi larin!

Tristesse aus nichtdeutsches Wort gefällt mir ohnedies nicht so gut in diesem Text. Besser wäre vielleicht: " fernab gewohnter Mäßigkeit" oder so ...

"Fernab (von)" = "weit weg (von)", das ist ein ganz normales deutsches Wort. Echt noch nie gehört? ZB: "Er ging gern fernab der Wege durch die Wildnis." Wie du siehst, geht es auch ohne das "von".

Danke, dass du mir ausnahmsweise mal teilweise beipflichtest, was meine Vorschläge anbelangt, auch wenn sie unerbeten kommen.  :)

LG, eKy
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a.c.larin

Re: Im Banne des Lichts
« Antwort #4 am: November 06, 2021, 18:05:00 »
Hi Erich, ;D
nein, nein, nein - großes Missverständnis: "fernab" ist mir natürlich bekannt, auch "abseits von " wäre mir in den Sinn gekommen - aber ich müsste jedes Mal die Tristesse (die du nicht zu mögen scheinst, komisch - wieso eigentlich?) dafür opfern....
Irgendwie hätt ich die aber auch gern drin, wies scheint.

Mit "ausnahmsweise lässt du dir was sagen" übertreibst du jetzt aber ganz ordentlich, meinst du nicht?😂

"In letzter Zeit nicht mehr" oder  schon längere Zeit nicht mehr" träfe es wohl eher.

Es ist wohl eher dies der Fall: Du bist ein dermaßen wortgewaltiger Brocken, dass man nicht jeden Tag Lust hat, sich dem entgegenzustellen.
Könnte es sein, dass sich so mancher von dir niedergewalzt fühlt?
Und sich, wenns ihm zu viel wird, schweigt(im besseren Fall) oder beleidigt zurückzieht(im schlechteren, denn das verstehst du nicht und siehst es als Schwäche an, ) oder aber es entbrennt gar ein wilder Kampf um die Deutungshoheit im Dichterrevier (da sind Schafböcke ein Dreck dagegen !🙄)- und wie immer zeigt sich dann, wie erbittert böse die Spezies Mensch werden kann, und das oft auch aus den lautersten Gründen.....

Ich nehme mich davon nicht aus. Ein Ereignis im Privaten lehrte mich unlängst eines Besseren: Es ist.mitunter unsagbar schwer, Emotion richtig zu steuern, eigene wie fremde.

Denn leider, leider verwenden wir unsere Klugheit oft nur, um unsere Emotionen und in weitere Folgen unsere Handlungen zu rechtfertigen , seltener jedoch hinterfragen wir unsere Emotionen, um unser Denken und Handeln klüger zu machen.

Himmel, wo bin ich jetzt hingeraten beim Schwadronieren?

Und übrigens: Wir stimmen schon darin überein, dass jeder seine Ideen, Anregungen  UNGEFRAGT einbringen darf?
Nur von der Erwartung, dass sie auch genommrn werden müssten, davon sollte man sich vielleicht verabschieden.

Oder, um ein Bild aus der Literatur zu bemühen:  Eliza kann von Dr. Higgins gewiss Vieles lernen - aber in letzter Konsequenz macht sie dann doch, was sie selber will....

So sind sie, die Frauen!😉

Lg, larin

Erich Kykal

Re: Im Banne des Lichts
« Antwort #5 am: November 06, 2021, 18:35:38 »
Hi larin!

Ich bin mir meiner behauptet "wortgewaltigen" Wirkung nur bedingt bewusst. So wie ich mich sehe, schreibe ich hier nur ab und zu ein Gedicht und kommentiere die anderer, wobei ich Vorschläge anbiete, und nicht gekränkt bin, wenn diese nicht angenommen werden, weil mir klar ist, wie sehr das Selbstwertgefühl manch anderer davon abhängig sein kann, dass sie hier als kompetente Poeten brillieren. Und weil Geschmäcker verschieden sind und jemandem meine Version tatsächlich weniger liegt oder gefällt.

Ich argumentiere auch schon mal philosophische, kulturelle oder politische Konzepte, und kann mich dabei durchaus ereifern, vor allem, wenn ich etwas für einen Teil der unausrottbaren menschlichen Dummheit halte - was natürlich ein subjektiver Eindruck ist, aber oft genug durch die Leugnung oder das Unwissen über wissenschaftlich beweisbare Fakten bekräftigt wird, und die daraus resultierende Unfähigkeit (oder Unwilligkeit) anderer, die Faktenlage zu überblicken und objektiv die sich daraus ergebenden Wahrscheinlichkeiten zu gewichten.

Da mag es sein, dass ich da für gewisse Empfindlichkeiten einfach kein Sensorium habe, denn ich schöpfe meinen Selbstwert schon lang nicht mehr aus der Reflektion anderer. Daher prallt Kritik auch einfach an mir ab, wenn ich der Ansicht bin, dass sie unzutreffend ist oder ich es besser weiß. Das mag in gewissen Aspekten eine gewisse unbewusste Unnahbarkeit nähren, aber Arroganz ist das sicher nicht.

Mein Fluch ist, dass ich manchmal viel unnahbarer und unberührbarer ERSCHEINEN mag, als ich tatsächlich bin. Ich habe nur schon seit langem gelernt, nicht von Gegenwart und Ansichten anderer zu meiner Person abhängig zu sein. Das macht mich sehr schwer manipulierbar, lässt mich in einer Diskussion aber leider auch mal recht hart und empathielos erscheinen.

Nun, kopflastig war ich immer schon, der klare Verstand war mir immer verlässlicher als das Glatteis zwischenmenschlicher Gefühle, in das ich regelmäßig einbrach, um in tausenden Teichen gesellschaftlichen Austauschs jämmerlich zu ertrinken! Fakt ist aber, dass ich von mir aus erst mal niemanden vor den Kopf stoßen WILL - ich reagiere bestenfalls mal verschnupft, wenn mir jemand merkbar ans Bein pinkelt, und was kann ich für, wenn sich im Nachhinein meine "argumentative Blase freiströmender höflicher Gehässigkeit" dabei meist als die größere erweist?

ABER: Wer sich von meinen Ausführungen "überfahren" fühlt, kann sie ja ignorieren. Wenn jemand den Disput sucht, muss er auch damit rechnen, argumentativ zu unterliegen - das ist jedermanns eigene Entscheidung. Ich mache, so sehe ich es, hier in diesem öffentlichen Raum von meinem Recht auf Redefreiheit legalen Gebrauch, sonst nichts.
Wer sich davon bedrängt oder gekränkt fühlt, sollte vielleicht überlegen, ob Schuld und Verantwortung für diese Reaktionen wirklich bei mir liegen.

LG, eKy

« Letzte Änderung: November 06, 2021, 18:39:17 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

hans beislschmidt

Re: Im Banne des Lichts
« Antwort #6 am: November 06, 2021, 19:20:08 »
🤗 🤗
Gut gesprochen Larin, behalte und bewahre dir deine Empathie, sie ist mehr wert als evidentes Einmaleins.
Gruß vom Hans
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)