Autor Thema: Gebet eines zornigen Atheisten  (Gelesen 702 mal)

Erich Kykal

Gebet eines zornigen Atheisten
« am: August 18, 2021, 11:57:03 »
O Gott – du unausrottbarer Pickel am Herzen der Menschheit, du tragischer Auswurf jeglicher Kultur, du dummdreistes Fantasiegebilde, so nützlich für der Dummen und Schwachen Trost, Illusion und Hingabe, so perfekt als der Mächtigen williges Instrument für Unterdrückung, Eroberung und Völkermord!

O Gott – du unsterblicher Treppenwitz der Geschichte, in tausenden Formen angebetet, angefleht, gelehrt, verbreitet, aufgezwungen - und immer dachten deine Beter, deine Diener, die Herren über andere in deinem Namen, so müsstest du wirklich sein, weil du für sie nur so wirklich warst.

O Gott – du schweigsamer Sadist, du billiger Voyeur, du stummer Dulder allen Hetzens und Tötens in deinem Namen – welch ein Vater du doch bist, bedenkt man es recht! Und dennoch halten sie an dir fest wie Kinder, die sich noch nicht ohne Vater zu leben trauen, verschüchtert in die Kerker deiner Regelwerke gesperrt, entmündigt durch ihre eigene Sehnsucht nach Führung, nach Ewigkeit, entrechtet durch das Wort, das sie dir in den Mund legten, weil du selbst dich ihnen niemals zeigtest.

O Gott – wenn es dich wirklich gäbe, wie feige, gleichgültig, kleingeistig, divenhaft, herzlos herrisch, kurz – wie verachtenswert erschienest du mir!
« Letzte Änderung: August 18, 2021, 12:01:48 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.