Hoch zu Ross
Frau Schleu wäre schläuer
wenn das hohe Gemäuer
dem Gaul nicht geheuer
ignoriert Rat der Betreuer
Wenn ein Turnier uns was lehrt
dann wird ein Pferd nicht geehrt
dass man die Gerte beschwört
damit der Gaul endlich hört
ist dir die Liebste was wert
kauf deiner Dame ein Pferd
wenn sie sich nächtens beschwert
bestell halt den Reitlehrer Gerd
Turniere auf schicken Schlössern
Dressuren von rassigen Rössern
als Hobby von adligen Sprössern
find ich ganz schön beschössern
Hi Hans!
Der Anlass ist diesmal namentlich erwähnt und dank Link nachvollziehbar - vorbildlich!
Die obige "Lyrik" selbst macht das leider nicht besser, aber darum geht es dir ja nicht - bei dir steht das Statement im Vordergrund. Okay soweit - aber muss man die Qualität der Wortkunst darob wirklich derartig schleifen lassen!?
Worin ich dir inhaltlich beipflichte: In unseren Zeiten ist die sog. "Reitkunst" ein überkommener Traditionalismus - aber ohne diese Tradition wären die Pferde stark vom Aussterben bedroht, zumindest in den Industrieländern. Und manchen macht es wirklich Spass und Freude, sich auf das Tier zu setzen, quasi eins mit ihm zu werden, und sich so durch die Natur fortzubewegen.
Mit dir bin ich also auch, wenn es um den sog. Wettbewerbssport mit Tieren geht - egal ob (Ver-)Züchterpreise für Katzen, Hunde oder Kaninchen oder Pokale für Hindernisläufe oder Dressurreiten mit Pferden: Das ist längst zu Perversion oder Tierquälerei mutiert, damit sich irgendwelche menschlichen Wichtigtuer was auf einen Blechpokal einbilden können.
Im Springreiten waren die Hindernisse noch nie so hoch, so schwierig, diese Fünfkampfregeln so unsäglich ungerecht und bescheuert - wie kann man eine Höchstleistung erwarten, wenn Tier und Reiter sich fremd sind, einander zugelost wurden, und sich keine Vertrauensbasis bilden konnte?
Dein Anspruch ist also gerechtfertigt - ich bedaure nur, dass du dir nicht ein wenig mehr Mühe dabei gemacht hast, ihn in würdigere Worte zu kleiden: eben nicht verbogen, bemüht, und kein grammatikalischer Auffahrunfall!
Du magst einwenden, dass dies bewusst so formuliert wurde, des "Wortwitzes" wegen, damit es "lustiger" wirkt. Abgesehen davon, dass ich in falscher Sprachanwendung (und damit meine ich nicht irgendwelche Wortspiele, sondern die mangelhafte Syntax drumherum) eher nichts Lustiges sehen kann, denke ich persönlich, dass so ein Argument gern von jenen vorgeschoben wird, die es nicht besser können - oder sich nicht die nötige Mühe machen wollen, sich ordentlich zu artukulieren. Dass es dann, wenn es sprachlich korrekt ist, nämlich
immer noch "lustig" ist - DAS ist die wahre Herausforderung für den, der sich Dichter nennen will!
Klar - von Sufnus werde ich für diesen Satz wahrscheinlich wieder was um die Ohren kriegen, aber das Risiko gehe ich ein, um meinen Prinzipien der Sprachpflege treu zu bleiben.
Mein (und nur mein) Fazit also: Inhalt hui - Umsetzung pfui, zumindest sprachqualitativ betrachtet.
LG, eKy