Autor Thema: Mundakrobatik  (Gelesen 729 mal)

gummibaum

Mundakrobatik
« am: Juli 02, 2021, 20:18:19 »
Knie beugen, Arme heben
bringt zwar etwas Schwung ins Leben,
doch die Übung gleicht der Statik
gegen meine Akrobatik

mit dem Mund und seiner Zunge
(Turnern, die in kühnem Sprunge
aus der Lunge Luftgefilden
Laute, Worte, Sätze bilden),

und mit weichem Lippenbecher
(der um Grunzen, Schnalzen, Zischen
tanzt, um seinen Zungenbrecher
unter einen Kuss zu mischen)…

Erich Kykal

Re: Mundakrobatik
« Antwort #1 am: Juli 02, 2021, 23:12:49 »
hi Gum!

Quatsch dich fit! - Könnte man da sagen ...  ;D

Höchst amüsiert und bestens unterhalten!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Mundakrobatik
« Antwort #2 am: Juli 04, 2021, 08:31:48 »
"Quatsch dich fit" passt gut als Slogan dazu.

Danke, lieber Erich.

Sonntagsgrüße von gummibaum

Erich Kykal

Re: Mundakrobatik
« Antwort #3 am: Juli 04, 2021, 10:01:51 »
Knie beugen, Arme heben
bringt zwar etwas Schwung ins Leben,
doch die Übung gleicht der Statik
gegen meine Akrobatik

mit dem Mund und seiner Zunge
(Turnern, die in kühnem Sprunge
aus der Lunge Luftgefilden
Laute, Worte, Sätze bilden),

und mit weichem Lippenbecher
(der um Grunzen, Schnalzen, Zischen
tanzt, um seinen Zungenbrecher
unter einen Kuss zu mischen)…


Knie beugen, Arme heben
bringt zwar etwas Schwung ins Leben,
doch die Übung gleicht der Statik
gegen meine Akrobatik

mit dem Mund und seiner Zunge
(Turnern, die in kühnem Sprunge
aus der Lunge Luftgefilden
Laute, Worte, Sätze bilden),

und mit weichem Lippenbecher
(der um Grunzen, Schnalzen, Zischen
tanzt, um seine Zungenbrecher
unter meine Kunst zu mischen),

wenn ich eine Rede halte
(mit der Sprache großem Reigen
eine ganze Welt gestalte,
sie der anderen zu zeigen).

So des sportlichen Verstandes
Kraft zu stärken, will mir frommem,
und die Stadien des Landes
fülle ich mit meinem Kommen!


Hi Gum!

Hier eine erweiterte Variante (wie ich das Gedicht wahrscheinlich geschrieben hätte), da mich der ins Nichts verlaufende, so unvollständig wirkende Schlusssatz etwas störte - denn was in den Klammern steht, zählt ja im Grunde nicht mit dazu. Wie immer sehr inspirierend, deine Texte - ich hoffe, du nimmst mir diese Spielerei nicht krumm!

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Mundakrobatik
« Antwort #4 am: Juli 04, 2021, 10:43:51 »
Sehr schön, lieber Erich. Danke.

Nun ist es -wenn auch nicht mehr meines- ein herrliches Gedicht geworden.

Grüße von gummibaum


Sufnus

Re: Mundakrobatik
« Antwort #5 am: Juli 05, 2021, 15:38:49 »
Lieber gum (und lieber eKy - der Du eine eigene Variante beigesteuert hast)!

Das ist wirklich äußerst erfreulich zu lesen! Ich mag diese Klammern sehr gerne, die gemäß sprachlicher Konventionen eher einen Nebengedanken enthalten, hier aber mit zentraler Bedeutung gefüllt sind, wie ein Mund mit akrobatischer Rede (oder einem Zungenkuss). :) eKy hat dieses Spiel mit der Parenthese wunderbar weiter ausgebaut! :)

Um den in eKys Version untern Tisch gefallenen Kuss, tut es mir in der Fassung 2.0 allerdings etwas Leid - ich bin bei Kussgedichten immer gleich gewonnen.

Die beiden wichtigsten (und bis heute unübertroffenen) Kussgedichte sind wohl diejenigen von Catull (Carmen 5 & 7). Der gewaltigste neuzeitliche Kussdichter war demgegenüber vielleicht Johannes Secundus, ein niederländischer Dichter des 16. Jh., der in Anknüpfung an Catull 19 lateinische Kussgedichte verfasst hat. Auf diesen hat sich wiederum Goethe mit einem schönen Gedicht bezogen ("Lieber, heiliger, großer Küsser... ").

In Deinem Kussgedicht, lieber gum, ist nun übrigens für mich der Clou, dass hier das Wort Zungenbrecher eine schöne Mehrdeutigkeit erhält. Aus dem schwierig auszusprechenden Satz (Blaukraut bleibt Blaukraut) wird die Kunst, die Zunge des Gegenübers zu erobern. :)

LG!

S.