Selbstgeißelung

[Erich Kykal]

Verstohlen erschöpft sich mein eiterndes Träumen in geiferndem Gieren,
den Menschen entfremdet, in seinem Begehren verwandter den Tieren,
gewissenlos fordernd, was mein war an Willen, im Sog zu verlieren,
der alles vernichtet, was mir noch an Gutem verblieb.

Entraten schon lang die Versuche, mein sündiges Wandeln zu mildern,
zu dunkel verlockend die Vielzahl von lüstern beatmeten Bildern.
Ich fühle mich hilflos im Taumel der süßen Versuchung verwildern
und folge geschlagen und wehrlos dem grausamen Trieb.

Ich wende mich ab von den Dingen, den Leben auf anderen Pfaden,
um einzig mir selbst noch und nicht allen andern um mich her zu schaden.
Verbogen, von Schulden zerfressen, zu schwer mit Gewissen beladen
beginne ich nichts mehr und habe mich nimmermehr lieb.

[gummibaum]

Düster und endgültig, lieber Erich.

Trotz der Langzeile gut lesbar. In Sprache und Bildern erlesen, das Schema des Reimes erfrischend.

(Entraten...der Versuche)

Sehr gern gelesen.

Grüße von gummibaum

[Erich Kykal]

Hi Gum!

"Entraten (sind) schon lang die Versuche ..." - ein verkürzter Satz, völlig korrekt.

Ich habe durchaus versucht, dieses Schema kurzzeiliger darzustellen, aber die logischen Abteilungen verschieben sich metrisch ungleichmäßig in manchen Zeilen, wiewohl die Gesamtzahl der "X" und "xx" pro gesamter Zeile immer korrekt gleich bleibt.

Daher besser so in der "Langversion".

Vielen Dank für das positive Echo. 

LG, eKy


PS: Schon das gelesen? - http://www.dielyrik-wiese.de/lyrik-wiese/index.php?topic=8726.0

[Agneta]

die Schuld muss groß sein. In Verbindung mit den "beatmeten Bildern" könnte man meinen, Lyrikcih würde einem Kinderpronoring angehören...
Schütteln von Agneta

[Erich Kykal]

Hi Agneta!

Schuldempfinden ist subjektiv. Der eine missbraucht tatsächlich Kinder und macht sich zeitlebens kaum einen Gedanken darüber, der andere wagt sich nur einmal, wirklich nur ein einziges Mal an ganz "normale" Pornobilder im Internet - und schiebt den Rest seines Daseins die grausamsten Selbstvorwürfe! 

Wie groß eine Schuld ist, bestimmt also primär der Schuldige selbst, je nach Charakter, Erziehung oder kulturellem Wertekanon.

LG, eKy