Lieber Horst,
Du schreibst:
Und es gibt insgesamt 5 Kinder Lieder.
... aber an dem Punkt streike ich
- wenn es wirklich fünf distinkte Lieder sein sollen, warum heißt die Überschrift dann: "Kinderlied" und nicht "Kinderlieder"?! Davon abgesehen: Zumindest "Lied" Nr. 4 (für mich ist das immer noch die vierte Strophe
) stünde für sich allein genommen als inhaltlicher Torso da und "Lied" Nr 5 (aka Strophe 5
) wird ja nun wohl nicht grundlos durch das eingangs stehende "Und" mit einem vorangegangenen Inhalt verklammert.
Also ganz klar: Als fünf einzelne Lieder ergibt das alles keinen rechten Sinn, hingegen stellt sich durchaus eine schöne Kohärenz ein, wenn wir diese Elemente als die fünf Strophen
eines Liedes auffassen, wobei sich die Schilderung eines Schultags ergibt: morgendliches Aufstehen (S1), Aufbruch zur Schule (S2), Unterricht (S3), die günstige Wirkung der Schule auf die kindliche Bildung (S4), Ende des Schultags (S5).
Und wenn wir das akzeptieren - dass hier also nicht fünf unverbundene Einzelelemente stehen, sondern ein fünfstrophiges Lied, dann scheint mir auch mein formaler Einwand, dass eine größere metrische Angleichung dem Lesegenuss förderlich wäre, sehr stimmig - auch abseits subjektiver Geschmacksfragen. Warum also alles - nach Deinen Worten - "so bleiben
muss" ist für mich höchst unnachvollziehbar.
Und was den Aspekt der Ironie angeht (Du schreibst von "Parodie", die es nach Deiner Ansicht ausdrücklich
nicht sein soll) - nunja... in den Versen steckt schon eine gewisse Weltfremdheit (und das ist m. E. sehr vorsichtig ausgedrückt - frag mal eKy als Mann vom Fach!).
Vor allem bei: "die vielen Kinder, die ich sah / ich mag sie sehr gut leiden" taucht vor meinem inneren Auge ein typischer deutscher Schulhof mit dem allfälligen Mobbing der Außenseiter und dem Ausfechten der sozialen Hackordnung auf Kosten der Schwächeren auf.
Die Stimme Deines Liedes klingt für mich nach einem überaus wohlbehüteten Kind - und ich zittere bei dem Gedanken, es möchte einmal seinen geliebten Teddy in die Schule mitnehmen: Der Teddy wird, wenn es gut ausgeht, vom Klassenrowdy in eine Mülltonne gestopft, so dass der physikalische Schaden hinterher noch mittels liebevoller häuslicher Handwäsche behebbar ist; wenn es schlecht ausgeht, ist es um den geliebten Stoffgefährten geschehen. Ich mag es mir gar nicht im Detail vorstellen. Kinder sind (potentiell) grausam. Keine falschen Illusionen in diesem Punkt...
LG!
S.