Hi Erich,
aus dem Text nimmst du Dir als Kernaussage "Erhabenheit der Bescheidenheit" bzw. vice versa, und verteidigst das Selbstbewusstsein der "Überlegenen". Mir ging es vor allem um einen sensibleren Gebrauch der Sprache im menschlichen Miteinander, aber auch in der Kunst. "Überlegenheit" ist für mich ein nutzloses Konstrukt, das uns angedient wird von den Erziehern eines falschen Menschenideals.
Was ich mit einer sensibleren Sprache meine, möchte ich mit Hilfe der folgenden, wahren Geschichte erklären.
In der Schule fragt der Lehrer nach den Berufswünschen der Schüler. Ein Mädchen, sprachlich nicht sehr wendig, langsam im Rechnen, mit überwiegend schlechten Noten, sagt, es wolle Verkäuferin werden. Viele Lehrer hätten, mehr oder weniger rüde, aber im Wesentlichen doch so geantwortet. "Das schlag Dir mal aus dem Kopf, das kannst du nicht. Sei froh, wenn Du Arbeit in einer Fabrik finden kannst."
Der Lehrer aber fragte: "Was für eine Verkäuferin möchtest Du werden". Das Mädchen erwiderte, in einem Stoffladen möchte es arbeiten, denn Stoffe seien so wunderschön und fühlten sich so gut an. Der Lehrer versprach, er wolle versuchen, eine Praktikumsstelle zu finden. Er nahm das Mädchen dann später in eine Stofffabrik mit und sagte, sie solle doch mal ausprobieren, ob die Arbeit dort ihr Freude machen könnte.
Monate später schaute der Lehrer nach, wie es im Praktikum gegangen sei. Der Abteilungsleiter sagte, das Mädchen sei schon lange fest angestellt und arbeite in der Qualitätsprüfung. Es sei die beste Prüferin, die sie jemals hatten. Webfehler, die kaum mit den Augen auszumachen seien, erspüre sie mit den Fingern. Was ihr entgehe, würden auch die Kunden nicht bemerken können. Sie werde von allen in der Abteilung geschätzt und sei in der Arbeit sichtlich aufgeblüht.
Vielleicht meinst Du, diese Geschichte passe nicht zu meinem Gedicht. Ich finde schon. Das Wort zu sagen, das erhellt, Lösungen zu finden erlaubt, sich nicht mit Wendungen wie in gleißenden Reklamen zufrieden gibt, das erfordert ein sensibles Zuhören und Zugehen auf den Hörer.
Liebe Agneta,
Du findest in dem Text, das Wort, das sich nicht verbiegt. Ich denke, das steckt auch wirklich darin. Aber fünf Sterne sind wirklich zu viel.
Herzlichen Dank, Euch beiden für den Kommentar.
Liebe Grüße, AlteLyrikerin.