Hi AL!
S2Z3 - "schwärzen"?
Das erinnert mich sehr an meinen eigenen Vater, ein studierter Bildungsbürger, Professor für Deutsch, Englisch und Französisch - und dennoch SS-Unteroffizier. Auch er verstummte nach meiner Kindergartenzeit, spielte kaum noch mit mir, ja, konnte mich kaum noch überhaupt anfassen, wollte mich mehr und mehr nur noch zum Vorzugsschüler "bilden". Wir entfremdeten uns, aber ich habe ihn immer geliebt, auch als ich schon wusste, wem er einst nachgelaufen war.
Seine Liebe zu mir war abgöttisch, aber er konnte es nie zeigen, als ich älter wurde. Aber ich ehre sein Bemühen, das Beste für mich zu wollen, auch wenn er oft genug die falschen Mittel anwandte.
Gravierender Unterschied: Er war auch ein Stubenhocker wie ich, hatte absolut keinen grünen Daumen, und Kaninchen hätte der bakteriophobe Hypochonder niemals auch nur streicheln können!
Da kommt man ins Grübeln: Wieviel würden die eigenen Kinder (ich hab ja keine) von mir wissen oder wissen wollen? Wie gut kannte ich meine Eltern jenseits ihrer Rolle als Mutter und Vater? Wann und ab wo wird die vertraute Gestalt zum Fremden, von dem man nie auch nur eine Ahnung hatte?
Gemessen an den eigenen Abgründen, in die ich mich kaum je selbst hinabwage - wie sehr kann man einen anderen überhaupt je kennen. Und muss man das denn? Ich denke: Nein. Man muss nicht alles wissen wollen, und viele Beziehungen hätten wohl länger gedauert oder wären fruchtbarer gewesen, wenn man dem Partner gewisse Details zur eigenen Vita gnädig erspart hätte - oder rechtzeitig gesagt hätte, dass man das gar nicht hören möchte.
Allzu viel "Vertiefung" kann auch schädlich sein ...
Aber da muss wohl jeder selbst seine Grenze ziehen, bis wohin er sich teilt und mitteilt, und was ihm allein gehört und verschlossen bleibt.
Gern gelesen!
LG, eKy