Versuch über schlechte Lyrik ;)

[hans beislschmidt]

Lieber Rocco,
die metrische Stimmigkeit ist in den Foren leicht rückläufig und die Lager haben sich beruhigt. So mein Eindruck in anderen Foren, wo ich gelegentlich schreibe.
Das Problem bei der schlechten Lyrik ist, dass sie auf eine Weise gut sein muss, dass sich der Leser nicht langweilt. Das heißt, dass die Reimfolge treudoof und naiv sein muss. Das bringt den Leser vielleicht zum Grinsen oder aber der Inhalt ist eindimensiol und im schlimmsten Fall gesellschaftlich No Go.
Deshalb mag ich den österreichischen Maler Deix so sehr, weil er mit der unschuldigen Walzerseligkeit aufräumt. Deshalb hab ich auch diesen großen Sohn Österreichs auf's Korn genommen.
Danke für deinen Kommentar.
Gruß vom Hans

Da Franzl aus Groß Piesenham
Der hod an Bandwurm in sein Darm
Er schreit, du Jud geh aussa do
Und olle Windischen genauaso

[Erich Kykal]

Die Stunde vergeht.
Die Katze pennt.
Die Katze steht.
Die Katze geht.
Die Katze rennt.
Die Stunde vergeht.
Der Wind weht.
Es ist zu spät.

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Im Dorf halten sie
die Mauern fest
und
reißen die Mäuler auf.
Außer es geht um etwas
Wichtiges.
Menschliches.
Dann schweigen sie
in ihre geheiligte Stille.
Und halten die
Mauern fest ...

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Himmel aus Waffenstahl,
pissegelbe Häuserwände.
Verwitterte Rinde
wetterseitig
an Winterbäumen
im Park.
Die Stadt eitert
im eigenen Schatten
ins kommende Jahr.

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Stunden tropfen
die Tischkante herunter -
verschimmelte Zeit.
Möbel öffnen hölzerne
Gebisse.
Die Türen verweigern sich
dem Rasen der Tage.
Vom Fenster her
blinde Welt,
zerstückeltes Versäumnis.
Ich bleibe
entrückt.

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Verdammt! Ich schaff's einfach nicht, das so zu schreiben, wie ich es eigentlich zeigen will: dieses sinnfrei aus dem Unterbewussten abgetropfte zusammenhanglose sprachliche Streuselgehuste, das so viele "moderne" Dichter bevorzugen und als der lyrischen Weisheit letzten Schluss verkaufen wollen!
Immer kommt mir Sinn dazwischen! Ich erzeuge ein kohärentes Bild, ob ich will oder nicht! Schmarrn!

Ich fürchte, der allererste Versuch kommt noch am ehesten hin ...

[Erich Kykal]

Noch ein Versuch:


Klaus' klaustrophobische Klause
Ragnaröckchen
hurtig übers Knie gespannt
euterlastige
Himmelsleiter vereist.
Kerzen im Karzer
flauschverlustig
rammdösig
erhabene Seuche
unauferstanden im Weichen
im Ferkelgeringel
stallduster
verloren
Hurz

[hans beislschmidt]

Hehe ....
Erinnert mich an Bukowski...
Stunden tropfen
die Tischkante herunter -
verschimmelte Zeit.
Möbel öffnen hölzerne
Gebisse.
Die Türen verweigern sich
dem Rasen der Tage.
Vom Fenster her
blinde Welt,
zerstückelte Versäumnis.
Ich bleibe
entrückt.
Das ist gut ... richtig gut ... spricht an ... läuft

[Erich Kykal]

Ja, reib's mir nur rein! Sogar wenn ich mich bemühe, schlecht "modern" zu schreiben, kommt irgendwas dabei raus, was noch einer gut findet! 

Scheinbar kann ich mein Niveau kaum weit genug senken, dass etwas wirklich Mieses dabei rumkommt! Aber vielleicht war mein letztes Werk hier ja diesbezüglich endlich einigermaßen anschaulich gestaltet!

[hans beislschmidt]

Hehe ...
Was sind eigentlich Ragnaröckchen?

[Erich Kykal]

In denen tanzen die Moiren den Apocalypso ... 

[Copper]

Hallo Erich,

deine Texte gefallen mir. Es liegt wohl an der gelungenen Wortwahl.

Gruß Copper

[hans beislschmidt]

Die Moiren? Etrusker?
Was soll das?

[hans beislschmidt]

Unfertig ...
.
Blonde Paula Puppischubs
poppte praktisch permanent
Paula prüfte Pimpernpups
bei prollig billig Bumssevent

Pupsig blasend provokant
pimpert Paula Promikalle
Pumpt Pimmel prall beim Badestrand
Blamabel bleibt bloß Pillepalle 

Paulas blaue Pille
Bläht pausenlose Pubertät
Blanke
..... fällt jemand was ein

[Erich Kykal]

Hi Hans!

Etrusker? Wo bitte hätte ich die erwähnt? Die Moiren kannste googeln, dann sollte das Bild klar werden. 

Ach, was soll's!

Moiren: Griechische Schicksalsgöttinnen, meist zu dritt als Jugend, Reife und Alter personifiziert. Die erste spinnt den Lebensfaden, die zweite bemisst und verwebt ihn, die dritte schneidet ihn zuletzt ab. Haben eine Entsprechung in vielen Religionen, u.a. in der skandinavischen Götterwelt.

Ragnarök: Die Götterdämmerung in der nordischen Götterwelt. "Ragnaröckchen" ist ein Wortspiel.

Apokalypse: Das Ende der Welt in der christlichen Mythologie. "Apocalypso" ist ein Wortspiel (haben schon die Jungs von der EAV dereinst besungen!).


Dein P-Gedicht ist wundervoll abstrus! Du kannst eindeutig besser schlecht dichten als ich!  Aber ich lese immer noch einen guten tieferen Sinn aus den Zeilen! So gesehen: Auch noch Thema verfehlt! 

Wie wär's damit?

Blanke Blödheit bleckt
blaswillig blubbernd
bauschlippige Mäuler
an baumelnde Boten
der Begierde.
Breitbeinig bereit
bieten busige Brüste
und botmäßige Becken
dem Beschäler
bereitwillig Befriedigung
zum Preis praktischer
Berförderung von Pomp,
Publicity und Pinke.


LG, eKy

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Hi Copper!

Schon gut, schon gut! In diesem Faden geht es um SCHLECHTE Lyrik! Wenn du also sagst, meine Texte hier gefielen dir, dann hoffe ich, dies im Sinne der Fadenintention interprtieren zu dürfen: Dass sie dir als Beispiele für miese Lyrik gefallen! 

Es frustriert mich, dass die Beispiele, die ich hier als Exempel für die von mir so verachtete "moderne Lyrik" abtropfen lasse, offenbar als gelungen empfunden werden! 
Verdammt - ich muss mein Niveau noch weiter senken, um hier glaubhaft schlecht zu dichten! 

LG, eKy

[Rocco]

Hallo Hans,

was du über schlechte Gedichte schreibst, wäre ein eigener Faden Wert. Leider ist hier nicht der rechte Ort. Ich habe aber keinen Grund zur Gegenrede.

An alle: habe in meinen Notizbüchern gesucht und wurde fündig. Sprüche, die ich nirgends veröffentlicht habe, weil sie mir zu albern waren. Ob sie wenigstens lustig sind, müsst ihr entscheiden. Wenn sie das nicht sein sollten, habe ich dann die schlechtesten Texte des Fadenscheinigen geschrieben?

Hier meine schlechtesten 10!


Banane

Gurke
ohne
Kerne

⁂

Ede im Gefängnis:
Einbruchlandungspilot

⁂

Auch ein Kluger vergleicht manchmal Äpfel mit Birnen -
im Obstsalat

⁂

Knäckebrot ist wiederverwertetes
Zeitungspapier

⁂

Schnee ist Regen zum
spielen

⁂

Die Skatbrüder -

so ernst
wie sie
nachdenken
sind die nicht

⁂

"Ihr fiel ein riesiger Stein
vom Herz."

Übertrieben
wenn man weiß
wieviel
Karat er hatte

⁂

Autsch! Über die eigenen Versfüße
stolpern

⁂

Austrainierte Weitspringerinnen sind die
anmutigsten Satzgestalten

⁂

Das Zeitungsabo

wie gerufen und
pflegeleicht -

könnte es zudem
mit einem Schwanz wedeln
bekäme es
einen Knochen

[Copper]

Tja Erich, im Himmel kann man es nicht mit dem Teufel treiben.

Verschwende deine Energie nicht an schlechter Lyrik, auch wenn diese dann noch sehr gut ist. Bleib bei Deiner hohen Kunst.

Obwohl ich den Faden von Sufnus echt gut finde.

Gruß Copper.

PS. Ich habe in meinem Fundus auch noch Pickelgedichte ( aus meiner Pubertätszeit) die werde ich vielleicht mal hier veröffentlichen.

[Copper]

Hallo Rocco,

deine Sätze sind lustig und einfallsreich. Wenn die in einem Comedy Vortrag gekonnt mit eingebaut werden, dann Daumen hoch.

Rohre sind lange Löcher.

Gruß Copper

[Sufnus]

Ihr Lieben!
Ich bin sehr enthusiasmiert über die Vielzahl erfindungsreicher Versuche im Schlechtschreiben und Schlichtdichten... allesamt aber leider zu gut! Gerade die Versuche, "modern" zu schreiben, zeigen, wie viel Spaß moderne Lyrik machen kann
Sie zeigen aber auch, dass es verhältnismäßig "leicht" ist ein nicht ganz schlechtes modernes Gedicht zu verfassen, während es doch ungleich schwieriger ist, ein nicht ganz schlechtes traditionelles Gedicht zu schreiben.
In aufsteigender Schwierigkeit ergibt sich also:

Piece of Cake: Ein grottiges traditionelles Gedicht rausrotzen.
Noch ziemlich Easy: Ein akzeptables modernes Gedicht verzapfen.
Mittleres Niveau: Ein akzeptables traditionelles Gedicht zimmern.
Fortgeschrittene: Ein grottiges modernes Gedicht hinschmieren.
Gehobenes Niveau: Ein gutes modernes Gedicht komponieren.
Meisterklasse: Ein gutes traditionelles Gedicht erschaffen.
Genie-Level: Mit einem richtig guten Gedicht beschenkt werden - egal welcher Stilrichtung.



LG!

S.

P.S.:
Coppers lange Löcher sind ja mal der Hammer... und die Pickelgedichte täten mich auch interessieren... klingt spannend!