Hi Suf!
Ich darf Rilke zitieren (aus "Engellieder"):
Ich ließ meinen Engel lange nicht los,
und er verarmte mir in den Armen
und wurde klein, und ich wurde groß:
und auf einmal war ich das Erbarmen,
und er eine zitternde Bitte bloß.
Da hab ich ihm seine Himmel gegeben, -
und er ließ mir das Nahe, daraus er entschwand;
er lernte das Schweben, ich lernte das Leben,
und wir haben langsam einander erkannt.
Seit mich mein Engel nicht mehr bewacht,
kann er frei seine Flügel entfalten
und die Stille der Sterne durchspalten, -
denn er muss meiner einsamen Nacht
nicht mehr die ängstlichen Hände halten -
seit mich mein Engel nicht mehr bewacht.
Dein vergleichbar schönes Gedicht hat mich gleich an dieses frühe Werk von Rilke erinnert, und ich suchte es sofort heraus!
Ich versteige mich sogar zu der Annahme, du könntest von exakt diesem Werk inspiriert worden sein, denn sowohl inhaltlich wie stilistisch sind dich die Strophen sehr ähnlich, bis hin zur Aneinanderreihung von so einigen "und"s am Zeilenbeginn.
So oder so eine Glanzleistung! Sehr gern gelesen und genossen!
LG, eKy