Hi GG!
Die Passage "als wie ein Kirchturm stark" ist mir auch aufgefallen.
Solche "als wie"-Formulierungen findet man einerseits im Dialekt und andererseits in altertümlichem Deutsch, wobei im Kontext der Zeilen der letztere Aspekt überwiegt - und wahrscheinlich war das auch der von Dir beabsichtigte Effekt, wenn Du Dich auf Eichendorff beziehst. Andere Wendungen, wie die Inversion des Genitivs in Z1, das "fürwahr" und das Signalwort "Mark" evozieren ebenfalls Altertümlichkeit.
Das ist für mich, ganz subjektiv, ein erlaubtes Stilmittel auch in heutiger Lyrik, aber es macht ein Gedicht nicht automatisch "besser", eher erzeugt es für mich eine gewisse Komik. Ich stelle mir gerade einen Kunden vor, der eine Bäckerei betritt und dem Angestellten verkündet: "Wohlan, guter Mann, es gelüstet mich gar sehr, von Eurem Backwerke zu kosten!"...
Und auf meine Formulierung: "des Landes Mark" bin ich sogar richtig stolz.
Es hat vielschichtige Bedeutungen, und ist in dieser Form ein Novum.
Eine Bereicherung der deutschen Sprache.
Ein Novum ist es nun gerade nicht, eher das genaue Gegenteil, denn diese Formulierung begegnet uns wiederholt in den Werken der Alten, wobei Mark(e) mal im Sinne von Grenzmark, mal im Sinne von innerer Kern und mal im Sinn von Erkennungszeichen/Markierung gebraucht wird.
Auch muss das Wort Landmark(e) nicht ins Deutsche eingeführt werden, bereits in einem der ersten gedruckten deutschen Wörterbücher überhaupt, Josua Maalers Werk "Die Teütsch spraach" von 1561, kommt der Ausdruck "die Landtmarchen" für Landesgrenzen vor.
Ein paar Beispiele aus Gedichten:
Friedrich Hölderlin:
[...]
Wo des geschändeten Römers Kehle
Die schweißerrungne Habe des Pflügers stiehlt,
Wo tolle Lust in güldnen Pokalen schäumt,
Und ha! des Gräuels! an getürmten
Silbergefäßen des Landes Mark klebt.Jevgeni Abramovitsch Baratynskij (übers. H. Stammler):
Wo blieb der Mensch? Er sank in Gruft und Sarg.
Wie alte Türme an des Landes Mark
verfallen unaufhaltsam die Geschlechter,
und durch die Trümmerstädte fegt der Staub.August Wilhelm Schlegel:
Der pflegt sich üppig mit des Landes Marke,
Der muß im Wetter nackt und hungrig liegen:
Doch alle gleich, gewiegt in gleichen Wiegen
Der großen Mutter, Schwache so wie Starke.Johann Christoph Gottsched:
Kein Schwelgen, Spiel, kein Jagen und Stolzieren,
In Kleidung und Gefolg, erschöpft des Landes Mark.
Sein schöner Dom kann Aug und Herzen rühren,
Und ist an alter Baukunst stark.Heinrich Zeise:
Sie haben nur des Volkes Schweiß,
Des Landes Mark begehrt, —
Nur einen Heiland kennen wir,
Der Heiland ist das Schwert!Clara Müller:
Des Landes Mark, der Großstadt Kraft und Glut
verschlingt des Elends uferlose Flut.Also das mit dem Novum haut von daher nicht so richtig hin...
LG!
S.