Autor Thema: Vielleicht  (Gelesen 671 mal)

gummibaum

Vielleicht
« am: November 24, 2020, 21:46:09 »
Sterne, die wir leuchten sehen,
sind vielleicht schon nicht mehr da,
und so nah wir uns auch stehen,
ist vielleicht schon das geschehen,
was so manchem Stern geschah:

All die Liebe lang verflossen
auf dem lichtlos kalten Stein,
der uns narrt mit seinen Possen:
Lässt uns weiter unverdrossen
leuchtend füreinander sein.
« Letzte Änderung: November 27, 2020, 00:22:49 von gummibaum »

Erich Kykal

Re: Vielleicht
« Antwort #1 am: November 24, 2020, 22:46:27 »
Hi Gum!

Ein sehr schönes Gedicht, wie von dir zu erwarten.  :)

Für die beiden Schlusszeilen fehlt mir allerdings der Bezug. Sollte die Liebe aus S2Z1 gemeint sein, müsste sie in diesem Konstrukt durch ein reflexives "sie" bekräftigt werden, da der Satzteil mit dem kalten Stein sich dazwischengeschoben hat. Sollte es besagter Stein sein, müsste ein "er" diesen Bezug definieren.

So wie der Satz jetzt dasteht, fehlt mir jedenfalls etwas, um ihn korrekt zu verstehen.

Ich würde in S1 und S2 dies umformulieren, um die Botschaft deutlicher zu machen:

Sterne, die wir leuchten sehen,
sind vielleicht schon nicht mehr da,
und so nah wir uns auch stehen, (das "auch erscheint mir hier wichtiger als das "beide", zudem kann diese Formulierung so zugleich als allgemeingültig ausgelegt werden.)
ist vielleicht schon das geschehen,
was so manchem Stern geschah:

Längst erloschen ist das Glühen, (S2Z1 zu ändern fällt leicht, da diese auch bei dir reimlos bleibt. Das "Glühen" beschreibt sehr gut beides: Das Leuchten des Sterns und die Intensität der menschlichen Emotion.)
und ein lieblos kalter Stein (hier kann man die Liebe noch unterbringen, um das Bild abzurunden.)
treibt mit unsrer Einsicht Possen, (verkürzen, sonst Silbe zuviel.)
narrt und lässt uns unverdrossen
leuchtend füreinander sein… ("füreinander" würde ich immer noch zusammen schreiben, nach Bauchgefühl.)


Sehr gern gelesen!  :)

LG, eKy

« Letzte Änderung: November 24, 2020, 22:48:12 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Vielleicht
« Antwort #2 am: November 24, 2020, 23:21:35 »
Oje, viel rot Unterstrichenes. Ich schaue es mir morgen genauer an. Danke, Erich. LG g

Nun ist morgen: Habe es geändert und hoffe, es geht so.

Liebe Grüße von gummibaum
« Letzte Änderung: November 25, 2020, 22:15:00 von gummibaum »

Erich Kykal

Re: Vielleicht
« Antwort #3 am: November 26, 2020, 19:10:50 »
Hi Gum!

Was mich hier an S2 noch stört: In S2 ist in einem Vergleich von einem lichtlos kalten Stein die Rede, ein sehr starkes Bild, während die folgende Conclusio mit "sie" über dieses starke Bild hinweg Bezug nimmt auf die Liebe von Z1. Ein weit gespannter Bogen, den vielleicht nicht alle Leser finden, zumindest nicht sofort.

Außerdem problematisch der Einstieg in S2 mit "Ist die Liebe ...", also eigentlich Fragestellung, allerdings folgt keine Frage. Verwirrend.

Mein endgültiger Vorschlag für S2:

All die Liebe lang verflossen
auf dem lichtlos kalten Stein,
der uns narrt mit seinen Possen:
Lässt uns weiter unverdrossen
leuchtend füreinander sein.


LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Vielleicht
« Antwort #4 am: November 27, 2020, 00:25:07 »
Danke, lieber Erich,

dass du dich nochmals um das Gedicht bemüht hast. Ich habe die zweite Strophe deinem Vorschlag gemäß geändert.

Liebe Grüße von gummibaum