Die Launen des Himmels erstaunen.
Weit oben entrückt sich das Angebot:
Zwischen Kunst- und Kosmetikmessen
bewertet man voller Entzücken die Daunen,
die zwischen dem Frühstück und Abendbrot
und die mit den nächtlicheren Adressen.
So gibt es verschiedene Arten des Stoffes:
Gekräuselt, die Strähnen der Haare geglättet,
der Vollbart, geplustert und eingefettet,
man sieht auch den Iro, der fast wie ein schroffes
Entgleiten aus Wäldern und Wiesen besteht.
Natürlich zu gegen, sind die Depressiven:
mit schwarzen Gewändern und Augenringrändern,
dem Donnern, dem Lauten und dem Aggressiven,
in schaurigen Schauern entfließen in Ländern.
Ja, diese! Ja, diese! Vergisst man doch nie.
Hi, Emilie!
Zuallererst, bevor ich es vergesse: "zugegen" (S3Z1) unbedingt zusammen!
Ein interessantes Gedicht, das abstrakte Wolkenspiel in Bilder kleidend (hab schon selbst mindestens 2mal was über Wolkenspiel gedichtet), wie man es zuweilen gern tut, wenn man mit Musse irgendwo im Gras liegt und in den Himmel schaut. Gleichzeitig generieren deine Zeilen, quasi als Metaebene, ein durchaus sozialkritisches Gesellschaftsbild, wenn man es so sehen möchte.
Metrik:
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Es fällt auf, dass S1 eine Zeile mehr hat als die anderen beiden, und auch im metrischen Bereich finden sich fort die größten Ungleichgewichte. Ich habe fehlende Silben mit unterstrichenen Leerstellen markiert, und der betonte Auftakt von S1Z3 stört ebenfalls den klaren Takt.
Dahingegen erscheinen S2 und 3 fast makellos, sieht man von dem einen Ausrutscher in S2Z3 ab. Es erscheint mir wie ein typischer "Kalibrierungsprozess", der klare Rhythmus kommt erst mit der Zeit, als müsste das Dichtergehirn sich erst noch drauf "einschießen".
Darum sollte man Gedichte immer hinterher metrisch nochmals prüfen, ehe man sie publiziert.
Das Reimschema: ABCABC - ABBAC - ABABD
Zuletzt habe ich das "D" verwendet, um darauf hinzuweisen, dass es hier auch keinen strophenübergreifenden Reim mit S2 gibt. Die jeweils letzten Zeilen von S2 und 3 bleiben damit ungereimt. Wir haben also drei Strophen mit drei unterschiedlichen Schemata. Das unterstützt leider auch nicht gerade die harmonische Einheitlichkeit des Werks.
Kadenzen: wmwwmw - wwwwm - wwwwm
Das passt ganz gut. S1 ist mittig gespiegelt, also in sich im Gleichgewicht, und die beiden kürzeren Strophen etablieren ein eigenes Schema, dem sie treu bleiben.
Insgesamt ein gutes Gedicht, sprachtechnisch hervorragend, sprachmelodisch sehr angenehm, mit leichten Schwächen im metrischen Strukturbereich sozusagen.
Ich wage zu sagen: Wenn du das hier Monierte noch in den Griff bekommst (oder bekommen willst), gehörst du nach meiner Definition mit zu den besten Forendichtern!
Sehr gern gelesen und beklugfummelt!
LG, eKy
PS: Sollte Bedarf bestehen, kann ich diesen Faden empfehlen (bitte alles lesen):
http://www.dielyrik-wiese.de/lyrik-wiese/index.php?topic=8025.0;topicseen