Autor Thema: Präferenz  (Gelesen 1148 mal)

gummibaum

Präferenz
« am: Oktober 12, 2020, 15:35:28 »
Ich trüge gerne einen Dutt
zum teuren Ohrring mit Perlmutt
und roten Nägeln aus Acryl;
doch scheitert es an dem Gefühl,
dass etwas anderes mehr nutze -
Drum trag ich Brille und Kapuze…
« Letzte Änderung: Oktober 12, 2020, 15:37:01 von gummibaum »

Jana

Re: Präferenz
« Antwort #1 am: Oktober 12, 2020, 16:52:00 »
Lieber gummibaum,

wie immer lieferst du hier ein wunderbar charmantes Gedicht, an dem weder formal noch inhaltlich irgendetwas auszusetzen ist.
Hab's sehr gerne gelesen!  :)

Liebe Grüße
Jana 

Erich Kykal

Re: Präferenz
« Antwort #2 am: Oktober 12, 2020, 18:10:49 »
Hi Gum!

Charmant vielleicht, aber mir ist leider nicht klar, worauf es hinaus will. Fühlt sich das LyrIch so hässlich, dass es sich lieber tarnt und verhüllt?

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

gummibaum

Re: Präferenz
« Antwort #3 am: Oktober 12, 2020, 19:20:44 »
Liebe Jana, lieber Erich,

man darf hier nicht zu viel erwarten. Die Präferenz wird einfach vom Nützlichkeitsdenken bestimmt.

Liebe Grüße von gummibaum

 

Sufnus

Re: Präferenz
« Antwort #4 am: Oktober 13, 2020, 10:48:25 »
Hi gum!
Verschmitzte Zeilen, wenn auch mit ernsthaftem Hintergrund. Eine Frau (zumindest wäre das die übliche, von klassischer Gender-Binarität ausgehende Interpretation) wird zwischen zwei Rollenbildern hin- und hergerissen und taucht in der Verborgenheit des Graue-Maus-Stereotyp ab. Ich denke aber, man sollte tatsächlich Deine Zeilen nicht zu sehr verkopfen (wie ich das gerade mache ;) )...
Und noch ein Alternativvorschlag für die ersten zwei Zeilen (weil ich das deutsche Wort "Dutt" als unschön empfinde):
"Ich trüge gern einen Chignon
und edle Taschen von Vuitton"
Die dann folgende Doppelung von "und" würde mich dabei nicht stören...
aber das ist eh meine persönliche Eigenheit bzgl. des Wortes "Dutt"... also nicht zu ernst nehmen den Vorschlag ;)
LG!
S.

gummibaum

Re: Präferenz
« Antwort #5 am: Oktober 14, 2020, 01:10:02 »
"Ich trüge gern einen Chignon
und edle Taschen von Vuitton"

klingt graziös, lieber Sufnus. Aber versteht der biedere Deutsche (so wie ich) dann noch?

Danke Grüße von gummibaum

Sufnus

Re: Präferenz
« Antwort #6 am: Oktober 15, 2020, 10:30:33 »
Hey lieber gum!

Eine berechtigte Frage! :)

Wahrscheinlich ist dem überwiegenden Teil der Leser der Begriff Chignon unbekannt. Es ist wohl ein immer wieder lustvoll debatables Thema, wie viel man einem Leser "zumuten" darf.

Dankenswerter- und Längstüberfälligerweise verbreitet sich nach und nach auf vielen behördlichen oder auch kommerziellen Internetseiten die Möglichkeit, einen Text nicht nur in Standard-Deutsch abzurufen, sondern auch in "Leichter Sprache" (vgl. auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Leichte_Sprache).

Obwohl das Ergebnis nicht in jedem Fall 100% zu überzeugen weiß, ist das doch ein ganz wichtiger Beitrag für ein besseres Miteinander in der Gesellschaft. :)

Ich bin überzeugt, dass auch Literatur im Allgemeinen und Lyrik im Besonderen nicht nur für "Gebildete" geschrieben werden darf.

Allerdings glaube ich, dass es auch erlaubt sein muss, literarische "Angebote" zum machen, die in erster Linie für Menschen mit breiterem Bildungshorizont gedacht sind (oder für Menschen mit der Ambition, ihre Bildung zu erweitern).

Meine Gedichte sind (wie auch meine Kommentare hier) meist mit allerlei Anspielungen versehen, enthalten Fremdwörter oder veraltete Ausdrücke, bedienen sich einer komplexen Sprache und sind insofern nicht wirklich im engeren Sinn "inklusiv". Schriebe man aber nur in "Leichter Sprache", wäre das in gewisser Weise auch wieder non-inklusiv (oder zumindest refüsabel) gegenüber Menschen mit breiter Bildung, denen man auf diese Weise sprachliches Bildungsfutter vorenthalten würde.

Hinzu kommt, dass gerade ein Gedicht, selbst wenn es vom Leser nicht verstanden wird, natürlich auch über Klang, Rhythmus oder innere Struktur "Botschaften" rüberbringen, so dass u. U. auch jemand ohne 100% Textverständnis an einem Gedicht "Spaß" haben kann.

Nichtsdestotrotz hat Dein Einwand mich dazu angeregt, dass ich auch einmal ganz einfache und "klare" Gedichte schreiben möchte. (was ich gerade so "in Arbeit" habe, erfüllt diese Vorgabe leider nicht wirklich - aber für die Zukunft ist das ein Projekt :) ).

Vielen Dank Dir also für die gute Anregung! :)

LG!

S.
« Letzte Änderung: Oktober 15, 2020, 12:05:05 von Sufnus »