Hi Agneta!
Danke für deine wohlwollende Analyse!
Leidenschaftlich geliebt glaube ich zu haben, indes, das Gefühl wurde nie erwidert, zumindest nicht von jenen Menschen, von denen ich es mir gewünscht hätte. Aber wenn das Gefühl erst einmal gestorben ist, scheint man sich im Nachhinein nie so recht sicher zu sein, was da tatsächlich vorhanden war: Denn was ist so ein Gefühl anderes als eine Art Selbsthypnose, wenn man es mal genau analysiert?
Man fühlt sich zu jemandem hingezogen, und das, obwohl man die Person erst mal nur oberflächlich kennen kann. Es ist also zuallererst mal erotische Begierde, das Verlangen nach Sex mit dieser Person, die dahinter steht, denn über ihre wahre charakterliche Disposition kann man zu diesem Zeitpunkt ja nur mutmaßen. Man liebt also erst mal nur ein Bild vom idealen Partner, von dem man hofft, dass es sich in besagter Person erfüllen möge. Es ist eine Illusion, eine Selbsttäuschung.
Hat man Glück, findet sich beiderseitig genug vom Erwarteten im Partner, um eine dauernde und stabile Beziehung zu ermöglichen und zu nähren. Andernfalles endet es eben irgendwann.
Was dies alles aber letztlich beweist, ist die illusorische Natur der Liebe, oder des selbstmanipulativen Gefühls, das wir so nennen. Der Rest ist animalische Anziehung: Optische Reize, verführerischer Geruch, Flirtsignale wie Kleidung, Schminke, gewisse Gesten, Blicke und Mimik, bewusst oder unbewusst eingesetzt. Man manipuliert also nicht nur sich selbst durch begehrliche Projektion von Wunschbildern, man beeinflusst auch den Wunschpartner gezielt oder unbewusst durch manipulatives Verhalten, um ihn für sich einzunehmen, sich möglichst annehmbar zu präsentieren.
Wieviele Ehen scheiterten, weil sich ein Partner nach der Hochzeit gehen ließ, sprich seiner wahren Natur wieder nachgab? Wieviele Parner vermissten nach kurzer Zeit schon die Aufmerksamkeiten und Zuwendungen, mit welchen das Gespons zu Beginn noch eifrig für sich und um sie geworben hatte, und diese später, seiner Sache gewiss und der "Beute" sicher, fallen ließ wie eine nutzlos gewordene Maske?
Was ist, mag man fragen, denn wirklich echt an der Liebe? Sicher nicht das körperliche Verlangen, diese Lust erschöpft sich mit jedem Orgasmus und flacht spätestens nach einigen Jahren ab - nein, ich denke, wenn ein Paar wirklich lebenslang zueinandersteht, dann, weil man sich wirklich zutiefst kennengelernt und einander anheimgestellt hat. Und das ergibt sich erst im Laufe von Jahren. Das "Verliebtsein", das diese Partnerschaft begünstigt und ermöglicht, ist aber - zumindest zu Beginn - eine zärtliche Lüge, sowohl an den anderen wie auch an sich selbst ... - und zwar von beiden Seiten. Hormone, Urinstinkte, Triebe - darauf bauen wir unsere Beziehungen. Aber wenn wir Glück haben, wird mehr daraus. Viel mehr!
LG, eKy