Hi Graf!
Naja - starker Tobak jedenfalls, aber doch etwas sehr pathetisch auf die Tränendrüse gedrückt. Der Autor scheint (ich sage: scheint!) sich geradezu im Leid der Kinder zu suhlen, es strophenweise lyrisch abzufeiern und detailreich auszukosten - ein Leid, das allerdings leider nie näher definiert wird, außer dass es "hinter Mauern" stattfindet. Kein genauer Ort, keine genauen Zustände, keine Zeit. Man bleibt bei all dem Leiden als Leser letztlich etwas überfordert in der Luft hängen und denkt bei sich: Was genau will der Autor? Worauf genau spielt er an. Wo passiert das?
Einige Mängel wie Wortverkürzung, unvollständige Sätze, Inversionen, bei der Zeichensetzung, unzusammenhängend formulierte, nicht korrekt zueinander passende Satzteile - was den Text insgesamt etwas stockend und gestückelt wirken lässt.
Man hat den Eindruck, der Autor versucht aufrichtig Empathie zu erregen, aber er versucht es so intensiv - und dabei leider auch so sprachlich übertrieben und quergeschraubt, dass er in der Wirkung über das Ziel hinausschießt - oder sie ganz verfehlt. Zusammen mit der fehlenden Verankerung der Bilder in einem nachvollziehbaren Kontext oder Handlungsbogen gerinnt dies alles zu einer Art lyrischem Allgemein- und Pauschalschluchzer wider alle Grausamkeit gegen Kinder, der in seiner geschraubten Überzeichnung leider nicht das rechte literarische Gewicht erzeugt.
Ein Rat:
Solche Aufrufe wider menschliches Unrecht sind immer schwierig. Leicht kommt man ins Predigen oder Schwadronieren, oder man badet - wie hier - allzu tief in den grausen Bildern, was im Leser sogar den gegenteiligen Effekt hervorrufen kann als den erwünschten.
Nach meiner Erfahrung ist es am wirkungsvollsten, ernst, aber wie selbst unbeteiligt - wie ein Reporter - davon zu berichten. Und es ist immer besser, Einzelschicksale herauszugreifen und zu beschreiben, weil sich der Leser mit ihnen identifizieren kann. So ein Lamento wie oben bleibt da eher zu allgemein, um wirklich in die Herzen der Leser zu greifen, vor allem, wenn das eigentliche Geschehen so diffus bleibt.
Sorry, dass ich hier nichts Netteres sagen kann, aber ich bin eben ehrlich. Andere mögen mehr oder anderes in diesen Zeilen erkennen.
LG, eKy