Autor Thema: Bin ich?  (Gelesen 2298 mal)

AlteLyrikerin

Bin ich?
« am: August 24, 2020, 12:36:13 »
Bin ich schön genug?
Bin ich klug genug?
Bin ich schnell genug?

Bin ich erfolgreich?
Besitze ich die Accessoires,
die den Türstehern
der Vermögenden gefallen?

Sind das die Fragen,
die mich steuern?
Dann lebe ich nicht mich selbst.

Meine verborgenen Möglichkeiten
werden so vielleicht
niemals geboren.
« Letzte Änderung: August 26, 2020, 16:20:39 von AlteLyrikerin »

Erich Kykal

Re: Bin ich?
« Antwort #1 am: August 24, 2020, 13:55:33 »
Hi AL!

Komma nach "Fragen".

Du beschreibst die Oberflächlichkeit, die Äußerlichkeiten, über die so manche sich im sozialen Kontext definieren oder definiert wissen möchten. Habe ich die richtige Kleidung, um "cool" zu sein, habe ich das richtige Label, um "in" zu sein, habe ich die richtigen "Freunde", um "dazuzugehören"?

Aber auch Selbstzweifel finden Raum, denn so mancher ist sich ein Leben lang nicht so recht klar darüber, würüber er sich denn nun definieren soll - Intellekt? Bildung? Motivation und Ehrgeiz? Karriere? Dabei stellt sich grundsätzlich die Frage, ob man sich eher über sein Echo und Wirken in der Gesellschaft definieren will, oder über das, was einem im Spiegel begegnet. Für letzteres haben allerdings viele nicht den Mut ...

Deine Zeilen rufen dazu auf, die eigene -wahre- Mitte zu finden, sich sebst zu erforschen, auch wenn es weh tun könnte - eben auch an das Verborgene rühren und es entfalten. Wer sich keinen Raum gibt, sondern nur im Raum der andern lebt, hat kein Zuhause in der Welt, denn er war nie bei sich selbst daheim.  ;)

LG ,eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Sufnus

Re: Bin ich?
« Antwort #2 am: August 24, 2020, 14:35:48 »
Hi AL! :)

Bei diesen Zeilen möchte ich doch vorsichtig zu bedenken geben, dass sie sehr schnell dahingeschrieben wirken, beinahe bis zu einem Anflug von Achtlosigkeit (hoffentlich kommt es nicht zu harsch rüber... dass ich hier weitschweifig herumkritisiere, hat mit einer gewissen Lesefrustration zu tun, die aber wiederum vor allem vom großen Potential des Textes genährt wird :) )...

Zu erst einmal fällt auf: Der Text ist "kunstlos" geschrieben. Und man kann ja natürlich durchaus in der Kunst die Kunstlosigkeit zum Prinzip erheben. Bei einem sprachlichen Werk bedeutet das: Verzicht auf "formale Schwierigkeiten" (wie Reim, rhythmische Sprache, Verwendung von besonderen Bildern oder Sprachfiguren), einen besonderen Fokus auf inhaltliche Leichtverständlichkeit legen, Bevorzugung einer knappen, prägnanten Redeweise usw. :)

Eines der berühmtesten Beispiele für solche Kunstlosigkeit in der Lyrik stammt aus dem Jahr 1923 und wurde von William Carlos Williams verfasst. Es trägt den (auch programmatisch zu verstehenden) Titel "This is just to say". eKy würde dieses Gedicht hassen ;) , denn der Autor (der auch anders konnte) hat in diesem Text peinlich darauf geachtet, auch nicht die kleinste Andeutung von "Kunstfertigkeit" zum Besten zu geben. Es handelt sich offenbar um einen Notizzettel mit einer Mitteilung, die für den Partner am Kühlschrank (zu der Zeit noch ohne Elektrizität als "ice box") zurückgelassen wurde und so ist dieser Text durchaus Kontext-gerecht in einer Sprache verfasst, die völlig auf die Übermittlung von Informationen reduziert wurde.

Warum wird dieser Text nun aber trotz seiner Simplizität von so vielen Lyrikkennern als "Kunst" wahrgenommen? Ja, warum zählt er geradezu zu den "Gründungsdokumenten" der modernen Poesie? Ich denke, es hat mit dem Momentum von Schönheit und Innigkeit, aber auch Mehrdeutigkeit zu tun, die dieser Text in einem durchaus nicht unraffinierten Crescendo aufbaut. Die erste Strophe ist von einer geradezu kühlen Lakonie (immerhin passend, wenn von einem "Kühlschrankzettel" die Rede ist), in der zweiten Strophe taucht ein lyrisches Du auf, es wird etwas "wärmer", in der dritten wird das lyrische Du um Verzeihung gebeten und die köstliche Süße des stibitzten Inhalts der Ice Box gefeiert und dann endet das Gedicht mit dem Wörtchen "cold". Der Leser darf nun grübeln, welcher Art die Beziehung von lyrischem Ich und Du wohl ist, und nicht wenige Interpreten kommen dabei, etwas gegen den ersten Texteindruck gelesen, zu einem äußerst optimistischen Ergebnis. Ein kunstloser Text, in den aber einiges an künstlerischer "Energie" geflossen ist und der selbst wieder Ausgangspunkt von wohl hunderten von Gedichten unterschiedlichster Art wurde, von der Parodie, über die Variation zum Thema bis zur künstlerischen Verbeugung.

Dieser lange Vorspann soll mir nun helfen, mein Unbehagen mit diesem Text zu erläutern, liebe AL. Ich finde hier nicht nur den Verzicht auf "Kunstmittel" à la Williams, sondern für mich persönlich (etwas spät kommt nun noch der übliche Hinweis, dass ja hier nur mein subjektiver Eindruck geschildert wird) sehe ich auch keinen Spannungsbogen, keine Offenheit für Interpretationsmöglichkeiten, keine mitreißende Gefühlsschwingung und kaum eine Anknüpfung an eine konkrete Situation. Das einzige "Kopfkino" wird bei mir in der 2. Strophe ausgelöst, aber selbst da wird der Türsteher direkt ins abstrakt Metaphorische gerückt, ohne dass ich als Leser bei einer "sinnlichen" Szenerie, vielleicht vor einer Dorfdisko oder meinethalben auch einem Münchner Schickeria-Club verbleiben darf. Was für mich persönlich dabei vor allem die Leselust beeinträchtigt ist, dass die Zeilen sich völlig einer offenen Ausdeutung versperren, alles was man inhaltlich zu dem Gedicht sagen könnte, wird bereits in diesen Zeilen gesagt und als Leser bleibt mir nur noch die Entscheidung zwischen "seh ich genauso" oder "kann ich gar nicht nachvollziehen", ein Text ohne Zwischentöne also für mich. Vor allem Strophe 3 ist in dieser Hinsicht für mich persönlich recht symptomatisch.

Und insgesamt könnte diese fehlende Offenheit des Textes (jetzt schließt sich mein Gedankenkreis) daher rühren, dass diese Zeilen vielleicht etwas schnell geschrieben und abgeschlossen wurden? Die Tastatur hat vielleicht einen finalen Punkt gesetzt, bevor andere Schwingungsebenen zum Tragen kommen konnten?

Ich versuch, mal an dem Text herumzuwurschteln, vielleicht macht das meinen Standpunkt noch etwas klarer (???) ;)


Flüchtige Fragen

Bin ich schön genug?
Bin ich klug genug?
Bin ich schnell genug?
Bin ich ich genug?

Besitze ich die richtigen
Accessoires, um die Türsteher
vom Eden-Club
gnädig zu stimmen?

Sind das die richtigen Fragen?
Bis wann benötige ich
eine gültige Antwort?

Für welche Möglichkeiten
wurde ich geboren? Welche
bleiben verborgen?



« Letzte Änderung: August 26, 2020, 09:43:58 von Sufnus »

AlteLyrikerin

Re: Bin ich?
« Antwort #3 am: August 24, 2020, 18:45:39 »
Hallo Erich,


herzlichen Dank für Deinen Kommentar, der in seiner Paraphrase ziemlich genau trifft, worum es mir ging.


Lieber Sufnus,


auch Dir herzlichen Dank für Deine ausführliche Stellungnahme. Den Standpunkt, den Du darlegst, kann ich sehr gut nachvollziehen. Bevor ich ausführlicher antworte, möchte ich etwas nachdenken und noch einmal darüber schlafen.


herzliche Grüße, Euch beiden, AlteLyrikerin.

AlteLyrikerin

Re: Bin ich?
« Antwort #4 am: August 25, 2020, 13:18:59 »
Lieber Sufnus,


nun ein Versuch einer Antwort auf Deinen Standpunkt, den Du, sehr gut begründet, dargelegt hast.
Ja, die Zeilen sind sehr kunstlos, was die Stilmittel angeht. Kein sorgfältig gearbeitetes Metrum, keine Reime, keine beeindruckenden Metaphern. Wenn ich provozieren wollte, würde ich sagen, ein Inhalt, ganz ohne vertriebsfördernde Verpackung.  ;D  Eine extrem schlichte Verwendung der sprachlichen Mittel. Gerade darin liegt der Versuch, der vielleicht als gescheitert zu betrachten ist.


Ist das Lyrik? Ich möchte es mit zwei Beispielen konfrontieren, die von den offiziellen "Päpsten" des Kulturbetriebs als Kunst anerkannt wurden.
1. Erich Frieds Gedicht "Gedichte lesen".
2. Kasimir Malewitschs Gemälde "Rotes Quadrat" (und ähnliche Gemälde, die aus monochromen, geometrischen Formen bestehen).


1. Erich Frieds Gedicht (hier zitiert, weil ich keinen Link gefunden habe):


Wer
von einem Gedicht
seine Rettung erwartet
der sollte lieber
lernen
Gedichte zu lesen.


Wer
von einem Gedicht
keine Rettung erwartet
der sollte lieber
lernen
Gedichte zu lesen.


Dieses Gedicht, auch metaphernlos und ohne besondere Metrik oder Reime, lebt eigentlich von der Konfrontation zweier Aussagen, die einander widersprechen und doch einfach in einen gemeinsamen Rahmen gestellt werden. Erich Fried gilt ja u.a. als der Dichter, der für Menschen schrieb, die keine Gedichte lesen.
Für meinen Text möchte ich nun nicht den Anspruch erheben, er sei bereits gelungen. Er ist ein Versuch, dem auch noch weitere folgen werden. Jedoch die Richtung, in der mein Experiment geht, möchte ich als gleichberechtigt ansehen mit allen anderen Formen der Lyrik.


2. Ich erinnere mich noch daran, wie ich das erste Mal in einer Ausstellung ein Bild sah, wie das zitierte von Kasimir Malewitsch. Es war ein rotes Quadrat ohne Textur oder Farbschattierungen. Ein Malergeselle hätte es ebenso herstellen können. Damals war ich ziemlich empört und fragte mich, warum das Kunst sei. Im Laufe des Gehens durch die Ausstellung fiel mir auf, dass ich andere Gemälde, auch gegenständliche, gar nicht mehr richtig wahrnahm, weil ich beständig an das rote Quadrat denken musste, das meinen Rezeptionsgewohnheiten total widersprach. Also hatte das Werk doch eine starke Wirkung auf mich.


Meinem eigenen Text stehe ich nicht kritiklos gegenüber. So frage ich mich zum Beispiel, ob es gut sei, dem Leser die Conclusio so dick aufs Butterbrot zu schmieren. Ich werde wohl in Kürze eine überarbeitete Fassung einstellen. Grundsätzlich denke ich jedoch, dass extreme Schlichtheit und Verzicht auf bemerkbare stilistische Raffinessen eine legitime Möglichkeit moderner Lyrik ist.


Herzliche Grüße, AlteLyrikerin.

Sufnus

Re: Bin ich?
« Antwort #5 am: August 25, 2020, 13:29:56 »
Liebe AL!
Vielen Dank für Deine Antwort, die finde ich eine spannende Diskussion in Gang bringt! Beim Wiederlesen meiner eigenen Zeilen beschleicht mich der Verdacht, dass ich mich insgesamt doch recht unklar ausgedrückt habe... nichts desto trotz hast Du meine Intention, wie ich glaube, sehr gut verstanden - danke auch dafür!
Ich denke in unserem Bewertungsmaßstab "schlichter", unornamentaler oder gar minimalistischer Kunst sind wir ziemlich dicht beieinander. :) Und ich mag sowohl das Gedicht von Erich Fried als auch viele der frühen Werke von Malewitsch (ich hab mich hier in einem älteren Gedicht auch einmal augenzwinkernd auf ihn bezogen :) ). Ich würde auch sagen, dass Dein Gedicht keine "Verbesserungen" nötig hat, die äußere Ornamente hinzufügen, nur die etwas zu eindeutige Botschaft und der Mangel an Zwischentönen haben mich ein bisschen gestört. :) Davon abgesehen finde ich aber, dass Dein Gedicht ein sehr gutes und tragfähiges "Programm" hat - das hat mich zu meinen wortreichen Ausführungen angeregt! :)
LG!
S.

AlteLyrikerin

Re: Bin ich?
« Antwort #6 am: August 25, 2020, 15:02:36 »
Lieber Sufnus,


ja, ich denke auch, dass wir gar nicht so weit auseinander liegen. Hier eine überarbeitete Fassung:


Bin ich?

Bin ich schön genug?
Bin ich klug genug?
Bin ich schnell genug?

Bin ich erfolgreich?
Besitze ich die Accessoires,
die den Türstehern
der Vermögenden gefallen?

Ist meine Stimme nur ein Echo,
mein Schritt eingehegt ins Menuett
der Gefälligkeiten?

Wer zeugt, wer entbindet
meine ungelebten Möglichkeiten?


Herzliche Grüße, AlteLyrikerin.


Erich Kykal

Re: Bin ich?
« Antwort #7 am: August 25, 2020, 18:39:24 »
Immer noch zu korrigieren:

Komma nach "Fragen".
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

AlteLyrikerin

Re: Bin ich?
« Antwort #8 am: August 25, 2020, 19:18:37 »
Danke, das Komma ist nun da.
Herzliche Grüße,  AlteLyrikerin.

Agneta

  • Gast
Re: Bin ich?
« Antwort #9 am: August 26, 2020, 09:15:22 »
manchmnal werden Dinge einfach überlagert, liebe AL. Jeder muss seinen Lebensweg finden. Und irgendwann , in einer ruhigen Stunde, sollte das auch gelingen. LG von Agneta

Sufnus

Re: Bin ich?
« Antwort #10 am: August 26, 2020, 10:14:35 »
Liebe AL!
Vielen Dank für die zweite Variation zum Thema (oder die dritte, wenn wir meine mit einberechnen ;) )!
Ich finde total spannend, wie sich durch Akzentverschiebungen in der Sprache und der Gedankenstruktur der Zeilen je andere Lesarten ergeben.
Die neue Strophe 3 tendiert jetzt übrigens (finde ich) weitaus stärker in eine "ornamentalere" Richtung, ist nicht mehr im schlichten Duktus der Ausgangsversion gehalten. Wir begegnen mit "Echo" hier einem Wort, das sehr stark poetisch aufgeladen ist und sich folglich in Gedichten recht großer Beliebtheit erfreut. Immerhin ist "Echo" ein auch in der Alltagssprache noch recht häufig verwendetes Wort, das gilt sicher nicht für "eingehegt" und "Menuett".
In der neuen Strophe 4 hast Du nun sehr schön das Gedicht geöffnet, indem Du - entgegen der Ausgangsversion - mit Fragen endest und nicht mit einem abschließenden (im doppelten Wortsinn) Kommentar. Auch die Verben "zeugen" und "entbinden" bringen sehr schöne Mehrfach-Ebenen ein: Natürlich kann hier von der Zeugung und der Geburt die Rede sein, aber auch von Zeugnis ablegen und "entbinden" im Sinne von "befreien". Ein bisschen trauere ich dafür dem schönen Klangensemble von "verborgen"/"geboren" nach, das Du in Deiner ersten Fassung eingeführt hast und das ich dann sehr gerne auch in meiner Fassung aufgegriffen habe. :)
In der Summe gefällt mir persönlich Deine geänderte Fassung aufgrund der größeren Offenheit besser als das Original mit der einzigen Einschränkung, dass ich die kunstlose Sprache der Fassung 1 als etwas stimmiger empfand (bezieht sich auf die neue Strophe 3). :)
LG!
S.

AlteLyrikerin

Re: Bin ich?
« Antwort #11 am: August 26, 2020, 13:56:59 »
Liebe Agneta,
Danke für Deinen freundlichen Kommentar. Sicherlich findet jeder Mensch - zwangsläufig - einen Weg. Ob es aber ein sozusagen weitgehend extrinsisch, vorgegebener Weg ist oder einer, der von vielen unsinnigen Forderungen abzweigt, das ist ja genau die spannende Frage.


Lieber Sufnus,
Du hast Recht. Der ursprüngliche Ansatz war ja der Versuch zu großer Schlichtheit. Also zurück zur Einfachheit mit einer dritten Fassung (oder vierten  ;) ):


Bin ich?

Bin ich schön genug?
Bin ich klug genug?
Bin ich schnell genug?

Bin ich erfolgreich?
Besitze ich die Accessoires,
die den Türstehern
der Vermögenden gefallen?

Bin ich nur Echo
ohne eigenen Klang?

Meinen verborgenen
Möglichkeiten
noch gar nicht geboren?


Herzliche Grüße Euch beiden, AlteLyrikerin.
« Letzte Änderung: August 26, 2020, 13:59:26 von AlteLyrikerin »

Erich Kykal

Re: Bin ich?
« Antwort #12 am: August 26, 2020, 16:10:44 »
Nebenbei bemerkt  ;) :

Zwischen "Fragen" und dem nachgetragenen Komma befindet sich eine überflüssige Leerstelle. Ts-ts-ts ...  8)
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

AlteLyrikerin

Re: Bin ich?
« Antwort #13 am: August 26, 2020, 16:26:11 »
Ups,  bevor die die Welt, typografisch gesehen, untergeht, hab ich es korrigiert. Danke!
LG AlteLyrikerin.

Erich Kykal

Re: Bin ich?
« Antwort #14 am: August 26, 2020, 17:18:56 »
Hi AL!

Für einen Perfektionisten geht die Welt ständig unter!  ::)

Ich wünschte, ich könnte einfach vorbeigehen und nichts sagen ...

Aber ich arbeite an mir: Den Tick aus Kindertagen, alles in Sichtweite zwanghaft in rechte Winkel zueinander legen zu müssen, habe ich überwunden. Ebenso das Nägelkauen, und dass beide Maschenschlaufen an beiden Schuhen immer exakt gleich groß sein mussten ...  ::)

Leider ist mein penibles Fehler-korrigieren-Müssen auch so ein Tick, ebenso wie die Unerträglichkeit unkommentierter Themen von mir - das schmerzt mich fast wie Zahnweh, ein ständiges Jucken, das ich selbst nicht kratzen kkann!  :o

Hätte man mich damals als Kind diesbezüglich untersucht, hätte man wohl eine milde Form von Autismus oder so an mir festgestellt, aber in Europa war man damals noch weit davon entfernt, derlei diagnostizieren zu können. Also lernte ich selbst, mich der Welt soweit anzupassen, dass ich nicht allzu arg aneckte - zumindest nicht ständig. War hart. Dauerte lange.

Ein "soziales Wesen" im gängigen Sinne bin ich immer noch nicht und werde es wohl auch nie sein, einfach schon mangels Eigeninteresse daran. Aber ich bringe zumindest soviel Empathie und Einfühlungsvermögen auf (Eigenmeinung!), dass es mir gelingt, meistens Rücksicht darauf zu nehmen, wie andere mich empfinden oder meine Taten interpretieren könnten. Fällt mir deshalb schwer, weil es mir heutzutage eher egal ist, was andere von mir denken könnten.
Aber ich will zumindest gut mit allen auskommen, und das beinhaltet eben auch solche Erwägungen.

Ich grolle nur jenen, die mir für meine Lapsi niedere Motive unterstellen, denn dem ist nicht so. Ich bemerke es schlicht meistens einfach gar nicht, wenn ich Empfindlichkeiten berühre oder auch mal fröhlich und unbedarft auf ihnen herumtrample! Zu oft gehe ich von meiner eigenen Geisteshaltung aus und "unterstelle" aller Welt eine ebensolche (oder zumindest großflächig ähnliche) und begreife nicht oder zu spät, dass nicht alle denselben Sinn für Humor teilen, dieselben Ansichten für gut und richtig befinden oder kulturelle Gepflogenheiten aller Art kritisch hinterfragen, was wie bei mir zu einer hohen Toleranzschwelle fürs "Danebenbenehmen" führt.

Wie auch immer - Danke für die Korrektur. Manch einer hätte sich genasführt gefühlt, aber ich kann halt nicht anders ...

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.