Autor Thema: Der Trumpelmann  (Gelesen 1274 mal)

Erich Kykal

Der Trumpelmann
« am: August 21, 2020, 15:10:28 »
Wir ätzen, um zu verletzen.
Wir hetzen, um zu zersetzen.
Wir pöbeln und prollen
in wechselnden Rollen
mit Messern, die eifrig wir wetzen.

Wir lügen, um zu betrügen.
Schachmatt aller Welt in neun Zügen!
Wir wettern und schmettern
hart ab, was die Nettern
und Ehrlichen so an uns rügen.

Wir posen, um zu verschleiern:
Wir halten die Welt an den Eiern!
Und schreit sie auch laut,
weil ihr vor uns graut,
wir tilgen's mit lauterem Feiern!
« Letzte Änderung: August 21, 2020, 19:55:50 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Sufnus

Re: Der Trumpelmann
« Antwort #1 am: August 24, 2020, 15:58:53 »
Hi eKy!
Agneta hat sich bei Deinen Zeilen "In der Schwebe" von den Doppelsenkern an einen Limerick erinnert gefühlt, was Du dann bestätigt hast. Ich persönlich finde diese Verse hier noch weitaus limericköser, da hier auch die typische Fünfzeiligkeit am Start ist, samt hebungsverkürzten Strophen 3 und 4 und dem A-A-B-B-A-Reimschema. Der Rhythmus ist dann zwar stampfender, "wütender" als beim typischen Limerick (und die Strophenzahl ist natürlich höher), aber die Ähnlichkeit ist auffallend. :)
Inhaltlich ist es soweit ziemlich selbsterklärend... nur der Bezug vom Titel zu dem restlichen Text will mehrmals durchdacht werden: Nach dem Titel erwartet man eine Streitschrift gegen diesen gefährlichsten Feind der Demokratie in den letzten Jahrzehnten im gar nicht so fernen Washington D.C. und dann dominiert im Text das Wörtchen "wir"... was will uns das wohl sagen? Nur ein Pluralis majestatis? Oder geht es um den Trump in uns selbst?
LG!
S.

Erich Kykal

Re: Der Trumpelmann
« Antwort #2 am: August 24, 2020, 20:29:37 »
Hi Suf!

Du siehst das mit den Pluralis majestatis ganz korrekt - wer könnte derlei selbstgefälliger auf sich anwenden als dieser prollende, polternde, pöbelnde Popanz!? Dieses falschfarbige Hybrismonster? Dieser rassistische Geldsack mit Goldlöffel im Arsch, der sich erfrecht zu behaupten, für den einfachen Mann einzutreten!? (Natürlich würde er nie so offen ehrlich selbstreflektieren ...  >:D )

Allgemein verhält sich eine bestimmte rücksichtslose Sorte Mensch so, die es leider viel zu oft schafft, in Positionen von Einfluss und Macht zu gelangen - eben weil deren Vertreter so soziopathisch, komlexgesteuert (... nein -getrieben!), egomanisch und menschenverachtend sind! Auch diesbezüglich ist das "wir" also angebracht.

Das mit der limerickösen Aufmachung ist mir auch hier gar nicht aufgefallen, die Form wurde wieder instinktiv gewählt, bzw. ergab sich aus der Gestaltung der ersten Zeilen. Passt aber mit der immanenten atemlosen Dynamik zum inhaltlichen Furor, finde ich.

Vielen Dank für deinen Beitrag!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Sufnus

Re: Der Trumpelmann
« Antwort #3 am: August 26, 2020, 10:33:01 »
Hi eKy!
Ich denke, die Verwendung vom "wir" ist tatsächlich der springende Punkt in diesem Gedicht! Ein einigermaßen mitmenschlich eingestellter Zeitgenosse kann durch das Nachvollziehen der Trumpverspottung einen innerlichen Kraftzuwachs angesichts der dunklen Zeiten erfahren (es wird noch eine Zeitlang schlimmer werden, bevor es wieder besser wird) - gleichzeitig kann aber auch das denkende Ich darüber reflektieren, wieviel Trump es wohl in sich selbst trägt.
Trump führt uns die Abgründe menschlicher Verworfenheit ja nur vor, er hat diese dunkle Seite des Menschen nicht "erfunden" und alles was er an Bösem in sich trägt, ist, zumindest als Möglichkeit, in jedem Menschen angelegt.
Die christlichen Dogmatiker haben daraus das (uns aufgeklärten Menschen reichlich inhuman anmutende) Konzept der Erbsünde abgeleitet, ein durchaus elegantes Erklärungsmodell, das aber den praktischen Nachteil in sich birgt, dass nach diesem Verständnis der Einzelne kaum eine autonome Möglichkeit zum Guten besitzt, sondern ganz auf ein göttliches Eingreifen (Jesus am Kreuz usw.) angewiesen ist. Unserem heutigen, juristisch geprägten Moralverständnis, das wesentlich auf eine abwägende Entscheidungsfähigkeit des Einzelnen setzt (bzw. Strafunfähigkeit oder -minderung postuliert, wo diese eingeschränkt ist) läuft die christliche Dogmatik, die "das Gute" auf einem Glaubensakt begründet, fundamental zuwider.
Aber zurück zur Sprache: Wie würdest Du eigentlich das "zu" in Z. 1, 2, 6 und 11 betonen? Es kämpft ein bisschen mit dem vorangehenden "um" darum, wer den betonten Akzent erhält, was eine interessante metrische Spannung erzeugt. Durch diese Spannung wird m. E. auch der rhythmische Furor aufgebaut. Diesen findet man so in einem klassischen Limerick nicht, in dem es (trotz formal gleich gesetzter Akzente) eher tänzelnd-hüpfend (bisweilen auch kindlich hopsend) zugeht. :)
LG!
S.

Erich Kykal

Re: Der Trumpelmann
« Antwort #4 am: August 26, 2020, 13:15:56 »
Hi Suf!

Dass Trump seine - und damit auch die allgemein menschlich mögliche - Verworfenheit vorführt, ist nicht der springende Punkt. Der ist, dass die Menschen dumm genug sind - und es immer schon waren -, solche Leute zu ihren Anführern und Aushängeschildern zu wählen, ihnen die Machtposition zu verleihen, ebendiese Macht zu missbrauchen und fehlzuleiten, worunter alle zu leiden haben, und zwar mehr als nötig wäre. Hätte man diese Personen gleich durchschaut oder auf jene gehört, die es taten, man erparte sich viel Unrecht in der Welt.

Der Mensch ist leider ein Gewohnheitstier. Wenn er Unrecht und Zwang erst einmal gewohnt ist, kann es sich generationenlang hinziehen - siehe Nordkorea. Die Gefahr ist, dass Leute wie Trump, Erdogan, Putin, Orban usw... ihre Gesellschaften so sehr an "Fake News" und Intrige gewöhnen, dass gar nichts anderes mehr erwartet wird. Dann wackelt das System aber gehörig: einmal nachhaltig diskreditiert, wird "Demokratie" dann rasch mal zum Schimpfwort ...
Man könnte meinen, dass einer wie Trump als rechtsnationaler Rassist das bewusst so macht, um die Demokratie letztlich abschaffbar zu machen, aber soviel Intellekt traue ich ihm ehrlich gesagt gar nicht zu! Er ist nur ein ungebildeter, cholerischer, kritik- und beratungsresistenter Tunichtgut, ein aufgeblasener, eitler Selbstdarsteller, der nur Präsident werden wollte, um seinem Ego zu schmeicheln.
Seine ganze Körpersprache, seine Mimik, Gestik, seine Art zu reagieren, und wie er sagt, was er sagt, machen dies jedem Beobachter mit etwas Menschenkenntnis sofort klar.

Wenn Zitronenmäulchen Trump also gewählt wird, dann ist eine Mehrheit der Menschen entweder blind und taub für solche Anzeichen, oder sie ignorieren es bewusst, weil sie begierig sind nach etwas, was er verspricht, ja sie sind sogar bereit, einem erwiesenen Lügner zu glauben, dass er es wahr macht. Betrachtet man, was genau er alles versprach, zeichnet dies kein schönes Bild der "Leitkuktur aller Demokratien". Und ich bin sicher, in Europa ist es nicht viel anders.
Die "ehrlichen" gewählten Demokraten trauen der Bevölkerung (vom eigenen Intellekt ausgehend) insgesamt mehr Urteilsfähigkeit und Objektivität zu, als vorhanden ist. Hinterher sind sie dann immer völlig von den Socken und erstaunt, dass die extremen Rechten schon wieder zugelegt haben und wundern sich, wie das kommen konnte - und haben doch nie genug dafür getan, das Angstschüren dieser Demagogen zu unterbinden, bzw. den Menschen diese Ängste nachhaltig zu nehmen.

Es ist im Grunde genau wie in einer Schulklasse: Wer die Pausenbroterpresser, die Jausengeldabkassierer, die Bullies und Mobber nicht rechtzeitig abfängt und in die Schranken weist, darf sich nicht wundern, wenn alle "braven" Kinder Angst bekommen und die Schule hassen! Ein politisch ZU korrekter Lehrer (auch "Weichei" genannt ...) steht dann nur hilflos "das klärende Gespräch suchend" vor dem Scherbenhaufen seiner ununterrichtbaren Klasse und denkt über Berufswechsel nach ...

LG, eKy
« Letzte Änderung: Dezember 08, 2020, 12:53:29 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

a.c.larin

Re: Der Trumpelmann
« Antwort #5 am: September 20, 2020, 18:37:03 »
hallo eKy,

inhaltlich muss ich zu uncle Donald gar nix sagen - er wird eh mehr und mehr zur Karikatur seiner selbst. da bin ich ganz bei dir.

man fragt sich echt: wer wählt den?
ich denke, gerade in amerka gibt es eine breite schicht menschen, die sich unterprivilegiert, von denen "da oben" benachteiligt und abgehängt fühlt. und ganz falsch ist das ja nicht. aus diesem gefühl des zurückgesetzt-seins entsteht der wunsch, dass ein "starker mann" kommt, der mit dem, was als missstand empfunden wird, "aufräumt".

wenn man sich selber ohnmächtig und machtlos fühlt, wird man leicht anfällig für markige sprüche wie: "great again" (oder "grand nation", "imperium","weltreich") - das (männliche?) imponiergehabe steckt in den genen und wird gern dafür hervorgekramt, besonders bei denen, dies nötig haben....

die crux an der demokratie ist: jede stimme zählt gleich viel! von der dumpfbacke bis zum genie: jeder hat nur eine stimme.
es würde auch nichts nützen, das wahlrecht an den IQ zu binden, denn intelligenz sagt noch nichts aus über das ethisch-moralische empfinden einer person. es gab und gibt auch hoch intelligente un-menschen.

das  umständliche amerikanische wahlsystem mit seinen wahlmännern macht die sache auch nicht besser.
man kann nur hoffen, das corona doch einige amerikaner wachgerüttelt hat -und dass sie ihre netzwerke besser schützen vor "auswärtigen" einflüsterungen.

in der schule kann eine lehrperson vielleicht schlimmeres verhindern, wenn sie "hart durchgreift" - aber was soll die welt machen, mit den maulaffen in regierungsgewalt?

vielleicht sollte man ja um alle diese eine mauer bauen - nur: wer setzt das fest, um wen?

hoffen wir also auf den herbst!

Lg, larin

Erich Kykal

Re: Der Trumpelmann
« Antwort #6 am: Dezember 08, 2020, 13:14:29 »
Hi!

Der Herbst ist durch, Amerika hat gewählt (zum Glück diesmal richtig, oder zumindest das kleinere Übel in diesem unsäglich idiotischen Zweiparteiensystem, das eigentlich zusammen mit dem schummelanfälligen und ungerechten Wahlsystem eher die Karrikatur einer echten Demokratie darstellt. Bedenkt man indes die durchschnittliche Blödheit, Bildungsferne und den dämlichen, waffenstarrenden Hauruck-Patriotismus der Amis, ist es vielleicht sogar besser, wenn das "Volk" nicht allzuviel zu sagen hat ...)!

Trump beweist erneut die Winzigkeit seiner jämmerlichen Seele, indem er sich - wer hätt's gedacht!? - als schlechtestmöglicher aller Verlierer erweist - ein zappelndes, weinerliches Männchen, das seine Niederlage nicht einsehen kann und schmollend auf "Wahlbetrug" beharrt, egal, wie oft er das Gegenteil bewiesen bekommt.
Stattdessen verschwendet er Abermillionen an Staatsgeldern durch erzwungene, aber sinnlose Neuauszählungen in mehreren Staaten, und er schafft noch möglichst viele unumkehrbare Tatsachen mit dem Rest seiner Machtzeit, um es seinem Nachfolger umso schwerer zu machen, sich positiv zu beweisen oder irgendetwas bewirken zu können: Vollstreckung möglichst vieler Todesurteile, auch durch Erschießen, das er wieder erlaubt, Zementierung der republikanischen Macht im Kongress, republikanische Mehrheit der Bundesrichter, Einteilung der Wahlbezirke zu republikanischem Vorteil, ausgrenzende oder waffenfreundliche Gesetze, weitere Beschädigung des internationalen politischen Rufs der USA, usw ...

Was für ein kleingeistiges, gehässiges, stur verlogenes, absolut stilloses Mega-Arschloch in all seiner sinnlosen Macht, an die er sich randalierend klammert, dabei innerlich so eng und kalt und kurzsichtig vor lauter Egomanie ... - ein atmendes Abbild all jener Eigenschaften, auf die der Mensch als Wesen nicht stolz sein sollte.

LG, eKy

« Letzte Änderung: Dezember 08, 2020, 13:19:50 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Sufnus

Re: Der Trumpelmann
« Antwort #7 am: Dezember 08, 2020, 13:51:58 »
Ich will mal den Tag noch nicht vor dem endgültigen Abend (Abgang Trump) loben, aber immerhin gibt die Situation Anlass, etwas hoffnungsbangen Atem zu schöpfen... man wird sehen...

Erich Kykal

Re: Der Trumpelmann
« Antwort #8 am: Dezember 08, 2020, 20:10:36 »
Hi Suf!

Er ist rechtmäßig abgewählt, und er weiß es. Nicht dass er es je zugeben würde, und ich bin mir gewiss, dass er bis an sein Ende stur weiterhin behaupten wird, er wäre nur durch Betrug aus dem Amt gejagt worden, und dass er einen hervorragenden Job als Präsident gemacht hätte.

Er kann und will es bloß nicht eingestehen, nicht vor der Welt und nicht vor sich selbst, weil sein unseliges, kläglich anerkennungsbedürftiges Poser-Ego niemals mit dem Eingeständnis einer Niederlage leben könnte! Nicht wenn und solang andere dran schuld sein können!

Aber genau deshalb wird er es allem und jedem so schwer und aufwändig wie nur möglich machen, ihn auszuhebeln. Sein krankhaft aufgeblasenes, aber unendlich hohles Selbstbild lässt einfach nichts anderes zu! Selbst guter Stil und höfliche Manieren sind dabei nur etwas für die Loser - er würde und wird hemmungslos rufmorden, mit aller ihm zu Gebote stehenden Niedertracht um sich werfen und sogar töten, wenn das hülfe, ihn an der Macht und in dem Prestige zu halten, in denen sein instabiles Selbstwertgefühl badet.

Von einem Menschen, der sein Leben lang nur Oberfläche war, um darauf zu projizieren, was ihm einen Vorteil verschafft, ist natürlich auch keine Tiefe zu erwarten. Er ist ein lebender "fake fact", dessen raubtierkapitalistischer Werdegang alles ist, was für ihn zählt. Er beweist, dass nicht jedes Altern mit Einsicht und Weisheit einhergeht.

Ein wahrlich vergeudetes Leben, mit und in dem er bedauerlicherweise das Leben vieler anderer zur Hölle gemacht haben wird, ehe es so jämmerlich enden mag, wie es geführt wurde, selbstsüchtig, eitel und gefühllos! Ein störrisches, verzogenes, bösartiges Kind, das immer denken wird, es könne haben, was es will, wenn es nur laut genug krakeelt! Atmende Leere.

LG, eKy



Nachtrag:

Wie oben ersichtlich, schrieb ich dies über Trump VOR seinem Aufruf zum Sturm auf den US-Kongress durch extrem rechte Republikaner und Nazigesindel! Was er natürlich nie gewollt habe, und dass man ihn da leider gänzlich missverstanden hätte in seiner maßlosen, aufputschenden Hasstirade, die er gar nicht so gemeint hätte ...  ::)

Was nur wieder beweist: Arschlöcher produzieren eben immer wieder nur Scheiße ...  >:D



« Letzte Änderung: Juli 01, 2021, 18:11:22 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.