Autor Thema: Versuch über große Fische  (Gelesen 936 mal)

Sufnus

Versuch über große Fische
« am: August 17, 2020, 15:54:19 »
Versuch über große Fische

Ist einmal ein dicker Wal
sandgestrandet und litt Qual -
gut zehn Elefanten groß,
trotzdem hilf- und ahnungslos.
Um parabelhaft zu sprechen:
Wachstum mehrt die Trefferflächen.
Magst auch, Kleiner, größer werden,
wird dich doch das Sein gefährden.
Selbst die schwersten Pötte lecken,
wenn sie an den Eisberg ecken.
Ergo nicht auf Größe zähl:
Niemand ist too big to fail.



« Letzte Änderung: August 18, 2020, 17:25:21 von Sufnus »

Erich Kykal

Re: Versuch über große Fische
« Antwort #1 am: August 17, 2020, 22:21:17 »
Hi Suf!

Guter Rat, obwohl ich der sprachlichen Sauberkeit und Übersichtlichkeit wegen besser die ganze letzte Zeile ins Englische gesetzt hätte: "Noone is too big to fail."

In S2 stört mich das "Strand-gestrandet", es ist klassisch "doppelt gemoppelt", sagt doch schon allein das Wort "gestrandet" exakt aus, worum es geht und wo es im Zweifelsfalle stattfindet. Eine völlig unnötige Wortwiederholung, nicht mal als lyrischer Effekt gut. Am ehesten könnte ich mich an etwas Witziges wie "Sand-gestrandet" gewöhnen, was auf die Beschaffenheit des Strandes hinweist. Ansonsten böte sich "angestrandet" an, als Wortspiel mit "angelandet".

Der Aussage würde allerdings so mancher Wirtschaftsguru widersprechen: Manche Firmen (oder deren meist unwürdige Eigner) SIND - gerade WEIL sie so groß sind -  tatsächlich "too big to fail" und werden im Bedarfsfall staatlich gestützt und gerettet, weil ihr Untergang die Wirtschaft eines Staates zu hart träfe, zuviele Bürger/ Wähler arbeitslos machte. Trump ist so ein unschönes Beispiel ...

LG, eKy

Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Sufnus

Re: Versuch über große Fische
« Antwort #2 am: August 18, 2020, 17:25:06 »
Hi eKy!
Vielen Dank fürs Lesen und die Kommentierung! :) Die Zeilen sollen ein bisschen flapsig rüberkommen, deshalb find ich die gemischte englisch-deutsche Zeile eigentlich ganz in Ordnung so... auch das Strand-gestrandet sollte eine etwas verulkende Note reinbringen, wobei ich tatsächlich sandgestrandet noch ein bisschen ulkiger finde, das klau ich mir also gerne von Dir! Vielen Dankeschön für diesen Vorschlag! :)
Und was die Meinung hosenschissriger und/oder korrupter Politiker (das geht gerne Hand in Hand) angeht, die die Mär vom too-big-to-fail nachbeten: Ich glaube eine kleine "Weltwirtschaftskrise" mit reinigendem Effekt ist allemal besser als in ewigem Wachstumswahn alle Ressourcen zu verpulvern (und ich rede jetzt nicht nur, nicht einmal in erster Linie, von materiellen Ressourcen).... natürlich muss man die Ökonomie nicht aus politischer Blindheit für Zusammenhänge total mutwillig in den Supergau steuern, davon redet keiner, aber allzuschnell kuschen ganze Gesellschaften (ich meine jetzt das soziale Konstrukt "Gesellschaft", nicht die unternehmerischen Organisationsform) in vorauseilendem Gehorsam vor "wirtschaftlichen Zwängen"....
LG,
S.

Agneta

  • Gast
Re: Versuch über große Fische
« Antwort #3 am: August 19, 2020, 21:02:19 »
es wirkt auf mich augenzwinkernd, Sufnus, und dennoch hat es einen wahren Kern. Niemand ist too big to fail, aber die dicken Pötte haben meiste viele kleine hilfreiche Schlepper... LG von Agneta

Sufnus

Re: Versuch über große Fische
« Antwort #4 am: August 20, 2020, 10:38:32 »
Danke für den Kommentar, Agneta! :) Und natürlich hast Du recht, dass um absaufende dicke Pötte im Zweifelsfall mehr Gewese gemacht wird oder gar hilfreiche Schlepper zu deren Rettung verdingt werden (auch eKy hat darauf hingewiesen).... es steckt in meinem Text also vielleicht auch ein kleines bisschen Wunschdenken... der alte David-vs.-Goliath-Gedanke, dass der dumme, grobschlächtige Riese auch mal ordentlich was auf die Fresse bekommt... ;)
LG!
S.