Autor Thema: Sommermelancholie  (Gelesen 1182 mal)

AlteLyrikerin

Sommermelancholie
« am: August 03, 2020, 15:17:21 »
Letzte Rose blüht allein
ohne Nachbarinnen.
Fragt in mir ein leises Sinnen,
wann werd ich so sein?
 
Liliengrün ohne Zinnober,
Sonnenaugen ohne Glanz,
nur der Astern Knospenkranz
freut sich bis Oktober.
 
Schmetterling am Sommerflieder
küsst der letzten Blüten Wangen,
tanzt ein Lied zu meinem Bangen:
„Warte nur, wir kommen wieder!“
 
« Letzte Änderung: August 05, 2020, 13:36:29 von AlteLyrikerin »

Erich Kykal

Re: Sommermelancholie
« Antwort #1 am: August 03, 2020, 22:11:24 »
Hi Al!

Fein, mal wieder was Gereimtes!  :)

S2Z1 - "Liliengrün" beginnt die Zeile (bei "normalster" Sprachmelodie) mit einem Hebungsprall auf "Li-li", gefolgt von einem Senkungsprall auf "en-grün", was den Takt des Werkes dort stört. In derselben Zeile folgt noch ein weiterer Senkungsprall auf "ne Zi", was die Zeile völlig aus dem sonstigen Rhythmus wirft. Solltest du umschreiben.

S3Z4 - Am Zeilenanfang ist eine unnötige Leerstelle vor dem Anführungszeichen.

Ansonsten: Betonter Auftakt

Hebungsschema: 4343 - ?443 - 4444

Da stellt sich die Frage: Bewusst so "uneben"?

Zum Vergleich hier eine Version mit durchgehend vier Hebern:

Letzte Rose blüht allein,
ohne ihre Nachbarinnen.
Fragt in mir ein leises Sinnen:
Werd ich bald genauso sein?
 
Ach, verloren der Zinnober,
Sonnenaugen ohne Glanz,
nur der Astern Knospenkranz
freut sich weiter bis Oktober.
 
Schmetterling am Sommerflieder
küsst der letzten Blüten Wangen,
tanzt ein Lied zu meinem Bangen:
„Warte nur, wir kommen wieder!“


Entscheide, was dir genehmer erscheint.

Gern gelesen!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

AlteLyrikerin

Re: Sommermelancholie
« Antwort #2 am: August 12, 2020, 13:18:11 »
Hi Erich,


herzlichen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar! Verzeih, dass ich erst heute antworte, aber aktuell findet mein Leben eher außerhalb der Lyrikwiese statt mit vielen ehrenamtlichen Aufgaben.


Die Fassung, die Du geschrieben hast, gefällt mir sehr gut bis auf das verloren gegangene Liliengrün; dem trauere ich noch ein wenig nach. Vielleicht finde ich ja doch noch eine andere Variante. Nebenbei bemerkt, ich denke, dass ich mache metrischen Unreinheiten gar nicht bemerke, weil ich beim lauten Lesen wohl anders ausspreche und betone. Beispiel: "Liliengrün" ist bei mir ein dreisilbiges Wort (ungefähr wie Liljengrün).
Bei meinen Texten strebe ich einen holperfreien Lesefluss an, in der Regel aber kein strenges Metrum.


Herzliche Grüße
AlteLyrikerin.

gummibaum

Re: Sommermelancholie
« Antwort #3 am: August 13, 2020, 12:47:34 »
Liliengrün verlor Zinnober,
Sonnenaugen ihren Glanz...

LG g

Agneta

  • Gast
Re: Sommermelancholie
« Antwort #4 am: August 15, 2020, 19:36:46 »
es kommen immer mal Lebensphasen, da steht man allein da. ich finde das nicht so schlimm. Es stärkt.
LG von Agneta

AlteLyrikerin

Re: Sommermelancholie
« Antwort #5 am: August 17, 2020, 09:00:25 »
Lieber gummibaum,


herzlichen Dank! Ja, so kann das Liliengrün doch noch um verlorenes Zinnober trauern.


Liebe Agneta,


ich denke auch, dass ich mit der Einsamkeit in zunehmenden Alter, wenn die Kontakte sich ausdünnen, zurechtkommen werde. Manchmal aber rührt sich doch ein melancholischer Gedanke.


Euch beiden eine schöne Sommerwoche, AlteLyrikerin.

Eisenvorhang

  • Gast
Re: Sommermelancholie
« Antwort #6 am: August 17, 2020, 16:28:43 »
Gefällt mir sehr, liebe AL.

Ich würde S1 etwas persönlicher schreiben.

Letzte Rose, blüh allein...
Ohne Deine Nachbarinnen.

AlteLyrikerin

Re: Sommermelancholie
« Antwort #7 am: August 22, 2020, 16:22:46 »
Lieber Eisenvorhang,


ja, so würde der Meister der gewählten Einsamkeit schreiben.  :D  Für mich ist es so nicht stimmig. Herzlichen Dank jedenfalls für Deinen Kommentar.
Liebe Grüße, AlteLyrikerin.