Autor Thema: Letzte Worte  (Gelesen 707 mal)

gummibaum

Letzte Worte
« am: Juli 23, 2020, 03:02:08 »
Das Terrarium steht offen,
mein Skorpion ist nicht mehr da.
Solche Trennung macht betroffen,
denn wir standen uns recht nah.

Als ich mich im Bett verkrieche,
sticht mein Freund mich in den Zeh,
und ich hauche, als ich sieche:
„Weine nicht, wenn ich jetzt geh…“
« Letzte Änderung: Juli 23, 2020, 03:11:04 von gummibaum »

Erich Kykal

Re: Letzte Worte
« Antwort #1 am: Juli 23, 2020, 09:31:36 »
Hi Gum!

Erinnert mich an Äsops Fabel (Hund und Skorpion wollen über den Fluss) um die Unausweichlichkeit menschlicher Natur!

Ist aber auch ein Beispiel für die Unausweichlichkeit menschlicher Beziehungen. So mancher hält seinen Partner eifersüchtig und/oder schutzbesessen wie in einem Käfig und ist ihm dennoch hingegeben, kann ohne ihn nicht sein. Eher sterben als sich mit dem Verlust abfinden! Beide leiden, der gefangene Partner, der sich befreien will, und der Kerkermeister, der seinem Opfer hörig ist.
Die Unaufgeregtheit des Sterbenden, der seinen Tod durch das empfängt, was er liebt, verwirrt und macht doch betroffen, auch wenn manch einer sagen mag, er hätte es nicht anders verdient.

Die Allumfassenheit solcher "besessenen" Gefühlswelten zeigt sich im Schlusssatz des Getöteten: "Weine nicht, wenn ich jetzt geh ...!" - Logisch überlegt: wie kann man dem, der einen im vollen Bewusstsein der Konsequenz getötet hat, um sich endlich zu befreien und/oder für endlose Qual und Unterdrückung zu rächen, unterstellen, er würde emotional so unter dem "Verlust" leiden wie man selbst?
Die Abstrusität dieses Gedankengebäudes, dass der andere um jeden Preis genauso empfinden müsste wie man selbst, um das eigene Handeln bis in den Tod vor sich selbst zu rechtfertigen, entbehrt jeglicher Klarsicht und Vernunft. Aber so ist der Mensch nun mal: Realität ist das, was jeder Verstand selbst dazu erklärt ...  ::)

Sehr gern gelesen!  :)

LG, eKy

« Letzte Änderung: Juli 26, 2020, 10:58:27 von Erich Kykal »
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Agneta

  • Gast
Re: Letzte Worte
« Antwort #2 am: Juli 25, 2020, 18:29:49 »
 ;D ;D ;Dgenial, lieber Gum. Genial.
Prüfe wer sich ewig bindet und was sich im Bette findet. GGGGGGGG von Agneta

AlteLyrikerin

Re: Letzte Worte
« Antwort #3 am: Juli 30, 2020, 12:48:31 »
Lieber gummibaum,


etwas zum Schmunzeln und zum Seufzen; das hast du richtig gut gemacht.


Herzliche Grüße, AlteLyrikerin.