Autor Thema: Im Halbschlaf  (Gelesen 1413 mal)

gummibaum

Im Halbschlaf
« am: Juli 10, 2020, 10:22:16 »
Im Halbschlaf flirrte es von Worten,
und Sätze zogen hin und her,
Gespräche der sublimsten Sorten
durchquerten mich nach fernen Orten
und dennoch blieb die Bühne leer:

Kein Sprecher war darauf zu sehen,
der Schall ging nicht von Mund zu Ohr,
und aller Sinn schien im Entstehen
schon übers Wort hinauszugehen,
so dass er sich alsbald verlor…

Agneta

  • Gast
Re: Im Halbschlaf
« Antwort #1 am: Juli 12, 2020, 12:24:30 »
sehr schönes Reinschema, lieber Gum. Ich denke, solche Situationen lassen sich nicht nur im Halbschlaf erleben, sondern auch da, wo Menschen sich eigentlich nicht wirklich zuhören wollen. LG von Agneta

gummibaum

Re: Im Halbschlaf
« Antwort #2 am: Juli 12, 2020, 18:07:07 »
Danke, liebe Agneta, für den schönen Kommentar. Ja, die beiden Zustände sind ähnlich.

Sonntagsgrüße von gummibaum

Erich Kykal

Re: Im Halbschlaf
« Antwort #3 am: Juli 18, 2020, 17:44:41 »
Hi Gum!

Schön das!  :)

S1Z4 - Komma ans Ende.

S2Z5 - Kann man "sodass" nicht mehr zusammenschreiben?

(Nebenbei gesagt sollte man auch "zusammenschreiben" noch zusammenschreiben, denn "zusammen schreiben" würde nach meiner Ansicht bedeuten, dass einem Freund oder einer Gruppe damit angeboten wird, gemeinsam, also zusammen, etwas zu schreiben: "Lass uns etwas zusammen schreiben!"

Währenddessen "Lass uns etwas zusammenschreiben!" bedeutet, entweder verschiedene Inhalte in einem einzigen Text zusammenzufassen, oder eben zwei Worte miteinander verbunden zu schreiben.

Ich fürchte, die Idioten, die für die NR verantwortlich zeichnen, haben sich bezüglich der Auslegungsmöglichkeiten bestimmter Phrasen und ihrer Schreibweise zu wenige Gedanken gemacht ...)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Eisenvorhang

  • Gast
Re: Im Halbschlaf
« Antwort #4 am: Juli 18, 2020, 18:02:08 »
Sodass / so dass ist beides korrekt.
Letztere Variante obliegt der neuen RS.

vlg

ev

AlteLyrikerin

Re: Im Halbschlaf
« Antwort #5 am: September 03, 2020, 12:47:21 »
Lieber gummibaum,


nicht nur im Halbschlaf scheint mir der Sinn stets "übers Wort hinauszugehen". Hätten die Worte nicht Dimensionen, die über einfache Benennungen hinausgehen, wir Dichter hätten keine echten Möglichkeiten für unser Spiel. Daran haben mich Deine schönen Verse erinnert.
Herzliche Grüße, AlteLyrikerin.

Erich Kykal

Re: Im Halbschlaf
« Antwort #6 am: September 03, 2020, 12:54:59 »
Hi Gum!

Ich gemahne gern noch einmal an die weiter oben bereits erwähnten Korrekturen - zumindest das fehlende Komma stört mich jedesmal!

Einer deiner allerhöchst gelungen, praktisch obstruktionsfrei harmonisch fließenden Werke in sehr gehobener Satzführung, die man schon als rilkiesk bezeichnen darf, ohne dass du dich fremdschämen müsstest für eines Kommentators Übertreibung - es ist nämlich keine! Es knistere also verdient der Lorbeer hinter deinen Ohren!  ;)

Allergernst erneut gelesen und genossen! Mehr davon!  :)

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Sufnus

Re: Im Halbschlaf
« Antwort #7 am: Oktober 07, 2020, 16:04:16 »
Hi gum! :)
Großes Kino!!! Eins von Deinen schönsten Gedichten (wie die meisten ;) ). Interessant, dass eKy einen Rilke-Sound heraushört, wahrscheinlich weil Deine Zeilen in Form und Gedankenführung so unangestrengt und doch kunstreich gefügt sind. Für mich tendieren die Zeilen dennoch stärker Richtung "Neue Sachlichkeit" mit einem kleinen Schuss Morgenstern. :) 
LG!
S.

a.c.larin

Re: Im Halbschlaf
« Antwort #8 am: Oktober 08, 2020, 21:14:09 »
hallo gummibaum,
ich finde,
den zustand des weder- wach-noch eingeschlafen- seins hast du ziemlich gut eingefangen.
es ist ja schon eine seltsame sache, in welche zwischenwelten sich unser bewusstsein sich da verabschiedet!

die flirrenden worte  gefallen mir besonders gut!

lg, larin