Im Winterschweigen bist du nicht
und nicht im Hagelschlag.
Du bist im Tau und in dem Licht,
das Rosenfarben zu Juwelen bricht.
Du bist in jedem ungebornen Wort,
und mit der Hoffnung tanzt du einen Reigen.
Hohnlachend weinst du über unsre Wut
den toten Dingen Leben abzuringen.
Ich bitte dich, kommst du zu mir,
sitze noch kurz vor meiner Tür.
Lass mich den Liebsten küssen
und letzten Atem schenken einem Lied.
Hi AL!
Hier muss ich jetzt einfach mal "basteln", denn das geht eindeutig in meine Richtung, auch wenn du das Reimen aus S1 nicht weiterführst.
Erst mal die Metrik:
xXxXxXxX
xXxXxX
xXxXxXxX
xXxXxXxXxX
xXxXxXxXxX
xXxXxXxXxXx
XxxXxXxXxX
xXxXxXxXxXx
xXxXxXxX
XxxXxXxX
xXxXxXx
xXxXxXxXxX
Wie uneinheitlich die Zeilenlängen sind, muss ich nicht betonen, das siehst du sicher selbst. 2 Zeilen beginnen betont, gefolgt von einem Senkungsprall, ansonsten müsste man die dort stehenden Worte völlig falsch betonen.
Man könnte durch Angleichung der Zeilenlängen ein Gleichmaß im Sprachrhythmus generieren, der diesem Text in "klassischer" Hinsicht gut täte, wie ich finde.
Versuch:
Im Winterschweigen bist du nicht
und nicht in Hagelschlags Gewicht.
Du bist im Tau und auch im Licht,
das Farben zu Juwelen bricht.
Du bist in jedem stillen Wort,
und tanzt in jedem Hoffnungsreigen.
Du nimmt das Weh aus allem fort,
ihm Tieferes als dich zu zeigen.
Ich bitte dich: Beim Gehenmüssen,
wenn alles meine Türen flieht,
lass mich zuletzt den Liebsten küssen,
und letzten Atem schenken einem Lied.
Zur Hervorhebung der Conclusio ist es statthaft, der letzten Zeile einen Heber mehr zu gönnen. Ansonsten wäre so alles vierhebig und mit unbetontem Auftakt. Zwar ist das Kadenzenschema (mmmm - mwmw - wmwm) uneinheitlich, aber derlei fällt meist nur den Profis auf ...
Nicht dass ich dich drängen wollte, diese Version zu übernehmen - ich bastle eben bloß gern und wollte ein Beispiel geben, wie es mir (noch) besser gefiele. Aber das bleibt alles letztlich Geschmackssache.
Gern gelesen und gebastelt!
LG, eKy