Hi AL!
Es sind die inneren Krücken, die ich meine, alle fiktiven Konstrukte, die wir ersinnen, um unsere Schwächen zu bemänteln. Es ist die Bedürftigkeit nach einem Glauben an und für sich, die mich anwidert. sie macht uns klein und unmündig, entringt uns alle Werkzeuge des Geistes und der Vernunft.
Wie sind denn alle Religionen überhaupt entstanden? Sicher nicht, weil wirklich ein Gott erschien und Wunder tat oder jemandem sein Buch in die Feder diktierte. Darüber müssen wir hoffentlich nicht debattieren. Nein, sie ergaben sich aus der Hilflosigkeit des Menschen vor einer übermächtigen, unerklärlichen Natur mit vielen Gefahren sowie aus der permanenten Bedrohung durch seinesgleichen, aus dem Bedürfnis, beschützt zu sein, seine Lieben nicht ganz zu verlieren, wenn sie sterben, und nicht mit dem Tod des Körpers zu enden.
Mehr ist nicht dahinter, und der Rest ist heiliges Brimborium, das Ehrfurcht und kritiklose Hingabe generieren soll. Und so einem Konzept soll man sich verpflichtet fühlen?
Ich stimme dir zu, was Atheist und Agnostiker angeht, und dass es auch Glauben außerhalb kirchlicher Regulative und Glaubensgemeinschaften gibt. Dass aber jemand seinen Glauben für sich allein zelebriert, macht diesen um nichts weniger unwahrscheinlich und unsinnig im Lichte der objektiven Einschätzung gegebener Parameter. Ich sage nicht, dass Götter und ihre abstrusen Welterklärungsmodelle von vor Jahrtausenden, die sie sich seltsamerweise nie upzudaten oder richtigzustellen in der Pflicht sahen, gänzlich unmöglich sind - aber angesichts des bereits Erforschten über dieses Universum ist ihre Existenz extrem unwahrscheinlich geworden, und mit jeder Erweiterung unseres Wissens wird ihre Wahrscheinlichkeit marginaler und unglaubhafter - zumindest, wenn man bereit ist, sich den Fakten zu stellen.
Aber all das ist gar nicht der Kern des Problems. Der ist eben diese erniedrigende Bedürftigkeit nach Göttern und dem Gefühl, dass der Glaube daran vermittelt. Der ist so fern jeglicher aktiven Gehirntätigkeit wie nur möglich - es ist im wahrsten Sinn unser Stammhirn, das da spricht, pure Emotion ohne Argument und Vernunft, ohne Logik und Überlegung, Instikt eher - primitiv, aber mächtig, seit wir noch Affen waren, deren Nächte voller Löwen und Leoparden waren.
Verzeih, wenn manches an meiner Argumentationskette so geklungen hat, als wollte ich dich persönlich treffen. Das war nicht meine Absicht. Ich wettere gegen die Geisteshaltung, nicht gegen den Wert eines Menschen, sei er ihrer anhängig oder nicht.
LG, eKy