Hi zusammen,
es freut mich, dass wir über ein Thema, wo sich die Gemüter so schnell erhitzen,
jetzt so ruhig und offen sprechen können. Es berührt mich. Heut früh ist mir der Zorn kurz hochgekocht und ich habe gemerkt, dass ich in ganz alten Verhaltensketten gefangen war und innerlich am mich ebenfalls wieder verabschieden.
Hans, ich glaube schon ,dass sich ganz ganz langsam am Moralbegriff etwas ändert. Das dauert und steter Tropfen höhlt den Stein.
Wer solls denn ändern, wenn nicht wir alle zusammen?
Die jungen Männer - Jenny Du hast es angesprochen - sind tw. nicht mehr so krass sexistisch, wie viele alte - . Als ich kürzlich mehrere junge Männer mit Babys im Beutel auf der Brust sah, ging mir das Herz auf. Da hat sich doch entschieden was getan in den letzten Jahrzehnten.
Jenny, es tut mir leid, dass Du männliche Gewalt so extrem erfahren hast. Danke, dass Du so offen mit uns darüber sprichst.
Und, wie Du schreibst, es hat einen eigenen Weg eröffnet... .
Frauen verschließen das in sich, oft.
Das 10-jährige Mädchen, von dem ich oben erzähle, war ein unglaublich sanftes Wesen. Liebevoll, ruhig, verträumt.
Sie hat sich innerhalb kürzester Zeit in einen kratzbürstigen zornigen Drachen gewandelt. Wurde von den KollegenInnen als eben vorpubertär abgetan. Ich fragte sie im Schulhof, was eigentlich mit ihr los sei. Und da stellte sich dann heraus, dass jüngere Jungs sie, die einfach schon ein wenig weiblich wurde, abgetatscht hatten. Mehrmals. Zwei hatten sie festgehalten. Und einer gegrabscht.
Sie hatte es in sich verschlossen und mit Aggression reagiert.
Als sie es mir erzählte, kamen auch andere Mädchen und erzählten von den entwürdigenden Erfahrungen, die sie gemacht haben.
Ich wurde sehr sehr zornig und redete erst mit den Jungs und dann mit deren Eltern.
Diese Jungs sind ja auch keine Täter - sie kriegen das halt vorgelebt von "coolen" sexistischen Freunden, von ihren Vätern, in Drecksfilmen, die sich die Kids im Internet auf den handys ziehen.
Darüber muss gesprochen werden, damit es sich ändert . Für die Mädchen, die Frauen und auch für die Jungs.
Als mein Sohn in die Pubertät kam, war ich manchmal sehr verblüfft, was er mit seinen Freunden für "männliche" Zoten austauschte. Wenn ich nachhakte und die Begriffe, die sie so männlich - cool am Küchentisch herumwarfen, auf Tiefe abklopfte, stellte sich heraus, dass sie keine Ahnung von nichts hatten. Es gehört einfach zum Mannwerden dazu anscheinend, klug, aufgebläht und gockelig daherzureden. Wie viel, wie oft, ... -- und anscheinend gehört auch die Mädchenabwertung dazu ... . Dann ist einer gleich automatisch größer.
Das sind Mechanismen, die gebrochen werden müssen.
Mit der Zuschreibung , dass alle Männer potentielle Täter sind, kommen wir nicht weiter.
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Eky ich hänge mich nicht nur am Donaulied auf - ich bemerke oft und viel menschliche Ungerechtigkeiten und wo ich es für angemessen halte und die Kraft dazu habe, mache ich das offen. Das gebietet die Menschlichkeit und auch der Glaube an ein Ideal.
(Als ich mal aus dem Bus ausgestiegen bin und - im Winter - ausgerutscht und am Gehsteig lag, arg geprellt, hat mir kein einziger Mensch geholfen von den Passanten, die vorbeigingen.
Ich war absolut schockiert , nicht weil ich mir sehr weh getan hatte, sondern über die Eiseskälte der Menschen. In so einer Welt will ich nicht leben)
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Sufnus Danke für Dein Mitgefühl ; den depperten Fahrlehrer habe ich schon längst verkraftet.
Hilfreich wäre da einfach eine Frauensperson gewesen, mit der ich mir darüber klar geworden wäre, dass ich mich sauunwohl bei diesem Menschen fühle und woanders hingehen sollte. Andere Mädchen saugen Selbstbewusstsein mit der Muttermilch auf . Das gab es bei uns leider nicht als Grundnahrungsmittel ....
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Jenny ich danke Dir meinerseits, denn es freut mich sehr, dass ich einen Stein ins Rollen bringen konnte
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Erich, es rührt mich sehr, was Du über die Härte in Deinen jungen Jahren schreibst. Danke fürs Teilen.
Das kenne ich auch - bitterböse Zynismen und Abwertungen gg.über Männern. Insbesondere einem Mann hätte ich da Abbitte zu tun.
Es ist sicher so, dass wir alle Täter und Opfer sind.
@ willig und hingebungsvoll einem dominanten Hormonprotz unterwerfen (Eky)
Ich bin mir da nicht so sicher. Ich habe mal Kontakt zu mehreren Frauen gehabt, die als Kinder sexuell mißbraucht worden sind. Eine der Frauen wurde von ihrem Vater vergewaltigt und später dann an sämtliche seiner Freunde weiter zur Nutzung gegeben. Diese Frau lernte ich kennen, da war sie vllt. 23. Sie kannte nichts anderes. Es war für sie normal so... - benutzt, beschmutzt zu werden. Sie hatte keine eigenen Grenzen ... war Verfügungsmasse gewesen.
Ich leitete mal Abschlußtage für Sonderberufsschülerinnen. Eine der Mädchen wandte sich an mich bzw. die Gruppe erzählte es mir. Dass dieses Mädchen jedes Wochenende , wenn sie heimfuhr, von ihrem Vater vergewaltigt wurde.
Ich hatte keinerlei Grund an dieser Erzählung zu zweifeln und auch mein Bauchgefühl sagte mir, dass das stimmt.
Als ich die Erzieherinnen des Mädchens darauf ansprach, erklärten sie, dass diese lüge. Es war eine katholische erzbigotte Einrichtung .... . Das Mädchen hatte sich in ihrer Not an die Erzieherinnen gewendet und diese hatten ihr ihre Wahrheit genommen.
Die Beratungsstelle für sexuell mißbrauchte Mädchen, an die ich mich wandte, sagte, man könne dem Mädchen nicht gg. seinen Willen helfen. Sie müsse einverstanden sein mit einer Anzeige bei der Polizei u.ä. .
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zu Sufnus:
Du schreibst weiter oben : "Als Angehöriger des Tätergeschlechts"....
Dazu schreibe ich später noch. Ich muss jetzt Feierabend machen.
Auch zu Deinem Eingangsbeitrag, Martin, schreibe ich noch.
liebe Grüße
Eleonore