Autor Thema: Der Maiskolbenversteher  (Gelesen 4829 mal)

hans beislschmidt

Re: Der Maiskolbenversteher
« Antwort #15 am: Juni 16, 2020, 12:08:26 »
Hä? Lies doch mal weiter oben Suf. 
In der Presse reichlich breitgetreten, kam die Neuauflage von einem Schlagersänger auf den Senderindex. Ich antworte auf entsprechenden Kommentar. Gibt's dazu einen ästhetischen Komm? Wo bleibt dein Jüngerkommentar? Und nein, der Hans ist ganz und gar nicht treudoof. Verstimmte Grüße
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)

Eleonore

  • Gast
Re: Der Maiskolbenversteher
« Antwort #16 am: Juni 16, 2020, 12:18:17 »
Uiiuiiiuiii - die guten bayerischen Traditionen.
Ich liebe Gstanzl und sie gehören fraglos zu Bayern dazu wie das Bier und das Edelweiß
Und Traditionen können ja auch geändert werden - in diesem Falle müssen sie es gar.

"Tradition heißt die Flamme weitergeben .... " - sind das in diesem Fall die Gstanzl oder die übergriffige männliche Sexualität ?

Weißt Hans,
als ich das Lied erstmals gehört habe,
da war ich zwölf, dreizehn.
Ich habe mich gscheid geschämt für das, was die gröhlenden männlichen Pubertiere da von sich gaben.
Gar nicht richtig kapiert, um was es geht ...
nur, dass das so nicht geht.

Ich bin so froh,
dass eifrige Emanzen sich kümmern
darum, dass ich zB. wählen darf.
Darum, dass kein Ehemann mir meine Arbeitsstelle mehr kündigen darf (war bis ca. anno 70 im letzten Jahrtausend möglich).
Dass geschlagene Frauen Häuser haben, wo sie hinkönnen (Darum haben sich die Frauen in der Zeit der Studentenbewegung gekümmert - den Männern war das schnurzpiep)

Deine Argumentation da oben grade
die geht in die gleiche Richtung, wie eine männerdominierte Gesellschaft sie seit Jahrhunderten geht,
nämlich, dass eine, die einen tiefen Ausschnitt hat, eine die mal eine Einladung zum Bier angenommen hat, eine die so blöd ist nachts durch einen Park zu gehen usw. usf.
dass die selber Schuld ist, wenn sie vergewaltigt wird.

Ich arbeite bei Kindern
und wenn Du - wie ich - mitbekommen hättest,
wie kleine sechsjährige und siebenjährige Jungs ein zehnjähriges Mädchen festhalten  und grob befummeln.
Diese sich mit niemanden zu reden traut und nur extremste Verhaltensveränderungen zeigt,
die sich keineR erklären konnte
und sowas von erleichtert war,
als dieser ganze Vorfall aufgedeckt werden konnte,
würdest Du vllt. anders denken.

Ich bin es leid,
als bald sechzigjährige Frau immer noch mit beobachten zu müssen,
wie Mädchen und Frauen in ihrer Lebensäußerung, in ihrem Selbstbewusstsein und in ihrer Körperlichkeit
bedrängt und beschnitten werden.
Mir reicht es einfach.

Und daher finde ich jede - noch so kleine Aktion -
die impliziert,
dass Mädchen und Frauen irgendwann einmal nachts genauso frei durch die Welt gehen können,
wie Du als Mann (zumindest was die Vergewaltigung angeht)
wundervoll!

Zu den andren Beiträgen schreibe ich später.

Herzliche Grüße

Eleonore


Sufnus

Re: Der Maiskolbenversteher
« Antwort #17 am: Juni 16, 2020, 12:23:27 »
Hä? Lies doch mal weiter oben Suf. 
In der Presse reichlich breitgetreten, kam die Neuauflage von einem Schlagersänger auf den Senderindex. Ich antworte auf entsprechenden Kommentar. Gibt's dazu einen ästhetischen Komm? Wo bleibt dein Jüngerkommentar? Und nein, der Hans ist ganz und gar nicht treudoof. Verstimmte Grüße

Ich hab geschrieben, dass der Käfersammler treudoof ist, nicht du... ;)
Ergo: Treudoof bist Du nicht... Du hast nur einen sauschlechten Geschmack, wenn Du Lebenszeit auf die Rechtfertigung des kreuzbescheuerten Donaulieds verschwendest...  ;D
Je eher dieser total blödsinnige Donauschmarrn eingestampft ist, desto besser. Und die prasseldummen Bierzeltgaudis am besten gleich mit... die hinterletzte Volksverblödung... als Faustregel würd ich empfehlen, alle Großveranstaltungen (mehr als 50 Teilnehmer) mit mehr als 70% Y-Trägern (Mädels, die von ihrem hirnamputierten Gespons als Adnex mitgeschleppt wurden, werden rausgerechnet) ersatzlos zu streichen und die Welt ist eine bessere.
Launige Grüße
Dein Sufispatz

Erich Kykal

Re: Der Maiskolbenversteher
« Antwort #18 am: Juni 16, 2020, 13:14:23 »
Hi!

Ich kannte dieses Donaulied nicht und hab es mir mal durchgelesen. Echt jetzt?  ;D Wegen sowas bäumt ihr euch schon auf und raschelt ausgiebig mit der Betroffenheitslametta? Habt ihr keine anderen Probleme? Das ist doch Pubertätsniveau, dieses Liedchen! Und wirklich ernst kann ich diesen sicherlich auch nicht wirklich ernst gemeinten Text ebenfalls nicht nehmen, schon gar nicht als Blaupause für brutale männliche Opression!

Und zum Thema Volksverblödung, lieber Suf:

Solche bierseligen Festivitäten sind nicht der Versuch einer intellektuellen Obrigkeit, das Volk zu verblöden, sondern Ausdruck der ureigensten Volksseele selbst. Ergo: Mindestens 70& des (männlichen) Volkes SIND sexistisch, bildungsfern und scheißen auf jede höhere Gehirntätigkeit, zuimndest wochenends. Oder warum denkst du sind Foren wie unseres für Sprachkunst so karg besucht?

Ich selbst kenne dies nur zur Genüge. In meinen 15 Jahren als Rocker war ich praktisch jedes Wochenende über den Sommer in irgendeinem Bierzelt in der Pampa, um mich aus der Welt zu saufen. Hat nicht geklappt. Ich kenne den Männlichkeitswahn, die dämlichen Gockelrituale - und die Sorte Mädels, die auf sowas steht. Ausleben von Urinstinkten. Und weißt du was? Ich habe unter ihnen genauso viel Warmherzigkeit, Güte und Vernunft gefunden wie unter sog. gebildeten Schichten - alles menschlich eben.
Hüten wir uns davor, uns für besser zu befinden, nur weil wir zerebral überlegen sind oder uns dafür halten!

Natürlich gibt es die Dummheit, und es wird sie immer geben. Natürlich kann mancher mit dem, was einen anderen glücklich macht, nichts anfangen. Aber ein Mädel, das sich willig und hingebungsvoll einem dominanten Hormonprotz unterwirft, ist nicht weniger wert als eine Amazone, die eisern für die Rechte der Frau kämpft.
Und erst, wenn die Frauen SELBST dies verstanden haben, werden sie die Angelegenheit entspannter betrachten können!
Es gibt eben zurecht für jeden Topf einen Deckel ...

Und damit will ich jetzt nicht einer Unterwerfung des Weibes das Wort reden - im Gegenteil. Ich denke nur, dass ein jeder das Recht hat, sein Leben selbst zu gestalten. Unabhängig - oder in Hingabe. Das Recht auf aufrechten Gang haben ALLE, egal was andere von ihrem Lebenswandel zu denken lustig sind.
Wäre dieser Satz verinnerlicht, es gäbe gar keine Diskussion über Sexismus.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Seeräuber-Jenny

Re: Der Maiskolbenversteher
« Antwort #19 am: Juni 16, 2020, 15:21:31 »
Hallo,

Hans, Freund Google weiß nicht alles. Er kennt nicht alle Abwandlungen des Donauliedes.

Da wir scheints mitten in der #metoo-Debatte sind, wird die Seeräuber-Jenny jetzt mal aus dem Nähkästchen plaudern. Ich wurde im zarten Alter von 14 Jahren Opfer sexuellen Missbrauchs. Täter waren ein paar Nachbarsburschen, deren Antreiber, der hässliche Wieland, seine Hasenscharte durch eine große Klappe wettzumachen suchte. Ich habe damals aus Scham geschwiegen. Vielleicht besser so. Mein Vater hätte diese Kerle totgeschlagen.

Und nun ratet mal, was das Lieblingslied des hässlichen Wieland war, das er jedem, der es hören oder nicht hören wollte, entgegen schmetterte? Richtig, das Donaulied. Deshalb schrieb ich an anderer Stelle: Aus Worten werden Taten.

Hier der abgewandelte Text. Ich kann ihn noch auswendig.

Einst ging ich am Strande der Donau entlang.
Ein schlafendes Mädchen am Ufer ich fand.

Der schneeweiße Busen war halb nur bedeckt.
Sie hatte die Beine weit von sich gestreckt.

Ich beugte mich über die Schlafende her.
Sie hörte das Rauschen der Donau nicht mehr.

Jetzt bist du mein Weib, ja, und ich bin dein Mann.
Jetzt lässt du, verstehst du, kein‘ andern mehr ran.

Und lässt du, verstehst du, ein‘ anderen ran,
dann kriegst du, verstehst du, ein Vorhängschloss an.


Wenn du das immer noch harmlos oder gar lustig findest, Hans, dann ist dir leider nicht zu helfen.

Dem braven Erich sind solche Niedrigkeiten fremd. Ich denke, Erich, du kannst dir nicht recht vorstellen, wozu Männer fähig sind, die nicht so ehrenwert sind wie du.

Und nein, ich wehre mich gegen das Gerede, dass die Frauen es doch so wollen bzw. selbst schuld sind.

Gruß
Seeräuber-Jenny
« Letzte Änderung: Juni 16, 2020, 15:25:09 von Seeräuber-Jenny »
Ideale sind wie Sterne. Wir erreichen sie niemals, aber wie die
Seefahrer auf dem Meer richten wir unseren Kurs nach ihnen.
Carl Schurz

hans beislschmidt

Re: Der Maiskolbenversteher
« Antwort #20 am: Juni 16, 2020, 15:25:20 »
Hey Sufispatz und alle
(Jennys Post hat sich leider überschnitten)

Also jetzt mal Tacheles, bevor wieder alles durcheinander kommt.

Klar ist ... das Donaulied ist Scheiße und sexistisch.
Wenn Eleonore und Petra keinen Hinweis gegeben hätten, wäre ich nicht auf das Thema eingestiegen. Da sich dennoch die Gemüter an einem depperten Sauflied erhitzen, ist es doch opportun an das Thema heran zu gehen.

+++

* Also, da steht erst mal die (Mit)Schuldfrage im Raum und der Hinweis, dass Frauen früher (wann?) keine Angst vor solchen Attacken haben mussten.
* Dann die häufig richterlich gebrauchte Plattheit, in wie weit die Frau durch äußere Aufmachung eine Mitschuld trägt.

Beides ist natürlich Unsinn, weil es lediglich die derzeit geltenden Moralbegriffe spiegeln und die scheinen sich in den letzten 100 Jahren nicht groß verändert zu haben.

+++++

..... weshalb die Zensur von Micky Krauses Adaption auch ihre Berechtigung hat, denn es kann nicht sein, dass eine solche Straftat noch in der Hitparade Punkte sammelt.
Dennoch ..... In meinem letzten Post habe ich vom Text (es gibt ja etliche davon) zwei Zeilen rausgenommen und. Ich finde es nicht gut und übergriffig sich in der Öffentlichkeit halb nackt zu präsentieren, wer das möchte, kann an den FKK Strand gehen. Und bei allem Verständnis für Freizügigkeit, ist es die Umwelt vergewaltigt und damit auch unter Strafe gestellt. Es setzen sich also beide Parteien ins Unrecht.

*****

Eine andere Textstelle erscheint mir auch zweideutig.
Zitat
Ich machte mich über die Schlafende her
Sie hörte das Rauschen der Donau nicht mehr
Frage.... wenn sie das Rauschen nicht mehr hört, hat sie es doch vorher gehört und gar nicht geschlafen. Oder seh ich das falsch?

.. noch ein Wort zu den Gstanzerln. Am Hallstädter See werden sogar Meisterschaften abgehalten. Die Umstehenden "poaschen" dazu - Kanonartiges Händeklatschen, wie man es auch in Spanien kennt. Die Texte sind arg sexistisch.
Zitat
Textbeispiel
Es Dirndl vun Obertraun......
losst Buam olles anschaun
Dudl F.... Oarsch un Bauch
Dös is a Sau...
Na gut, die Steirer waren schon immer etwas eigen.

++++++

Schuld an allem ist aber Jenny, (hehe) die diesen Stein mit Ekys Wort erst ins Rollen gebracht hat. Und ja ... es ist pubertär aber wie Rambo schon sagte ... "die haben ja angefangen".   Gruß vom Hans
.
PS Danke für den Text Jenny, so kenn ich ihn auch (Es gibt aber viele) ... Soll ich dem Wieland die Schnauze polieren?
« Letzte Änderung: Juni 16, 2020, 15:40:40 von hans beislschmidt »
"Lyrik braucht Straßendreck unter den Fingernägeln" (Thomas Kling)

Erich Kykal

Re: Der Maiskolbenversteher
« Antwort #21 am: Juni 16, 2020, 15:48:50 »
Hi!

Ich gebe zu, Jens Version, vor allem im Zusammenhang mit dem, was ihr einst widerfahren ist, ist eindeutig verdammenswert. Da fällt einem schon schwer, ein Augenzwinkern hineinzudeuten, und man sollte es besser lassen. Es gibt eben solche und solche ...

Aber, liebe Jen, dass du ausgerechnet mich für "ehrenwert" hältst, hat mich, der ich mich doch kenne, sehr verblüfft. Ich weiß, wie der Dämon in mir wütet, und dass ich nicht immer erfolgreich darin war, ihn in mir zu behalten, und dass andere darunter zu leiden hatten - und ein Teil von mir hat es sogar genossen, auch mal der zu sein, der austeilt und benutzt.

Und damit meine ich nicht die Auseinandersetzungen mit den Mimöschen hier in den Foren, der jedem, der selbstbewusst auftritt, gleich seelische Grausamkeit unterstellen und Depression schieben über die gar schröckliche Ungerechtigkeit, die ihnen angedeiht, anstatt sich selbst mal neu zu erfinden, um kein Opfer mehr sein zu müssen.

Nein, ich habe wirklich unterdrückt, manipuliert und ausgenutzt, als ich jung und egomanisch war - ich meine, NOCH egomanischer als heute ...
Es war meine Rache an der Welt für jahrelanges Opferdasein, als gemobbter Nerd, sozusagen ein Ausschlag in die Gegenrichtung. Ich habe meinen Intellekt als Waffe verwendet, und es war mir egal, wer blutete unter meinen Hieben. Ich war damals überzeugt, die Welt hätte mich so gemacht und so verdient. Wie alle waren mal dümmer ...
Ich war ein zynischer Agitator, der sich holte, was er wollte, mit allem außer körperlicher Gewalt.
Ich hatte viel zu lernen, und ich hatte das Glück, Gelegenheit dazu zu haben. Es hat gedauert, bis ich (wieder) lernte, andere wahrzunehmen, als ebenso verletzliche Wesen wie ich war. Dass nicht alle genau solche A-löcher waren, wie alle denken mussten, dass ich selbst wäre.

Nein, "ehrenwert" war ich nicht, bin ich nicht, und will ich nie sein. Zu viele sprichwörtliche Leichen im Keller, zu viel Schuld für Selbstzufriedenheit ...

Wir alle sind Opfer, und wir alle sind Täter. Vergebung ist alles, was uns bleibt, und Verständnis.

LG, eKy
Ironie: Ich halte euch einen Spiegel vor, damit wir herzlich lachen können.
Sarkasmus: Ich halte euch einen Spiegel vor, weil ich von euch enttäuscht bin.
Zynismus: Ich halte euch einen Spiegel vor, aber ich glaube nicht mehr an euch.

Sufnus

Re: Der Maiskolbenversteher
« Antwort #22 am: Juni 16, 2020, 16:32:48 »
Es muss eine widerliche Erfahrung gewesen sein, liebe Jen und ich finde es bewundernswert, dass Du sie mit uns teilst. Danke dafür. Diese Untaten aus dem Verschweigen ans Licht zu zerren, ist eine Voraussetzung, damit sich ernsthafter Widerstand formieren kann.

Seeräuber-Jenny

Re: Der Maiskolbenversteher
« Antwort #23 am: Juni 16, 2020, 16:36:15 »
Hallo Hans,

Zitat
Schuld an allem ist aber Jenny, (hehe) die diesen Stein mit Ekys Wort erst ins Rollen gebracht hat.

Na klar, wer denn sonst! Schuld ist bekanntlich immer die Frau. Trotzdem irrst du dich. Nicht ich habe das Donaulied ins Spiel gebracht, sondern Eleonore.

Ich bin Eleonore dankbar, dass sie diesen Stein ins Rollen gebracht hat. Erst dadurch bin ich überhaupt auf die aktuelle Debatte aufmerksam geworden. Und ich bin froh, dass nun auch hier über dieses „Kulturgut“ gesprochen wird. So können wir uns austauschen, jeder kann sich seine Meinung bilden und vielleicht mithelfen, tradierte und überkommene Denkweisen endlich über Bord zu werfen.

Auch persönlich bin ich Eleonore sehr dankbar. Denn könnt ihr euch vorstellen, dass ich über dieses Ereignis zum ersten Mal aus dem Nähkästchen plauderte, 50 Jahre später? Tja, so fest sind Schuldgefühl und Scham in den Herzen missbrauchter Frauen verankert.

Es ist ein deppertes Sauflied, da sind wir uns einig, von dem es gleichwohl künstlerische Abwandlungen gibt. Ein deppertes Sauflied, nichts weiter? Wie gesagt und beschrieben, aus Worten können Taten werden. Und ich behaupte, dass dieses Lied, in einer Kneipe oder einem Bierzelt gegröhlt, geradezu zum Tun ermuntern kann. Jedenfalls in der Version, die mir geläufig ist.

Der Text ist in Zweizeilern im Paarreim gehalten. Kurz und bündig und mit einfachen Worten (der „schneeweiße Busen“ ist bereits das poetische Highlight) wird der Zuhörer in das Geschehen einbezogen, das als vergnügliches Ereignis geschildert wird.

Nach jeder Zeile folgt ein beschwingtes „Oho, oho, na-na-na“ oder so.

Die Melodie im Viervierteltakt, der mit schnellen Achtelnoten nach vorne drängt, suggeriert: „Marsch marsch, mein Freund, hol dir, dir das Glück, das dir zusteht!“ - ohne Rücksicht auf Verluste.

Das „Rauschen der Donau“ ist ein logischer Fehler. Bewusst konnte die Schlafende es nicht gehört haben. Vielleicht beabsichtigt, um sich als Unschuldslamm darzustellen, denn es kann ja keine Vergewaltigung gewesen sein.

Zitat
Danke für den Text Jenny, so kenn ich ihn auch (Es gibt aber viele) ... Soll ich dem Wieland die Schnauze polieren?

Nicht mehr nötig, lieber Hans. Den bösen Buben hat schon längst der Teufel geholt.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
« Letzte Änderung: Juni 16, 2020, 16:38:54 von Seeräuber-Jenny »
Ideale sind wie Sterne. Wir erreichen sie niemals, aber wie die
Seefahrer auf dem Meer richten wir unseren Kurs nach ihnen.
Carl Schurz

Martin Römer

  • Gast
Re: Der Maiskolbenversteher
« Antwort #24 am: Juni 16, 2020, 16:54:19 »
Viele Ansichten, viele Verzweigungen.

Wie an so einer Stelle üblich, möchte ich doch dafür plädieren, Fall für Fall gesondert zu betrachten
und sich auch bei dem Hintergrund von grässlichen persönlichen Erfahrungen nicht in schädlichem Dogmatismus zu ergehen.
Es wurde jetzt mehrmals kundgegeben, dass - ob niederes oder höheres Milieu - die Selbstbestimmung das Maß der Dinge ist.

Hat schon längst der Teufel geholt.....

Hach!
Dabei habe ich ja gerade von der geschmähten Frau eine gewisse Direktive erhalten! ;)
Also sei mir nicht allzu gram.


Nonchalante Grüße
M.

Seeräuber-Jenny

Re: Der Maiskolbenversteher
« Antwort #25 am: Juni 16, 2020, 17:03:59 »
Hallo Sufnus,

dein Mitgefühl weiß ich sehr zu schätzen!

Ja, schon komisch, dass ich manchmal an diese alte Geschichte denke, aber bisher nicht drüber gesprochen oder geschrieben habe. Bin doch sonst nicht auf den Mund gefallen.

Jedes Ding hat zwei Seiten. Wäre, wäre das nicht geschehen, hätte, hätte ich nicht meine Konsequenzen gezogen und wäre wohl nicht beizeiten fortgegangen. Ich habe es nicht bereut. So stand ich schon frühzeitig auf eigenen Beinen, und statt im öden Kaff zu versauern habe ich mein Glück im schönen Berlin gefunden, wo alles immer wieder neu und aufregend ist.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
« Letzte Änderung: Juni 16, 2020, 17:09:25 von Seeräuber-Jenny »
Ideale sind wie Sterne. Wir erreichen sie niemals, aber wie die
Seefahrer auf dem Meer richten wir unseren Kurs nach ihnen.
Carl Schurz

Eleonore

  • Gast
Der Maiskolbenversteher
« Antwort #26 am: Juni 16, 2020, 19:31:16 »
Hi zusammen,

es freut mich, dass wir über ein Thema, wo sich die Gemüter so schnell erhitzen,
jetzt so ruhig und offen sprechen können. Es berührt mich. Heut früh ist mir der Zorn kurz hochgekocht und ich habe gemerkt, dass ich in ganz alten Verhaltensketten gefangen war und innerlich am mich ebenfalls wieder verabschieden.

Hans, ich glaube schon ,dass sich ganz ganz langsam am Moralbegriff etwas ändert. Das dauert und steter Tropfen höhlt den Stein.
Wer solls denn ändern, wenn nicht wir alle zusammen?
Die jungen Männer - Jenny Du hast es angesprochen - sind tw. nicht mehr so krass sexistisch, wie viele alte - . Als ich kürzlich mehrere junge Männer mit Babys im Beutel auf der Brust sah, ging mir das Herz auf. Da hat sich doch entschieden was getan in den letzten Jahrzehnten.

Jenny, es tut mir leid, dass Du männliche Gewalt so extrem erfahren hast. Danke, dass Du so offen mit uns darüber sprichst.
Und, wie Du schreibst, es hat einen eigenen Weg eröffnet... . :)

Frauen verschließen das in sich, oft.
Das 10-jährige Mädchen, von dem ich oben erzähle, war ein unglaublich sanftes Wesen. Liebevoll, ruhig, verträumt.
Sie hat sich innerhalb kürzester Zeit in einen kratzbürstigen zornigen Drachen gewandelt. Wurde von den KollegenInnen als eben vorpubertär abgetan. Ich fragte sie im Schulhof, was eigentlich mit ihr los sei. Und da stellte sich dann heraus, dass jüngere Jungs sie, die einfach schon ein wenig weiblich wurde, abgetatscht hatten. Mehrmals. Zwei hatten sie festgehalten. Und einer gegrabscht.
Sie hatte es in sich verschlossen und mit Aggression reagiert.
Als sie es mir erzählte, kamen auch andere Mädchen und erzählten von den entwürdigenden Erfahrungen, die sie gemacht haben.
Ich wurde sehr sehr zornig und redete erst mit den Jungs und dann mit deren Eltern.

Diese Jungs sind ja auch keine Täter - sie kriegen das halt vorgelebt von "coolen" sexistischen Freunden, von ihren Vätern, in Drecksfilmen, die sich die Kids im Internet auf den handys ziehen.

Darüber muss gesprochen werden, damit es sich ändert . Für die Mädchen, die Frauen und auch für die Jungs.

Als mein Sohn in die Pubertät kam, war ich manchmal sehr verblüfft, was er mit seinen Freunden für "männliche" Zoten austauschte. Wenn ich nachhakte  und die Begriffe, die sie so männlich - cool am Küchentisch herumwarfen, auf Tiefe abklopfte, stellte sich heraus, dass sie keine Ahnung von nichts hatten.  Es gehört einfach zum Mannwerden dazu anscheinend, klug, aufgebläht und gockelig daherzureden. Wie viel, wie oft, ... -- und anscheinend gehört auch die Mädchenabwertung dazu ... . Dann ist einer gleich automatisch größer.

Das sind Mechanismen, die gebrochen werden müssen.

Mit der Zuschreibung , dass alle Männer potentielle Täter sind, kommen wir nicht weiter.

***

Eky ich hänge mich nicht nur am Donaulied auf - ich bemerke oft und viel menschliche Ungerechtigkeiten und wo ich es für angemessen halte und die Kraft dazu habe, mache ich das offen. Das gebietet die Menschlichkeit und auch der Glaube an ein Ideal.
(Als ich mal aus dem Bus ausgestiegen bin und - im Winter - ausgerutscht und am Gehsteig lag, arg geprellt, hat mir kein einziger Mensch geholfen von den Passanten, die vorbeigingen.
Ich war absolut schockiert , nicht weil ich mir sehr weh getan hatte, sondern über die Eiseskälte der Menschen. In so einer Welt will ich nicht leben)

***

Sufnus Danke für Dein Mitgefühl ; den depperten Fahrlehrer habe ich schon längst verkraftet.
Hilfreich wäre da einfach eine Frauensperson gewesen, mit der ich mir darüber klar geworden wäre, dass ich mich sauunwohl bei diesem Menschen fühle und woanders hingehen sollte. Andere Mädchen saugen Selbstbewusstsein mit der Muttermilch auf . Das gab es bei uns leider nicht als Grundnahrungsmittel ....

***
Jenny ich danke Dir meinerseits, denn es freut mich sehr, dass ich einen Stein ins Rollen bringen konnte :)

***

Erich, es rührt mich sehr, was Du über die Härte in Deinen jungen Jahren schreibst. Danke fürs Teilen.

Das kenne ich auch  - bitterböse Zynismen und Abwertungen gg.über Männern. Insbesondere einem Mann hätte ich da Abbitte zu tun.
Es ist sicher so, dass wir alle Täter und Opfer sind.

@ willig und hingebungsvoll einem dominanten Hormonprotz unterwerfen  (Eky)
Ich bin mir da nicht so sicher. Ich habe mal Kontakt zu mehreren Frauen gehabt, die als Kinder sexuell mißbraucht worden sind. Eine der Frauen wurde von ihrem Vater vergewaltigt und später dann an sämtliche seiner Freunde weiter zur Nutzung gegeben. Diese Frau lernte ich kennen, da war sie vllt. 23. Sie kannte nichts anderes. Es war für sie normal so... - benutzt, beschmutzt zu werden. Sie hatte keine eigenen Grenzen ... war Verfügungsmasse gewesen.

Ich leitete mal Abschlußtage für Sonderberufsschülerinnen. Eine der Mädchen wandte sich an mich bzw. die Gruppe erzählte es mir. Dass dieses Mädchen jedes Wochenende , wenn sie heimfuhr, von ihrem Vater vergewaltigt wurde.
Ich hatte keinerlei Grund an dieser Erzählung zu zweifeln und auch mein Bauchgefühl sagte mir, dass das stimmt.
Als ich die Erzieherinnen des Mädchens darauf ansprach, erklärten sie, dass diese lüge. Es war eine katholische erzbigotte Einrichtung .... . Das Mädchen hatte sich in ihrer Not an die Erzieherinnen gewendet und diese hatten ihr ihre Wahrheit genommen.
Die Beratungsstelle für sexuell mißbrauchte Mädchen, an die ich mich wandte, sagte, man könne dem Mädchen nicht gg. seinen Willen helfen. Sie müsse einverstanden sein mit einer Anzeige bei der Polizei u.ä. .

***
zu Sufnus:
Du schreibst weiter oben : "Als Angehöriger des Tätergeschlechts"....

Dazu schreibe ich später noch. Ich muss jetzt Feierabend machen.

Auch zu Deinem Eingangsbeitrag, Martin, schreibe ich noch.

liebe Grüße

Eleonore








Seeräuber-Jenny

Re: Der Maiskolbenversteher
« Antwort #27 am: Juni 16, 2020, 20:09:59 »
Hallo Martin Römer,

so viele unterschiedliche Ansichten sind es nicht, die hier geäußert werden. Über die Beurteilung dieses Volksliedes sind sich sogar alle einig.

Natürlich muss man Fall zu Fall gesondert betrachten, aber die Summe aller Fälle, deren Ausmaß in der #metoo-Debatte sichtbar wurde, zeichnet ein düsteres Bild. Nämlich dass es auf dieser Welt kaum eine Frau geben dürfte, die noch nie Opfer sexueller Belästigung wurde, und sei es „nur“ verbal.

Dieser Aufschrei der gedemütigten Frauen richtet sich gegen den Dogmatismus, nämlich das Dogma, das dass Frauen nichts wert sind und allenfalls eine Gefahr darstellen. In unserer westlichen Welt hat die katholische Kirche fleißig am patriarchalen Weltbild gestrickt, und was Jahrtausende lang so war, das ändert sich nicht von einem Tag auf den anderen.

Aber gut, wir haben schon viel erreicht. Heute darf der Mann seiner Ehefrau nicht mehr verbieten arbeiten zu gehen, die Frau steht im Beruf „ihren Mann“, Vergewaltigung in der Ehe ist jetzt ein Straftatbestand, bei der Polizei gibt es ein Sonderdezernat für Gewaltdelikte gegen Frauen, es gibt Beratungsstellen, Frauenhäuser und staatliche Hilfen. Trotzdem. Gewalt gegen Frauen findet noch statt. Es gibt noch viel zu tun.

Auch wenn ich damals keinen angezeigt habe, hat der Rädelsführer doch seine Strafe bekommen. Der Vogel ist bereits in jüngeren Jahren für immer davongeflattert. Teufels Großmutter wartete schon mit dem Grillspieß auf ihn.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
« Letzte Änderung: Juni 16, 2020, 20:23:27 von Seeräuber-Jenny »
Ideale sind wie Sterne. Wir erreichen sie niemals, aber wie die
Seefahrer auf dem Meer richten wir unseren Kurs nach ihnen.
Carl Schurz

Seeräuber-Jenny

Re: Der Maiskolbenversteher
« Antwort #28 am: Juni 16, 2020, 20:40:51 »
Hi Erich,

gerade weil ich dich ein bisschen kenne, halte ich dich für ehrenwert. Klar, der Dämon tobt in uns allen und will ab und zu rausgelassen werden, aber zu so einer abscheulichen Tat würde dein Dämon dich gewiss nicht anstiften. Dazu bräuchte es schlechte Kinderstube, kriminelle Energie und einen Dachschaden. Nichts von dem trifft auf dich zu.

Jemandem nachsagen, er sei ein Mann von Ehre, ist nichts, dessen man sich schämen muss, finde ich. Leider wurde das Wort von den Nazis missbraucht, und leider wird es als soldatische Tugend gepriesen, zusammen mit dem Ruhm, Ruhm und Ehre. Die Ehre ist auch so ein missbrauchtes Ding. Ich selbst habe einen anderen Begriff von Ehre: Integrität, Fairness und Respekt.

Schuldig sind wir alle irgendwie. Nicht mal der Papst ist unfehlbar. Das Gute daran ist, dass man aus Fehlern lernen kann. Ach, die Leichen im Keller, sag ihnen, es täte dir leid.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny

« Letzte Änderung: Juni 17, 2020, 00:45:38 von Seeräuber-Jenny »
Ideale sind wie Sterne. Wir erreichen sie niemals, aber wie die
Seefahrer auf dem Meer richten wir unseren Kurs nach ihnen.
Carl Schurz

Seeräuber-Jenny

Re: Der Maiskolbenversteher
« Antwort #29 am: Juni 16, 2020, 22:21:05 »
Hallo Eleonore,

Zitat
Jenny, es tut mir leid, dass Du männliche Gewalt so extrem erfahren hast. Danke, dass Du so offen mit uns darüber sprichst.

Danke für deine lieben Worte. Ich finde es gut, dass es nach so langer Zeit mal ausgesprochen ist.

Ich will nicht groß rumjammern, aber die Lyrikforen haben mir in schwierigen Lebenssituationen schon oft weitergeholfen. Nach meiner Brustkrebs-OP begann ich wieder zu schreiben und beschloss, damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Ich erhielt viel Mitgefühl und Trost, wurde auch um Rat gefragt, und konnte so den Krebs auch mental endgültig besiegen. Später, viele Jahre nach dem sexuellen Übergriff in meiner Jugend, passierte noch mal was ähnliches, als ich an einen Psychopathen geriet. Aus der Zeit stammt das Gedicht vom "Röslein rot und blau". Ich erfuhr damals viel Unterstützung von meinen virtuellen und realen Freunden. In den Foren waren es vor allem drei Leute, die mir beigestanden haben: meine Freundin Cyparis, Erich Kykal und die angeblich so böse Ilka-Maria.

Zitat
Als mein Sohn in die Pubertät kam, war ich manchmal sehr verblüfft, was er mit seinen Freunden für "männliche" Zoten austauschte. Wenn ich nachhakte  und die Begriffe, die sie so männlich - cool am Küchentisch herumwarfen, auf Tiefe abklopfte, stellte sich heraus, dass sie keine Ahnung von nichts hatten.  Es gehört einfach zum Mannwerden dazu anscheinend, klug, aufgebläht und gockelig daherzureden.

Ja, scheint so, dass Imponiergehabe zum Erwachsenwerden dazu gehört. Ich muss da an einen Cartoon von Claire Bretécher denken. Ein Junge marschiert durchs Kinderzimmer, der kleine Bruder hinterher. Sie halten die Hände vor die Brust und skandieren: „T*, T*, T*“. Da dreht sich der große Junge um und sagt zum kleinen: „Du weißt doch gar nicht, was das ist.“ Worauf der Kleine heult: „Bääääh“. Aber das betrifft nicht nur die Jungs. In Moabit traf ich mal zwei kleine türkische Mädchen. Sagt das eine zum anderen: „Du bist ja schwul.“

Unwissenheit ist die Wurzel allen Übels. Einem Jungen, der in patricharchalen Verhältnissen aufwächst, vielleicht vernachlässigt wird, und der sein Frauenbild aus den Pornoseiten des Internet bezieht, wird es nicht eben leicht gemacht, ein gesundes, gleichberechtigtes, liebevolles Verhältnis zum anderen Geschlecht zu entwickeln. Damit haben sogar erwachsene Pornofilmkonsumenten oft ihre Probleme.

Wir müssen reden. Und ich finde es auch sehr schön, dass wir das in unserem Lyrikforum tun. Wir Dichter, die wir ein bisschen Grips haben, können unseren Teil zur Aufklärung beitragen.

Genau, schon im Interesse der Menschlichkeit.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
« Letzte Änderung: Juni 16, 2020, 22:47:35 von Seeräuber-Jenny »
Ideale sind wie Sterne. Wir erreichen sie niemals, aber wie die
Seefahrer auf dem Meer richten wir unseren Kurs nach ihnen.
Carl Schurz