Besser mit Hund
Es ist helllichter Tag. Mein Mann und ich sind vor einer Stunde aus der Stadt zurückgekehrt und er hat sich bereits oben mit dem Boxer zum Mittagsschläfchen zurückgezogen. Beide schnarchen laut vor sich hin. Ich hatte genau das mit dem Dackel auch vor, als es plötzlich klingelt und zwei Polizisten an der Türe stehen. Am helllichten Tag.
Ich schaue misstrauisch durch die Butzenscheibe aus Panzerglas. Ich bin mir keiner Schuld bewusst und man hört ja so viel. Von Polizisten, die gar keine sind, von Räubern, die sich so Zutritt zum Haus verschaffen und die Bewohner aufs Übelste zurichten.
So öffne ich die Haustüre nicht. Der Dackel bellt, der Boxer schweigt.
„Sind Sie Marlene Bukow und ist ihr Mann Anton Bukow,“ fragt der Polizist durch die Glasscheibe. Es klingt streng. Ich nicke. „Wir müssten mal etwas mit Ihnen besprechen,“ fügt seine blonde Kollegin hinzu. Es klingt wie ein Befehl.
Ich werde noch misstrauischer. Ausweise kann man in jedem Copyshop fälschen, denke ich. Außerdem habe ich von Kind an eine Aversion gegen Befehle.
Was soll ich tun? Meinen Mann kann ich nicht wecken. Als Epileptiker darf man ihn nicht aus dem Schlaf reißen, das würde direkt einen Anfall provozieren. Ich bin mir unsicher, spüre etwas Angst in mir aufsteigen. Aber ich räuspere mich und sage dann mit fester Stimme: „Ja, dann besprechen wir das mal besser am Gartentor. Ich hole erst den Hund. Kommen Sie dann bitte rechts zum Törchen.“ Die Polizisten schauen verdutzt ob soviel Frechheit.
Ich leine den großen, muskulösen Boxer an und flüstere ihm ins Ohr „Pass op, Jung!“ Als ich das Gartentor öffne, weichen die Polizisten einen Schritt zurück und mustern respektvoll den gestromten, massiven Rüden, der zwar Frauchens Anweisung auf Sitz folgt, aber wirkt, als wolle er gleich losspringen. Er setzt sich nicht vollständig, lässt Luft unter dem Po, seine Sehnen sind angespannt, der Schwanz starr gestreckt.„Was also möchten Sie von mir?“ frage ich und lehne mein Knie an den Boxer, der nun leise grummelt.
Die Polizistin streckt die Hand aus und geht einen Schritt nach vorn. Der Boxer springt auf und blafft. Ich sehe die Hand des Kollegen rechts zur Waffe gehen.
Oberflächlich und abgelenkt schaue ich auf das, was die junge Blonde in der Hand hält. „Ist das das Portemonnaie ihres Mannes?“ fragt der Polizist, nicht ohne aus den Augenwinkeln den Boxer zu beobachten, der sich nun nicht mehr hinsetzt, sondern mit gespreizten Beinen quer vor Frauchen und dem Törchen steht. Niemand würde hier hinein kommen. Niemand. Dafür würde er sorgen!
„ Wie? Was? Ja, äh, ja“ stottere ich und befehle dem Boxer Platz. Widerwillig und grummelnd gehorcht er. Ich dreht das Portemonnaie in den Händen. „ Ja, aber woher… Danke, danke schön.“ „ Der Besitzer des Türkenimbisses, wo sie gegessen haben, hat uns angerufen und wir dachten, wir bringen es rasch vorbei.“
Ich erröte vor Scham. „Entschuldigen Sie, aber ich wusste ja nicht…“. „Alles ok,“ antwortet der Polizist und hat immer noch die Hand am Halfter. Der Hund knurrt immer noch. Der Dackel kläfft immer noch wie ein Verrückter im Haus. „Da haben Sie aber einen richtig guten Wachhund. Drinnen ist ja auch noch einer. Da brauchen Sie keine Alarmanlage. Ist uns noch nie passiert, so was, aber Sie sind halt vorsichtig. Ist ja nicht verkehrt.“ „ Ist das ein Kampfhund?“, fragt die Kollegin etwas zickig. „Nein, sieht nur so aus. Ist ein Deutscher Boxer. Ist ganz lieb.“ Sie lächelt kühl, ziemlich kühl, und beide gehen diskutierend zum Wagen, den sie ein paar Meter vom Haus entfernt geparkt haben.
Ich gebe meinem Boxer ein Küsschen auf die Stirn, klopfe seine breite Brust und lobe: „ Jut jemacht , Jung!“.
Als ich die Terrassentüre öffne, rast der Dackel zum Törchen und bellt dem, was auch immer da war, hinterher: „Komm nie wieder. Sonst jibbet Kasalla“.
Zur Erinnerung an meine geliebten Hunde Janosch(Dackel) und Bolle(Deutscher Boxer)